(Neue) Arbeitswelt

Nebenjob oder kein Nebenjob – das ist hier die Frage

Jeder Schüler oder Student stellt sich früher oder später die Frage, ob er oder sie einen Nebenjob braucht. Neben der Schule tragen viele Schüler Zeitungen aus, helfen im Garten, räumen Regale in Supermärkten ein, babysitten oder gehen Gassi mit dem Nachbarshund. Für die Studenten gibt es da viel mehr Möglichkeiten und jeder kann sich einen Nebenjob nach seinen Vorlieben oder Bedürfnissen aussuchen. Ob dies aus reinem Interesse, aus Langeweile oder aus Geldnot geschieht, ist auch sehr individuell und hängt von der Zeit und den Umständen ab.

Letztens bin ich mit zwei Studentinnen mit der Mitfahrgelegenheit unterwegs gewesen und wir haben uns lange über diese Thema unterhalten. Die Fahrerin war eine Ernährungswissenschaftlerin im vierten Semester und sehr erfahren in den gastronomischen Servicejobs und die andere, eine Lehramtsstudentin im zweiten Semester, hat mit sich gerungen, ob sie denn Zeit hätte für einen Nebenjob und ob es überhaupt einen gibt, der zu ihr passt. Sie war sehr wählerisch und konnte sich mit keinem Angebot von uns identifizieren…und wir haben uns größte Mühe gegeben! Es gibt doch so viele tolle Nebenjobs, die entweder viel Geld bringen, dich evtl. beruflich weiterbringen oder einfach nur Spaß machen. Die neuen Studiengänge wie Bachelor und Master machen es den Studenten jedoch sehr schwer, Zeit für einen Nebenverdienst zu finden. Die straff organisierten Stundenpläne und die vielen Klausuren und Hausarbeiten lassen wenig Spielraum und viele Studenten sind völlig überfordert und gestresst. Die Zweitsemestlerin hat zwar immer wieder ihr schlechtes Gewissen, das sie ihren Eltern gegenüber hatte, unterstrichen, aber man hat schnell den Eindruck gehabt, dass sie schon damit zufrieden war, dass sie nicht auch noch nebenbei arbeiten muss. Oft ist das auch nicht möglich und viele konzentrieren sich voll und ganz auf ihr Studium und ziehen es auch schnell durch. Ich habe nebenbei studiert und hauptsächlich gearbeitet, das auch nicht so gut ist – missen möchte ich diese Erfahrungen aber auf keinen Fall.

In erster Linie ist es fast immer eine Frage der Umstände – wie nötig brauche ich das Geld und wie viel Zeit kann ich mir dafür nehmen? Einige haben keine andere Wahl und müssen arbeiten. Als Weinerntehelfer in den Sommerferien, Unkraut jäten am Wochenende, Pizzalieferant abends nach der Uni  und kellnern nachts in der Disko. Die typischen Jobs wie Kassierer, Aushilfe im Verkauf, kellnern, im Call-Center, Promotion (auf Messen usw.) und putzen hat fast jeder schon mal gemacht. Dann gibt es natürlich die Variante, etwas „berufsspezifisches“ zu machen – d.h. Praktika, Hiwi, Tutor usw. Auf dem Lebenslauf sieht das immer gut aus (die typischen Berufserfahrungen, die überall verlangt werden) und man kann sich da schon evtl. auf eine bestimmtes Gebiet spezialisieren und merkt schnell, was einem liegt. In der letzten Zeit höre ich immer öfter von Leuten, die zur Blut-, Plasma- und Thrombozytenspende gehen. Diese „Nebentätigkeit“ nimmt nicht viel Zeit in Anspruch ist aber auch nichts für schwache Nerven oder niedrigen Blutdruck! Dann gibt es ja noch die fragwürdigen Medikamententests oder andere gesundheitsunschädliche Experimente. Gutes Geld kann man in der Produktion verdienen, was häufig mit Schichtarbeit verbunden ist. Wahrscheinlich sehr „interessant“ und auf alle Fälle sehr lukrativ ist der Begleitservice. In einer Metropole wie Berlin sicherlich nicht so gefährlich wie in Jena – hier kann es vielleicht schnell passieren, dass man plötzlich seinem Professor beim Abendessen im Restaurant gegenüber sitzt. Die starken Männer gehen auf die Baustelle und die Mädels arbeiten als Hostessen auf großen Kongressen oder Messen. Wer eine Nachteule ist, nicht so viel mit Menschen zu tun haben will und seine Ruhe braucht, beispielsweise zum Lernen, ist als Nachtwächter oder an der Hotelrezeption gut aufgehoben.

Natürlich gibt es viele ehrenamtliche Jobs, die viel Spaß machen und von großem Nutzen sind. Da gibt es die „Grüne(n) Damen und Herren“, ein Besuchsdienst für Patienten in der Uniklinik, die Tafel sucht auch immer fleißige Helfer, im Tierheim freuen sich die Hunde auf einen schönen Spaziergang im Wald, bei der Lebenshilfe kann man mit den behinderten Menschen ins Schwimmbad gehen oder andere Freizeitaktivitäten gestalten usw. usw. usw. – hier ist die Liste endlos.

Ich habe mich bei uns im Büro umgehört und über die Existenz der witzigsten und spannendsten Nebenjobs erfahren – meine Top 5:

  • Mäuse fangen im Keller (für jede Maus gab es eine Mark)
  • Sparschweinherstellung (so lernt man früh das Geldsparen)
  • die Blätter von den Äpfeln entfernen, die noch auf Bäumen wachsen, damit die Äpfel makellos und schattenfrei wachsen
  • Salami verpacken
  • Schnapsbrennen (nur als Chemiestudent empfehlenswert)

Was habt ihr schon für verrückte Nebenjobs gemacht? Wie wichtig sind für euch diese praktischen Erfahrungen? Denkt ihr auch, dass man dabei fürs Leben lernt, egal wie wenig der Job mit dem Studium zu tun hat? Ich freue mich über eure Kommentare!

Über den Autor

Anna M

Anna war von März 2013 bis Ende 2014 im Bereich Recruiting bei uns tätig. Nach ihrem Magisterstudium in Slawistik, Romanistik und Auslandsgermanistik war sie zunächst als Vertrieblerin tätig. Am liebsten berichtete Anna über den Perspektivwechsel vom Bewerber zum Personaler und ihre oft amüsanten Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag.