(Neue) Arbeitswelt

Dein Chef als Facebook-Freund?

Quelle: Bewerberblog.de
Geschrieben von Angelika

Antworte auf deine Freundschaftsanfragen …

Viele kennen wohl das unschöne Gefühl, eine Freundschaftsanfrage in den sozialen Netzwerken zu erhalten, die man nicht erwartet hat – von Menschen, die man im normalen Leben auch nicht zu seinen Freunden zählt oder zählen möchte. Eine Anfrage vom Chef oder der Chefin ist da ein besonders spezielles Thema.

Man kann also nicht nur wegen einem Post Probleme bekommen, etwa wegen einem Facebook-Post oder Facebook-Link gekündigt werden, sondern auch das Gegenteil kann Kopfzerbrechen bereiten: Wie reagiere ich angemessen, wenn mein Chef mein Facebook-Freund sein möchte? Letztendlich gibt es nur diese Möglichkeiten:

Zustimmen/Akzeptieren

Dies ist dann zu empfehlen, wenn eine tatsächliche Freundschaft besteht und die Beziehung zueinander und im Team harmonisch läuft und wenn man nicht in Gefahr läuft, dass möglicher Klatsch und Tratsch im Netz den Kontakt nachhaltig schädigt.

Ignorieren und damit Ablehnen (neu: „Anfrage löschen“)

Eine, wie ich finde, elegante Methode, sich aus der Affäre zu ziehen. Damit sagt man  lediglich: „Ich enthalte mich“ oder „Ich bin nachlässig mit meinen Kontaktanfragen und habe nicht gesehen, dass mein Chef/meine Chefin mein Freund/meine Freundin sein möchte“. Wer möchte, kann ja auch eine Erklärung abgeben, z.B., dass man Facebook nur für den Kontakt mit privaten Freunden und für die Freizeitgestaltung nutzt.

Bei manchen Menschen muss im Falle einer Absage jedoch mit heftigen Reaktionen gerechnet werden. Daher sollte man sich gut überlegen, ob man tatsächlich prinzipiell nur echte Freunde aufnimmt oder das gesamte (Arbeits)Umfeld. Einzelne ausschließen ist – wie im echten Leben – gemein, auch wenn es begründet ist.

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In der Theorie scheint das alles ja ganz simple, nicht wahr? Da wir es aber in der Realität mit Menschen zu haben und gerade im beruflichen Alltag auch etwas Etikette an der Tagesordnung liegt, lassen wir zum Thema jemanden zu Wort kommen der es wissen muss:

Interview mit Stefan M., Geschäftsführer eines Unternehmens mit 20 Mitarbeitern in J. an der S.

Bewerberblog: Hallo Stefan, danke, dass du dich dazu bereit erklärst, uns ein paar Fragen zu beantworten. Dein Unternehmen beschäftigt sich ja mit digitalem Marketing und so weiter. 🙂 Hältst du es generell für wichtig, dass „moderne“ Mitarbeiter Facebook-affin sind?

Stefan M.: In unserer Branche (Online-Branche) ist es auf jeden Fall wichtig. Die Mitarbeiter haben ja jeden Tag damit zu tun. Generell ist das natürlich job-abhängig, ob beispielsweise die Mitarbeiter eines Maschinenbauunternehmens Affinität zu Facebook haben MÜSSEN, sei mal dahingestellt.

Bewerberblog: Andere Unternehmen halten ihre Angestellten dazu an, dass eigene Unternehmen auf Facebook zu „liken“ – was hältst du davon?

Stefan M.: Verwerflich finde ich es nicht, gerade kurz nach Erstellung der eigenen Unternehmens- Page auf Facebook, ist es ja teilweise sogar empfehlenswert, um ein erstes Grundrauschen zu erzeugen. Etwas peinlich wird es nur, wenn die Anzahl der Likes auf die Mitarbeiterzahl beschränkt bleibt. 🙂

Bewerberblog: Kommen wir nun vom Liken von Unternehmensseiten zu den Freundschaftsanfragen: Sendest Du über Facebook aktive Freundschaftsanfragen an Deine Mitarbeiter?

Stefan M.: Ich versende keine aktiven Freundschaftsanfragen über Facebook an meine Kollegen- oder Kolleginnen, da ich versuche beruflich und privat zu trennen. Tendenziell ist auch dies wieder abhängig vom jeweiligen Unternehmen und deren Kultur. Dies sollte immer im Einzelfall entschieden werden, aber tendenziell würde eher davon abraten.

Bewerberblog: Angenommen, du würdest als Chef von deinem Angestellten nicht als „Freund“ hinzugefügt werden, wärst du dann persönlich getroffen oder würdest Rückschlüsse ziehen?

Stefan M.: Da ich meinen Kollegen und Kolleginnen nicht aktiv Freundschaftsanfragen sende, stellt sich für mich diese Frage eher nicht. 😉

Bewerberblog: Dann lass uns einen gedanklichen Rollentausch vornehmen. Angenommen, du würdest als Arbeitnehmer vom Vorgesetzten auf Facebook kontaktiert werden – wie würdest du hier reagieren?

Stefan M.: Ich würde definitiv unterscheiden zwischen Business-Netzwerken wie XING oder LinkedIn und Facebook. Facebook ist für viele immer noch privat, oder? Ich würde es immer trennen. Ein Chef sollte diese Trennung von sich aus akzeptieren.

Bewerberblog: Worin liegt deiner Ansicht nach der Nutzen, „unechte“ Freundschaften im Netz zu pflegen?

Stefan M.: Ist doch klar, warum Menschen Plattformen wie Facebook so attraktiv finden. Zum einen ist der Mensch neugierig und ist somit immer offen für neue für sich interessante Informationen, vor allem wenn es Menschen sind welche er kennt. Zum anderen bietet Facebook die Möglichkeit zur Selbstinszenierung. Und wenn man nur zwei „Freunde“ hat, ist das ja auch irgendwie langweilig und sieht auch nicht so gut aus. 😉

Bewerberblog: Und so schließen wir mit der Frage, ob für dich eine neutrale Chef-Mitarbeiter-Beziehung vielleicht doch auf Facebook verzichten kann?

Stefan M.: Ich denke schon, wie gesagt, die Entscheidung muss natürlich jeder „Chef“ oder jede „Chefin“ selbst treffen.

 

Mehr Interessante Informationen über Facebook und Arbeit gibt es im Artikel über Kündigung wegen Facebook-Posts.

Über den Autor

Angelika

Angelika kümmerte sich von 2010 bis 2017 um die Vermittlung von Freiberuflern. Sie hat Betriebswirtschaft studiert und ist zudem ausgebildete Heilpraktikern. Im Büro sorgte sie für unser medizinisches Wohl und außerdem, dank ihres wunderbaren Humors, oft für gute Laune.