(Neue) Arbeitswelt

E-Recruiting Tools – Teil 2:
Tools mit Zugriff auf CV-Datenbanken

CV-Datenbanken_Fernglas
Geschrieben von Claudia Fuhrmann

Auf der Suche nach einem geeignetem E-Recruiting Tool für die externe Kandidatensuche haben wir verschiedene aktuelle Angebote auf dem Markt untersucht. Aus der Vielzahl von Tools wurden acht mit Fokus auf die IT-Branche ausgewählt und intensiv getestet. Vier von ihnen greifen auf CV-Datenbanken zu. Es handelt sich dabei um:

Diese vier Tools werden im Folgenden näher beschrieben:

XING TalentManager

Das Tool greift auf über 12 Millionen Xing-Kandidatenprofile in der DACH-Region zu. Über 27 Prozent der potentiellen Kandidaten kommen aus den Branchen IT, Finanzen und Handel (Stand: 05.2017).

Neben der Standardsuche kann man die Ergebnisse durch weitere 22 Filter verfeinern und speichern, z.B. nach Umzugsbereitschaft, Gehaltsvorstellungen, Dauer der aktuellen Position oder Berufserfahrung. Die Trefferquote ist abhängig von der Vollständigkeit der gesuchten Kandidatenprofile. Allerdings werden von XING auch ähnliche Kandidatenprofile empfohlen. Des Weiteren bietet der TalentManager die Berechnung von Wechselmotivation, die anhand von mehreren Kriterien geschätzt wird: wie aktiv baut man sein Netzwerk auf, besteht eine erhöhte jobbezogene Aktivität auf XING. Darüber hinaus hat man die Möglichkeit, Projekte im Team zu erstellen und zu verwalten sowie Kandidaten direkt anzuschreiben. Die direkte Ansprache über das Tool ist auf 1.000 Nachrichten pro Monat limitiert.

Als positiv haben wir die Funktion der Lesebestätigung empfunden. Der TalentManager zeigt außerdem den berufsbezogenen Kandidatenstatus an. Es wird zwischen aktiven, passiven und latent Job-Suchenden unterschieden. Die latent suchenden Kandidaten werden dabei nur für Benutzer des TalentManagers sichtbar. Obwohl es über den XING TalentManager nicht direkt erkennbar ist, wann das Kandidatenprofil zum letzten Mal aktualisiert wurde, wird die allgemeine Aktivität des Users in Prozenten angezeigt. Wird das Profil mindestens 3 Mal in der Woche vom Nutzer besucht, wird eine Aktivitätsspanne von 90% angezeigt, bei täglichem Profilbesuch mit 100 %.

Insgesamt ist der XING TalentManger ein sehr übersichtliches, funktionelles und intuitiv bedienbares E-Recruiting Tool. Es findet sich eine große Anzahl an Kandidaten, auch an Softwareentwicklern. Die grafische Gestaltung des Tools ist sehr überzeugend. Für 3.600 € erhält man einen jährlichen Zugang zu einer CV-Datenbank inkl. Suchfunktion.

LinkedIn Recruiter

Das Tool greift auf die CV-Datenbank des internationalen Karrierenetzwerks LinkedIn zu, das mittlerweile über 500 Millionen Nutzer weltweit hat (Stand: Juni 2017). Allein die Anzahl der Softwareentwickler liegt bei 160.000 Profilen.

Für die Personalsuche bietet LinkedIn zwei Alternativen, die sich hauptsächlich in der Anzahl der zugänglichen Profile unterscheiden. So wird für eine Recruiter Professional Services-Jahreslizenz (4.500 €) eine begrenzte Suche von Kandidatenprofilen innerhalb, plus insgesamt 30 Profile außerhalb des eigenen Netzwerks unterstützt. Wesentlich ist die Breite des Netzwerks in LinkedIn, denn die Recruiter Professional Services lohnen sich erst bei einer Kontaktanzahl von 400. Für unter 400 Kontakte in LinkedIn ist der Corporate Recruiter eine Alternative. Für einen höheren Preis (6.850€ pro Jahr) kann man alle Profile weltweit uneingeschränkt suchen und ansehen.

Die Suchfunktion bietet zusätzlich zu 20 erweiterten Filtern und Vorschlägen für Synonyme und verwandte Tags die Möglichkeit, den „perfekten“ Kandidat zu „klonen“, d.h. direkt nach Profilen mit ähnlichen Charakteristiken zu suchen. Die Suchergebnisse können gespeichert und im nächsten Schritt anhand von Statistiken analysiert und differenziert werden. Es können z.B. Kandidaten ausgewählt werden, die an einer bestimmten Universität studiert haben.

Weiterhin unterstützt LinkedIn die Anzeige von aktiven, passiven und latent suchenden Kandidaten. Wird der Status auf die aktive Suche geändert, erfolgt ein Meldealarm für den betreffenden Kandidaten und die Funktion der automatischen Kandidatenempfehlung wird aktiviert.

Die gemeinsame Projektverwaltung (Statusnotizen, Aufgabenlisten, Erinnerungen) wird ebenso unterstützt, wie die Möglichkeit, interessante Kandidatenprofile teamintern zu teilen oder zu speichern. Obwohl die Lesebestätigung von LinkedIn nicht unterstützt wird, erhält man eine statistische Einschätzung basierend auf dem vorherigen Antwortverhalten.

