(Neue) Arbeitswelt

Die ersten 90 Tage im neuen Job – heute: Außenseiter per Sie

Neulich treffe ich auf dem Weg zum Bus meine Nachbarin Sabine, die vor ein paar Wochen bei einer Bank als Assistentin angefangen hat zu arbeiten. Ich frage sie: „Und wie läuft´s im neuen Job?“ Alles sei soweit gut, nur das Gerede nachmittags ab vier ginge ihr auf den Nerv. Sobald die Chefin gegangen ist, verziehen sich die Kollegen „zum Termin“ wie es heißt und treffen sich im Nachbarbüro auf ein Glas Sekt oder ähnliches. Sie selbst sei nicht dabei. Wie soll man sich da wohl richtig verhalten?

Ich denke kurz darüber nach und frage meine Nachbarin, ob sie denn gern „dabei“ wäre oder ob sie die Außenseiterrolle für sich akzeptieren kann. Ich frage auch, ob sie die anderen duzt oder siezt. Auf die erste Frage kommt eine etwas unentschlossene Antwort – zum einen will man Teil einer Gruppe sein, zum anderen möchte man seinen Job gut machen und deswegen geht man ja – normalerweise – auch ins Büro. Sabine sieze die Kolleginnen, die sich untereinander jedoch alle duzen würden. Mmh. Ich empfehle ihr, den anderen auch das DU anzubieten, damit würde die Botschaft wegfallen „ich möchte gar nicht dazugehören“. Auch, wenn man per Du ist, kann man die für manche sehr wichtige Distanz einhalten, denke ich. Sabine meint dann, dass es doch jetzt auch komisch erscheinen würde, den anderen jetzt noch das Du anzubieten. Ich frage: hast Du eigentlich Deinen Einstand in irgendeiner Form gefeiert? Sabine antwortet, dass das dort nicht erwünscht sei, aber ich bin nicht sicher, ob ihre Antwort nicht eine Ausflucht war. Gegen einen selbstgebackenen Kuchen kann man doch gar nichts haben, oder? Außerdem wäre das noch eine gute Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen, Teil der Gruppe zu werden und z.B. auch das Du anzubieten.

Generell gilt, dass man sich dem anpassen sollte, was im Unternehmen üblich ist. Der Ranghöhere bietet – unabhängig vom Alter – das Du an. Man kann höflich, aber bestimmt auch ablehnen, den anderen zu duzen. Im oben genannten Fall jedoch, würde ich dringend dazu raten, die Außenseiterrolle abzulegen, denn wo „Termine“ mit Sekt an der Tagesordnung sind, ist Mobbing oft nicht weit…

P.S.: Die ersten 90 Tage im Job – dazu gibt es übrigens demnächst einen Workshop als Bestandteil der Ferienakademie der FH Jena.

Über den Autor

Angelika

Angelika kümmerte sich von 2010 bis 2017 um die Vermittlung von Freiberuflern. Sie hat Betriebswirtschaft studiert und ist zudem ausgebildete Heilpraktikern. Im Büro sorgte sie für unser medizinisches Wohl und außerdem, dank ihres wunderbaren Humors, oft für gute Laune.