(Neue) Arbeitswelt

Headhunting II: Wie arbeiten Headhunter?

Heute berichte ich mal aus dem Nähkästchen: Wie werde ich vom Headhunter gefunden? Woher haben sie die Informationen über mich? Woher wissen die, dass ich mich mit dem Gedanken trage den Job zu wechseln? Zunächst einmal vorab: das alles wissen Headhunter nicht! Hier spielt Ihnen die Tatsache zu, dass fast 80% der arbeitenden Bevölkerung mit dem Job unzufrieden sind.

Headhunter – Der Research

Im Research wird die sehr wichtige Vorarbeit geleistet. Der Headhunter stimmt mit dem Kunden die sogenannten Zielfirmen ab. Wo könnten Personen beschäftigt sein, die auf das gewünschte Profil passen? Welche Quellen gibt es sonst noch, wie zum Beispiel Netzwerke oder Listen von Konferenzen und Fachausschüssen. Im digitalen Zeitalter kommen hier auch die Medien hinzu, in denen sich Menschen zu bestimmten Themen äußern. Dazu gehören Xing & Co genauso wie Fachforen und Blogs. Die Personen, die sich frei im Netz zeigen, sind leicht identifiziert. Alle anderen muss der Researcher (oder meistens eben Researcherinnen) nun mühsam erkunden. Und wie? Immer noch über das Telefon! Ich kenne Researcherinnen, die innerhalb weniger Stunden gesamte Organigramme von Unternehmen und vor allem für den Bereich, der interessiert, alle Namen von Chefs und Mitarbeitern aufzeigen können. Wie die Damen und Herren das machen, soll hier ihr Geheimnis bleiben und ich kann nur sagen, dass sie mit Höflichkeit und Freundlichkeit fast alles rausbekommen. Einige Unternehmen haben hier auch reagiert und schulen ihre Mitarbeiter zum Thema „Angriff der Headhunter“.
Nun entscheidet der Personalberater meist gemeinsam mit dem Researcher, welche Personen, auch Idents genannt, angesprochen werden. Darauf aufbauend werden jetzt die Wechselwilligkeit und die erste Eignung der Kandidaten durch den Researcher gecheckt. Diese Anrufe finden zunächst am Arbeitsplatz statt, in denen auch die Position kurz umrissen wird.

Headhunter – Die Qualifikation der Kandidaten

Hier schlägt die Stunde der Personalberater! Wechselwillige Kandidaten geben ja gern ihre Kontaktdaten raus und man verabredet sich zu einem ersten ausführlichen Telefonat und meistens gleich auch zu einem ersten Treffen in irgendeiner Hotellobby J Eben dort, wo man den Kandidaten erwischt. Der Headhunter muss in diesem Gespräch für die Position und das Unternehmen werben, gleichzeitig die Eignung der Person tiefer prüfen und mögliche Hürden für einen Jobwechsel erfragen. Das Umfeld der Kandidaten ist hier nicht zu unterschätzen, da an einem Jobwechsel oft ein Ortswechsel hängt und man Familie, Freunde und soziale Bindungen immer mitdenken muss. Leider habe ich es schon erlebt, dass der Kandidat und der Kunde sich einig waren, sich dann aber die Familie quergestellt hat. Seither bin ich auch schon mit Ehepartnern von Kandidaten durch die Stadt gelaufen und habe den Standort angepriesen. Viele Unternehmen haben das mittlerweile erkannt und bieten heute einen Willkommensservice an.
Während des persönlichen Interviews checkt der Personalberater auch die Passung der Kandidaten zur Unternehmenskultur. Dabei hat der Headhunter in der Regel sehr gute Informationen zu Historie, Kultur und Klima des entsprechenden Wirkungskreises. Im Anschluss an solche Gespräche erstellt der Personalberater ein finales Profil/ Exposé zu den Kandidaten.

Headhunter – Die Präsentation geeigneter Kandidaten

Der Personalberater entscheidet nun, welche Profile er seinem Kunden vorstellt. Hat er gute Vorarbeit geleistet, will der Kunde die Kandidaten auch sehen. Jetzt geht es in erster Linie darum, den passendsten Kandidaten zu promoten. Hierbei sind des Beraters Menschenkenntnisse gefragt und die guten Vorarbeiten zahlen sich aus. Fast wie bei einem Verkaufsgespräch gibt der Personalberater Informationen und Empfehlungen zu den Kandidatenprofilen ab. Das ist eine kniffelige Situation, denn hier lehnt sich der Headhunter aus dem Fenster und gibt seinem Kunden eine Garantie. Sollte sich herausstellen, dass es doch ein Fehlgriff war, besetzt der Headhunter die Stelle innerhalb von 6 Monaten erneut und hat auch noch einen zusätzlichen Kandidaten, der wieder auf Jobsuche ist.
Zukunftsentscheidend ist letztlich, dass sich aus ersten Aufträgen nachhaltige Kundenbeziehungen entwickeln. Ich selbst habe zu ehemaligen Kandidaten, die ich erfolgreich besetzten konnte, noch heute gute Geschäftsbeziehungen und so manchen Folgeauftrag generieren können.

Headhunter – Der Erfolg

Im Idealfall waren die Vorstellungsgespräche erfolgreich und alle Entscheider konnten sich einstimmig auf einen Kandidaten einigen. So der Wunsch! Doch seien wir mal realistisch, es kann noch so viel passieren: Kandidaten bekommen doch kalte Füße oder der Kunde möchte die Stelle plötzlich nicht besetzen, aus welchen Gründen auch immer. Vorausgesetzt alles geht nun wie am Schnürchen, dann ist das Gefühl, Kundenwünsche erfüllt zu haben und für einen Menschen eine neue berufliche Tür geöffnet zu haben, sensationell.

Über den Autor

Ina

Ina ist Personalerin mit Leib und Seele und war von Juni 2012 bis Mai 2015 unsere Frau an der “Front”. Sie hat bereits in der Personalentwicklung, als Headhunter und als Personalleiterin gearbeitet. Gegenwärtig war sie auch in Sachen systemische Beratung unterwegs, coacht und begleitet Fach- und Führungskräfte. Ina hat viel erlebt, was im Personalwesen passieren kann und ist gespannt auf das, was sie noch nicht erlebt hat. Über ihre Erfahrungen berichtete sie auch hier auf dem Bewerberblog.