(Neue) Arbeitswelt

Lesen – Nehmen wir uns noch ausreichend Zeit?

Leseverhalten, Quelle: pexels.com
Geschrieben von Claudia Fuhrmann

Wir sind überall (Teil 3)

Lesestrategien im 21. Jahrhundert

Es zeigt sich im beruflichen und privaten Alltag, dass Jugendliche ihr Leseverhalten an ihr Computer- und Fernsehverhalten angepasst haben. Sie überfliegen nur noch Textstellen und können so den Zusammenhang nicht richtig erschließen. Einen starken Einfluss auf das Leseverhalten haben dabei Smartphones, Tablets, E-Book-Reader und die besonderen Anforderungen, die das Internet an die Medienkompetenz seiner Nutzer stellt. Es ist festzustellen, dass sich in unserem Jahrhundert das Leseverhalten fundamental verändert.

Das Lesen im 21. Jahrhundert wird durch die neuen Medien bestimmt, deren Ergebnis immer kürzere Texte mit geringerer Halbwertzeit sind. Aus Briefen werden E-Mails, Facebook-Mitteilungen oder Whats App-Nachrichten. Zwar werden durchaus komplexe Texte am Bildschirm gelesen, jedoch ist die Entwicklung eines neuen Lesestils zu beobachten. Immer mehr Menschen tendieren dazu, Texte zu überfliegen, Abschnitte zu überspringen und kleinere „Häppchen“ zu lesen. Das Internet verführt zu unkonzentrierter Informationssuche, die das selbständige Denken untergräbt (siehe auch Artikel Wir sind überall (Teil 2) – Perspektivwechsel).

Keine Zeit mehr für intensives, längeres Lesen

Es stellt sich beim Thema Lesen sofort folgende Frage: Bei der Schnelllebigkeit, den Möglichkeiten, die das Internet bietet, und wie wir unsere Freizeit gestalten können, liest dann überhaupt noch jemand intensiv und über einen längeren Zeitraum ein Buch? Ja, doch leider mit sinkender Anzahl der Leser, denn die neuen Medien machen den klassischen Büchern zunehmend Konkurrenz. Das traditionelle Lesen verschwindet immer mehr zugunsten des Lesens im Internet, auf dem Tablet, auf dem Smartphone. Die gute Nachricht ist allerdings, dass nicht weniger gelesen wird. Im Gegenteil! Es wird heutzutage durch die digitalen Medien sogar mehr gelesen. Doch geht die Tendenz zu kürzeren Texten. So modifiziert das neue Leseverhalten auch die Texte.

Bei der Planung des Tagesablaufs spielt das klassische Lesen immer seltener eine wichtige Rolle. Es wird zunehmend lieber im Urlaub oder in der Freizeit gelesen. Im Alltag planen wir für das Lesen immer seltener feste Zeiten ein. Vielmehr nimmt das Lesen in kleineren Abschnitten zu. Bücher werden in mehreren Etappen über einen längeren Zeitraum gelesen.

Lesen vs. Ausschreiben von Jobangeboten

Das veränderte Leseverhalten (kurze Texte, oberflächliches Erfassen von Inhalten) hat auch Auswirkungen auf die Erstellung von Bewerbungsunterlagen. Viele Anschreiben deuten auf eine oberflächliche Beschäftigung mit dem ausgeschriebenen Job. Fragt man bei dem Bewerber nach, wird schnell klar, dass er die Anzeige nicht bis zum Schluss oder auch nur punktuell gelesen hat. Einzelne Schlagworte wurden wahrgenommen und führten dazu, eine Bewerbung ausgerichtet auf einzelne Anforderungen/Voraussetzungen zu verschicken. Geht man jedoch ins Detail, wird auch seitens der Bewerber schnell klar, dass es Punkte gibt, die der Bewerber nicht oder nicht ausreichend erfüllen kann.

Doch sollte nicht nur das Leseverhalten der Bewerber kritisch betrachtet werden. Auch Personalabteilungen und Personaldienstleister müssen sich fragen, ob die geschalteten Jobangebote noch zeitgemäß und auf das veränderte Leseverhalten ausgerichtet sind. Sind sie visuell ansprechend mit Bildern/Grafiken gestaltet? Sind sie auf einen Blick erfassbar oder zeichnen sie sich durch lange Texte mit blasser Farbe und wenig ansprechendem Design aus?

Fazit

Die neuen Lesestrategien haben zu einem starken Anstieg der „Häppchen-Leser“ geführt. Jugendliche überfliegen beim Lesen nur noch die Seiten oder lesen nur die interessantesten Passagen. Das zeigen die Ergebnisse der Studien und Umfragen, die im Auftrag der Stiftung Lesen seit 1992 wiederholt durchgeführt werden.

„Die Leser passen sich immer stärker an das Informationsüberangebot in der Mediengesellschaft an.“

schließt Prof. Klaus Ring, Geschäftsführer der Stiftung Lesen, aus der Studie. Positiv ist dabei, dass nicht weniger sondern mehr gelesen wird und dass ein anderes Leseverhalten unser digitales Zeitalter bestimmt. Jedoch sind noch nicht alle Beteiligten ausreichend auf die Anforderungen des Informationszeitalters vorbereitet. So sind hier vor allem die Eltern und auch die Schulen gefragt, hinreichend auf die Jungend einzuwirken, dass man sich wieder ausreichend Zeit zum Lesen nehmen kann und muss, denn „das Betriebssystem der neuen Medien ist das Lesen.“ betont Prof. Klaus Ring.

Über den Autor

Claudia Fuhrmann

Claudia betreute zwischen 2015 und 2018 die Bereiche Personalentwicklung und Weiterbildung. Im Aufbau von Qualitätsmanagement-Systemen fokussierte sie sich auf die DIN EN ISO 9001 sowie auf die Organisation und Abwicklung von IT-Projekten. Basierend auf ihrer vielfältigen Berufserfahrung berichtete sie zu Themen des Personalmanagements und den Aufgaben zu diesem Bereich u.a. für Unternehmen.