IT & Technik

Warum ich nicht Informatik studiere

Informatik, Quelle: geralt/pixabay.com
Geschrieben von Viktoria

…weiß ich ganz genau!

Eigentlich. Aber bei all den Kunden, für die bei uns im Büro täglich gut ausgebildete Informatiker gesucht werden, wird man schon mal stutzig. Das Studium ist einfach zu schwer und zu trocken und der Beruf scheinbar öde und langweilig. Hat die Informatik einen so schlechten Ruf verdient? Und woher kommt der?

Was früher noch cool war

In der Schule war Informatik immer super. Da hatte jeder Spaß dran, am Computer rumzuspielen. Bei Vorträgen hat sich jeder freiwillig für die PowerPoint gemeldet. Einen Laptop mit Internetzugang, ein Auto und ein Handy mit allen möglichen Apps hat heute auch jeder. Wieso also nicht damit sein Geld verdienen?

  • Wie funktioniert der Transport von Daten im Internet?
  • Wie kann ich mich vor Passwortdiebstahl im Internet schützen?
  • Wie entwickelt man intelligente Maschinen?

All das sind Fragen, die sich Informatiker unteranderem stellen. Warum erlischt das Interesse an solchen Themen mit dem Studium?

Worum es im Informatik Studium geht

Das Studium lehrt im Allgemeinen, Informationen mit Hilfe von Computern automatisch zu verarbeiten. Da in den ersten Semestern hauptsächlich mathematische Grundlagen vermittelt werden, unterscheidet es sich hier meist nur im geringen vom klassischen Mathematikstudium. Hinzu kommen dann die Grundlagen der Informatik und der Technik. In höheren Semestern ist meist eine Spezialisierung auf bestimmte Fächer, wie zum Beispiel Wirtschaftsinformatik, Medieninformatik oder Bioinformatik möglich. Das Bachelorstudium nimmt in der Regel 6 – 8 Semester in Anspruch. Wer dann noch den Master machen will, studiert meist weitere 1 bis 2 Jahre.
Als Grundvoraussetzungen für ein Studium der Informatik verstehen die Hochschulen meist:

  • ein gutes mathematisches Verständnis,
  • ausreichend Abstraktionsvermögen,
  • Kreativität sowie
  • genügend Einfühlungsvermögen.

Letzteres bräuchte man vor allem im späteren Job, häufig arbeite man ja eng mit Kunden zusammen. 😉

Sind all diese Inhalte so abschreckend, dass viele angehende Studenten ein Informatikstudium wirklich von vornherein ablehnen?

Was Abiturienten und Studenten über Informatiker denken!

Welchen Ruf das Studium der Informatik wirklich hat, habe nicht nur ich mich gefragt. Das Institut für Psychologie der TU München führte zu diesem Thema eine Studie mit 656 Probanden durch, unter denen sowohl Abiturienten und Studenten als auch Studenten der Informatik waren. Heraus kam folgendes:

  • Das Image der Informatiker ist schlecht. Vor sich sehen viele den Nerd, den
    häufig unsozialen Freak, der Pizza essend und Cola trinkend nächtelang vor dem Computer sitzt.
  • Die mathematisch Interessierten sehen im Studium der Mathematik oder Physik tatsächlich die größere intellektuelle Herausforderung. In der Informatik würde man ja nur Programmieren.
  • Viele sind sich sicher, man müsse für das Studium genügend Kenntnisse besitzen, die über das in der Schule gelernte hinausgehen. Bei Jura oder Medizin sei dies nicht der Fall.

Na, Hast du dich ertappt gefühlt?

Ja, das gebe ich zu. Aber wer sich vom Studium der Informatik abschrecken lässt, weil er denkt, der Beruf eines Informatikers ist zwangsläufig der eines Nerds, der irrt sich. Informatiker arbeiten viel im Projektteam oder mit den Anwendern der Systeme, auf die sie sich spezialisiert haben. Teamfähigkeit und Aufgeschlossenheit gegenüber Kunden ist daher genauso ein Muss wie ein bisschen Menschenkenntnis. Schließlich sollen die Anwendungen eine möglichst große Zielgruppe erreichen. Nebenbei ist übrigens nicht jedes Matheass ein Nerd. Mathe wird heutzutage in fast allen Bereichen verlangt. Auch muss nicht jeder angehende Informatikstudent seit der siebten Klasse in seiner Freizeit programmiert haben. Vorkenntnisse sind, wie in vielen anderen Studienfächern auch, lediglich ein Bonus. Und wenn dann doch mal ein Nerd dabei ist, kann dieser trotz dieses gesellschaftlichen Stempels gut von seinem Dasein leben. Auch wenn er auf die Dauer nicht darum herum kommt, sich soziale Kompetenzen anzueignen. Die Einstellungs- und Einkommenschancen sind für Informatiker überdurchschnittlich gut. Vor allem durch die stetig voranschreitende Digitalisierung in der Wirtschaft und auch in fast allen Bereichen des täglichen Lebens werden Informatiker immer mehr gebraucht. Diese Tatsache bringt außerdem den Reiz der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderung mit sich. Wer am Ende mit seiner Arbeit etwas bewegt hat, kann darauf schon mal stolz sein. In der Informatik liegt dafür die Chance. Darüber hinaus sind der spätere Arbeitsort und die Berufsmöglichkeiten sehr vielfältig, da die Informatik letztlich in nahezu jedem Bereich eine Rolle spielt.

Und das heißt?

Statt einem schlechten Ruf gebührt der Informatik wohl vielmehr Respekt. Vor allem potenzielle Studenten sollten ihr Studienfach wohl weniger von Vorurteilen und Image geleitet wählen. Nichts desto trotz, muss an dieser Stelle der Anspruch, den das Studium mit sich bringt, gewahrt werden. An Mathematik kommt man da nicht vorbei. Ich glaube, es wäre am besten, mal eine Vorlesung zu besuchen und sich so selbst ein Bild von den Studieninhalten und Kommilitonen zu machen. Gleichzeitig kann man so die Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten zur Eignung des Studiums verbessern. Und wer sich dann für das Studium entscheidet, für den ist es an den meisten Hochschulen übrigens Zulassungsfrei! 😉

Über den Autor

Viktoria

Viktoria war 2015-2017 Praktikantin bei uns. Sie studierte im Bachelor Wirtschaftswissenschaften und Soziologie. Vicki, wie wir sie nennen dürfen, unterstützte uns im Recruiting und im Personalmarketing - und versorgt uns natürlich mit Blogartikeln, in denen sie ihre Sicht der Dinge auf Studium, Informatik und Arbeitswelt schilderte.