Hinsichtlich der Funktionalitäten und Anwendung überzeugt dieses E-Recruiting Tool von LinkedIn sehr. Es enthält eine Menge benutzerfreundlicher Funktionen. Dabei wirkt das Layout hoch professionell, dynamisch und ansprechend.

 

Stack Overflow Talent Starter

Die E-Recruiting Lösung Talent Starter basiert auf der CV-Datenbank des IT-Fachforums Stack Overflow, eine der weltweit beliebtesten Plattform für Softwareentwickler. Insgesamt enthält Stack Overflow über 240.000 Profile weltweit, davon ca. 12.000 in Deutschland (Stand: Februar 2017).

Der größte Vorteil des Tools liegt darin, dass die Datenbank nur Profile von Kandidaten enthält, die zugestimmt haben, dass sie von Recruitern kontaktiert werden dürfen, was auf eine hohe Antwortrate schließen lässt. Außerdem wird die Aufnahme in der CV-Datenbank nur Nutzern mit überdurchschnittlicher Reputation im Forum angeboten. Ein weiterer Vorteil des Talent Starters ist, dass alle Profile technisch sehr detailliert und aktuell sind, da die Nutzer alle sechs Wochen nach ihrem Job Status befragt werden.

Weiterhin unterstützt das Tool die wichtigsten Funktionen wie erweiterte Suchkriterien, das Speichern der Suche, Anzeige von passiven, aktiven und latenten Kandidaten sowie automatische Kandidatenempfehlungen. Talent Starters ermöglicht eine direkte Kandidatenansprache mit einem Limit von 20 Nachrichten pro Tag. Eine anonyme Ansprache ist nicht möglich: der Recruiter muss von Anfang an den Arbeitgeber nennen, bei dem der Kandidat vorgestellt werden soll. Für Personalvermittler nicht immer attraktiv!

Die Nutzung des Tools ist vom jeweiligen Ort bzw. der Präsenz der Kandidaten abhängig. Hauptsächlich lohnt sich die Anwendung in den Regionen Berlin, Hamburg, München, Rhein-Ruhr-Region, Frankfurt und Stuttgart/Karlsruhe. Talent Starters ist eine gute E-Lösung für die Suche nach qualifizierten und wechselwilligen Softwareentwicklern, eingeschränkt auf Ballungsgebiete. Die Bedienung des Tools ist unkompliziert und intuitiv, das Layout sehr angenehm.

StepStone DirectSearch Database

StepStone stellt im Vergleich zu anderen Anbietern kein Netzwerk dar, sondern bietet als Online-Stellenbörse eine Online-Lebenslauf-Funktion für Jobsuchende. Die E-Recruiting Lösung von StepStone greift auf über 450.000 aktuelle CV-Profile in Deutschland zu, wovon 16 % (ca. 76.000) zur IT-Branche zählen. Den jährlichen Zugang erhält man für 4.995 €, wobei auch Angebote für einen, drei und sechs Monat/e verfügbar sind.

DirectSearch Database unterstützt die Basisfunktionen Speichern der Suche, Teamarbeit, Projektverwaltung, „Ablage“ für interessanten Kandidaten, automatische Kandidatenempfehlungen sowie direkte Ansprache. Die Suchfunktion unterstützt alle wichtigen Kriterien wie z.B. Job-Titel, Ort und Berufserfahrung. Dabei sind fast alle Suchkriterien auf einer Skala visualisiert. Vorteile des Tools sind u.a. die Anzeige der Profilaktualität: Es werden der letzte Besuch sowie die letzte Bearbeitung des Profils angezeigt. Das Tool unterstützt nicht die Identifizierung von aktiven, passiven und latent suchenden Kandidaten. Durch die Felder „berufliche Wünsche“ sowie die aktuelle „berufliche Verfügbarkeit“ haben die Kandidaten jedoch die Möglichkeit, den beruflichen Status auszuweisen (Stand: März 2017).

Im Vergleich zu anderen Tools ist DirectSearch Database eher dezenter (in grauen, dunkelblauen Farben) und weniger dynamisch, aber benutzerfreundlich gestaltet.

Fazit

Die auf CV-Datenbanken basierenden E-Recruiting Tools bieten einen umfassenden Zugang zu den Kontaktdaten, abhängig von der Datenpflege. Die Kandidatenansprache ist direkt und unkompliziert. In den meisten Fällen kann man feststellen, wie aktiv der Kandidat ist und auf die Antwortrate schließen. Die wichtigsten Suchfunktionen werden von allen Tools unterstützt und variieren in Bezug auf Suchfilter, Darstellungen und weiteren Datenanalysefunktionen. Angesichts dieser Faktoren spielen bei der Auswahl des Tools die Anzahl an gesuchten Kandidaten in Region und Fachgebiet, persönliche Neigungen und die Bedienbarkeit des Tools eine entscheidende Rolle. Empfehlen können wir nach intensiven Tests die Lösungen von Xing und LinkedIn.

Über den Autor

Claudia Fuhrmann

Claudia betreute zwischen 2015 und 2018 die Bereiche Personalentwicklung und Weiterbildung. Im Aufbau von Qualitätsmanagement-Systemen fokussierte sie sich auf die DIN EN ISO 9001 sowie auf die Organisation und Abwicklung von IT-Projekten. Basierend auf ihrer vielfältigen Berufserfahrung berichtete sie zu Themen des Personalmanagements und den Aufgaben zu diesem Bereich u.a. für Unternehmen.