Bewerbung & Interview

Pseudo-Bewerbung – muss das sein?

Quelle: bewerberblog.de
Geschrieben von Anna M

Ich freue mich grundsätzlich über jede Bewerbung. Es ist jedes Mal sehr spannend zu sehen und zu erfahren, warum sich die Menschen bewerben, in welchen Lebenssituationen sie sich befinden, was sie in ihrem Leben gemacht haben und was sie so antreibt. Natürlich ist es auch interessant zu sehen, wie sie sich bewerben. Das sagt oft einiges über die Motivation und die Einstellung aus. Da gibt es gewaltige Unterschiede und manche Bewerbungen sind leider wirklich erschreckend.

Heute habe ich eine super Bewerbung bekommen. Eine User Experience Designerin, die ihren Job liebt und das Design im Blut hat. Ihre ganzen Unterlagen sind in ihrem eigenen Corporate Design – das technische Profil besteht aus Icons der einzelnen Tools und Programmiersprachen, die Sprachkenntnisse hat sie als Balkendiagramm dargestellt (so kann man sehr gut den Kenntnisvergleich sehen), ihre Arbeitsproben sehen super aus und das Wichtigste: sie hat sich auf eine von uns ausgeschriebene Stelle beworben! Warum freue ich mich so darüber?

In der letzten Zeit bekomme ich ständig Bewerbungen, die ich mal vorsichtig „unmotiviert“ nennen möchte. Teilweise sind es Initiativbewerbungen, bei denen man merkt, dass es sich um wild verstreute Bewerbungen handelt. Hier haben sich die Kandidaten weder über die Firma informiert, noch sich die Mühe gemacht, zu schauen, ob wenigstens die Branche überhaupt passt und wer der Ansprechpartner ist. Schnell erkennt man, dass die Bewerbung in diesem Format schon seit Monaten unverändert und ohne jegliche Anpassung an unterschiedlichste Firmen verschickt wird. Nun flattern auch Bewerbungen rein für Stellen, die wir nicht haben und auch nie ausgeschrieben hatten. Dann versucht man, die Personen anzurufen, um dieses Missverständnis klar zu stellen und sie gehen nicht ans Telefon. Die anderen geben noch nicht mal eine Telefonnummer an, geschweige denn man kann ihre Bewerbung überhaupt ernst nehmen, wenn sie geknickt in einen kleinen Umschlag reingequetscht wurde – mit der subtilen aber offensichtlichen Bitte, ihn/sie auf keinen Fall anzurufen. Wie zum Beispiel die Bewerbung oben links im Bild. Meine Kollegin machte den Scherz, ich soll ihm doch einen Brief zurück schreiben und ihn fragen, ob es eine Möglichkeit gibt, ihn fernmündlich anzuvisieren 🙂

Ich frage mich, ob solche Bewerbung wirklich mit der Hoffnung auf eine Stelle (wenn diese denn existiert) verschickt werden oder ob es sich dabei um „Pseudo-Bewerbungen“ handelt. Machen das die Leute, weil sie nach den Auflagen von der Agentur für Arbeit zehn Bewerbungen pro Monat schreiben müssen und einfach nicht mehr wissen, wo sie sich noch bewerben können? Kann man mit dieser Einstellung ernsthaft auf die Jobsuche gehen? Mich ärgert das immer nur und ich bin mir sicher, dass die Menschen sich damit viel verbauen.

Über den Autor

Anna M

Anna war von März 2013 bis Ende 2014 im Bereich Recruiting bei uns tätig. Nach ihrem Magisterstudium in Slawistik, Romanistik und Auslandsgermanistik war sie zunächst als Vertrieblerin tätig. Am liebsten berichtete Anna über den Perspektivwechsel vom Bewerber zum Personaler und ihre oft amüsanten Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag.