(Neue) Arbeitswelt

Meetup: Netzwerken 1.0 – Es geht auch noch real

Meetup, Quelle: unsplash.com
Geschrieben von Anna

Heute soll es einmal nicht um Bewerbung und Karriere gehen. Viel mehr möchte ich eine moderne Form des Treffens mit Gleichgesinnten vorstellen, die ich selbst vor kurzem kennenlernen und ausprobieren durfte: Das Meetup. Im Rahmen von Meetups verabreden sich Menschen mit speziellen Interessen virtuell zu einem realen Treffen in ihrer Umgebung, um sich auszutauschen. Klingt im ersten Moment unspektakulär. Jeder, der schon einmal den Wohnort gewechselt und sich nach Kontakt gesehnt hat, wird jedoch bestätigen, dass es gar nicht so leicht ist, Gleichgesinnte zu treffen.

Die Intension oder Warum man sich nicht (mehr) einfach so verabreden kann

Kommunikation verläuft heutzutage zunehmend online, im virtuellen Raum. Selbst innerhalb von Unternehmen kommunizieren die Mitarbeiter häufig über Mails oder Kommunikationsdienste anstatt von Angesicht zu Angesicht. Auch im privaten Bereich tritt die persönliche Kommunikation gefühlt in den Hintergrund. Facebook-Gruppen und Hashtags, Gruppenchats zur Lösung schwieriger Aufgaben im Online Rollenspiel – man tauscht sich aus, lernt sich kurz (oberflächlich) kennen. Zwar kann man dabei die Jogginghose anbehalten, das Ganze bleibt jedoch unverbindlich. An dieser Stelle setzt die Plattform Meetup an. Wer sich hier anmeldet, möchte sich auch persönlich austauschen und Kontakte knüpfen. Gegründet im Jahr 2002, vor dem Hintergrund, Menschen die Möglichkeit zu geben, die Ereignisse des 11. September gemeinsam mit anderen verarbeiten zu können, existieren mittlerweile über 9000 Gruppen zu den verschiedensten Themen weltweit.

Mit wenigen Klicks zur Grüppchenbildung

Mit der Angabe des Namens und einer Mailadresse geht’s auch direkt los. Region oder Wohnort auswählen und schon erhält man eine breit gefächerte Auswahl an Interessengebieten – von Agiler Softwareentwicklung über Marketing oder Meditation bis hin zu veganer Ernährung. Einfach der Gruppe beitreten, RSVP’n und beim nächsten Treffen erscheinen. Wer sein spezifisches Interesse noch nicht vertreten sieht, gründet einfach selbst eine Gruppe, legt Ort und Zeit für ein Treffen fest und lädt dazu ein. Die Verknüpfung mit Facebook und Co. erzeugt Aufmerksamkeit für die Gruppe auch über das Netzwerk hinaus. Ist erst einmal eine Gemeinschaft entstanden, wird die Sache jedoch schnell zum Selbstläufer. Natürlich gelingt dies nicht immer. Eine Meetup-Gruppe bedarf motivierter Organisatoren und Gleichgesinnter, die sich regelmäßig austauschen und der bequemen, virtuellen Kontaktwelt auch einmal entkommen wollen. Letztere Faktoren treffen auf das Meetup zum Thema New Work in Thüringen, welches ich vor kurzen besucht habe, schon mal zu.

New Work Meetup in Erfurt

Ich selbst bin nicht durch ein rein persönliches Interesse zum Meetup gekommen, sondern durch mein berufliches Netzwerk. Da treffen sich welche unter dem Titel New Work und tauschen sich über moderne Formen der Zusammenarbeit aus? Klingt interessant und passt irgendwie zu dem, was ich tagtäglich so mache. Ich muss gestehen, kurz rückversichert habe ich mich schon, dass weder Bullshit-Bingo gespielt, noch Wollknäule herumgereicht werden und mich schließlich für das 2. New Work Meetup am 30. August angemeldet.

18 Uhr ging es los im Skydeck in Erfurt, einem Ort, der schon selbst für kreative Ideen wie beispielsweise Design Thinking steht. Nach einer kurzen BarCamp-ähnlichen Vorstellungsrunde (natürlich lautete einer meiner Hashtags „Blog“ 😉 ) ging es auch ohne Wollknäul direkt los mit dem ersten Impulsvortrag. Astrid Köppel, die derzeit Organisationsentwicklung an der TU Kaiserslautern studiert, sprach in ihrem Vortrag über Change-Prozesse und sogenannte mentale Modelle. Jeder Mensch besitzt diese Modelle, geformt durch die eigene Entwicklung/Umwelt und ist bestrebt, sie konstant zu halten. Da verschiedene Personen über unterschiedliche Modelle verfügen, kann es zu Irritationen und nicht selten zu Konflikten kommen – auch im beruflichen Kontext bzw. im Team. Um diese zu lösen oder besser noch, Konflikte zu vermeiden, ist es hilfreich, sich gedanklich aus Situationen zurücknehmen und auch dem Gegenüber Individualität und seine persönlichen Modelle zuzugestehen.

Sind Team- oder auch innere Konflikte bereits stärker ausgeprägt, kann Coaching als Methode zur Lösung herangezogen werden. Und genau darum ging es dann im 2. Vortrag vom Psychologen Dr. Martin Creutzburg, Initiator der Coaching- und Trainerakademie Weimar-Wiesbaden. Was kann Coaching und wo liegen die Grenzen? Wo liegt die Abgrenzung zum Consulting/zur Beratung? Erfolgreich Probleme lösen, kann nur, wer sich auf Coaching einlässt, Veränderungsprozesse nicht nur kognitiv, sondern auch emotional umsetzt. Dem Coach verlangt dies neben methodischer Kompetenz auch emotionale Intelligenz ab, da er dem Coachee über die Rolle eines Beobachters hinaus zur Seite steht.

Zur Vertiefung der Vortragsthemen dienten die anschließenden Workshops. Als Teilnehmer des Workshops zu mentalen Modellen, hatte ich die Möglichkeit, mich vor allem mit der Rolle des Einzelnen im Team auseinander zu setzen. „Wo verortest du dich zwischen den beiden Polen Individuum und Kollektiv, wenn du an ein Team denkst?“, war nur eines der Gegensatzpaare, die uns als Diskussionsgrundlage dienten. Interessant an dieser Methode war, dass zwar alle in unserer Gruppe ihre Meinung hatten und sich entsprechend auf der gedachten Linie positionierten, die Ansichten letztlich jedoch näher beieinanderlagen, als es der Einzelne erwartet hätte, sich sogar glichen. Es ist empfehlenswert, nicht immer nur auf der eigenen Meinung zu beharren, sondern in (aufkeimenden) Konflikten auch die Gegenmeinungen anzuhören. Im Coaching-Workshop ging es vordergründig um die Abgrenzung im Vergleich zu anderen Beratungsmethoden und die Vorstellung der Methode im Detail. Nach kurzen Zusammenfassungen der Workshops fand der Abend gegen 21:30 Uhr mit netten Gesprächen über die Inhalte des Meetups, aber auch Themen darüber hinaus seinen Ausklang.

Mein Fazit

Kurz gefasst: ich hatte einen sehr netten Abend. Ich weiß natürlich nicht, wie andere Meetups aufgebaut sind, aber das Konzept finde ich ansprechend. Der Austausch über verschiedenen Sichtweisen und die Erkenntnis, dass man bei aller Verschiedenheit gar nicht so weit auseinanderliegt, wenn man für die Gedanken und Ideen anderer offen bleibt, haben wirklich Spaß gemacht. Mir gefällt der virtuelle Austausch mit Lesern und (Gast)Autoren unseres Blogs, der nicht selten über einen einzelnen Artikel hinausgeht. Das persönliche Treffen mit Menschen, die, ob nun persönlich oder dienstlich gefärbt, Interesse an denselben Themen haben, war jedoch eine willkommene Abwechslung.

Beim New Work Meetup haben sich viele mit den Worten „Vielleicht bis zum nächsten Mal.“ von mir verabschiedet. Dazu kann ich heute schon sagen: Sehr gern bis zum nächsten Mal am 27. Oktober. 🙂

Weitere Informationen zur Gruppe und dem nächsten Termin unter: www.new-work.de/thueringen

Meetup, JenTower, 27. Oktober 2016

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Über den Autor

Anna

Anna, unsere „Frau fürs Schöne“, war bis November 2016 verantwortlich für alles rund ums Personalmarketing. Als studierte Kommunikationswissenschaftlerin mit Nebenfach Psychologie kam sie 2013 zu uns ins Team. Seitdem berichtete sie über den Weg vom Berufsanfänger zum "Experten" und schrieb mit Einfühlungsvermögen über die Höhen und Tiefen bei der Jobsuche und im Arbeitsalltag. Im Büro versorgte Hobbyköchin Anna uns mit den neusten Rezepten, flotten Sprüchen und viel guter Laune.