(Neue) Arbeitswelt

Guerilla-Bewerbung

Guerilla-Bewerbung, Quelle: pexels.com
Geschrieben von Niklas

Kreative Taktiken im Bewerbungsdschungel

Als ich vor ein paar Tagen einen Gastartikel über kreative Bewerbungen für einen befreundeten Design-Blog geschrieben habe, bin ich auf der Suche nach Inspiration natürlich auch den Bewerberblog „durchgegangen“. Tatsächlich habe ich einen schönen Artikel gefunden, nämlich über Guerilla Recruiting. In der Zeit danach ließ mich allerdings ein Gedanke nicht mehr los. Sind wir nicht der BEWERBERblog? Fehlt da nicht etwas? Natürlich, ein Artikel über Guerilla-Bewerbungen. Bitte sehr, hier ist er! 😉

Die Alternative zum Klassiker

Ein Personaler-Leben kann langweilig sein. Stapelweise Bewerbungen durchgehen, die alle gleich aussehen, ist in diesem Zusammenhang wohl eine der weniger aufregenden Tätigkeiten. Doch auch die Bewerber haben ein Interesse daran, diesen Alltag mit kreativen Ideen für ihre Bewerbung zu durchbrechen. Wem es nicht reicht, seine Unterlagen mit einem frischen Layout zu versehen, der kann noch einen Schritt weiter gehen. Er kann sich eine Guerilla-Aktion überlegen, mit der er den Personaler (hoffentlich positiv) überrascht. Damit eine solche Aktion allerdings zu einer Gesprächseinladung und optimaler Weise zum Traumjob führt, sollte sie gut durchdacht sein.

Digitale Guerilla-Taktiken…

Fast jeder kennt irgendeine Guerilla-Marketing-Aktion eines Unternehmens. Möglicherweise davon inspiriert, entdecken zunehmend auch findige Bewerber diese (Selbst-)Vermarktungsform für sich. Schließlich ist einem mit einer überraschenden Aktion die Aufmerksamkeit sicher. Eine einfache Form der Guerilla-Bewerbung ermöglichen die sozialen Netzwerke. So kann beispielsweise ein Facebook-Profil für die Bewerbung angelegt werden, schließlich ist die Timeline eine ideale Vorlage für den Lebenslauf. Jeanne Hwang, die unbedingt einen Job bei Pinterest ergattern wollte, erstellte dementsprechend ein Bewerbungs-Profil auf dieser Plattform. Auch ein QR-Code, der auf ein Bewerbungsvideo bei Youtube weiterleitet, kann eine Möglichkeit sein. Graeme Anthony hat sogar mehrere Videos gedreht, zwischen denen der Personaler interaktiv wechseln kann – beinahe wie in einem richtigen Bewerbungsgespräch. Ein weiteres Beispiel, das bereits zum Kult geworden ist, bietet die Geschichte von Alec Brownstein, einem angehenden Creative Director. Er nutzte das Ego der Agentur-Chefs, die hin und wieder ihren eigenen Namen googlen. So kaufte er für 6 Dollar bei Google AdWords deren Namen als Key Words, so dass als oberstes Ergebnis seine Bewerbung erschien. Von 4 der 5 berücksichtigten Agenturchefs erhielt er eine Einladung, von zweien ein Jobangebot. Nun hat er seinen Traumjob.

Philipp Dubot, Online-Produktmanager, baute wiederum eine Amazon-Produktseite nach – mit ihm als Produkt und Referenzen als Kundenbewertungen. Auch Google Maps, Snap Chat oder Story-Telling-Websites (wie diese oder diese) wurden bereits genutzt. Der Spiele-Designer Marius Fietzek programmierte kurzerhand ein Computerspiel.

…und die Möglichkeiten in der realen Welt

Natürlich gibt es auch außerhalb der digitalen Welt unzählige Möglichkeiten. Die auf Toilettenpapier gedruckte und in öffentlichen Toiletten aufgehängte Bewerbung gehört da schon zum alten Eisen. Adam Pacitti mietete von seinem letzten Geld eine Plakatwand, in der er um einen Job bat. Eine weitere Bewerberin baute sich als Lego-Figur nach, eine andere bat die Hörer eines Radiosenders, bei dem sie ein Praktikum anstrebte, sich für sie einzusetzen. Dank der Fanpost an den Sender bekam sie schließlich ihr Praktikum. Angeblich legte sogar Stefan Raab jeder Bewerbung ein Glas Honig bei mit dem Spruch, bevor er noch mehr Honig ums Maul schmiert wäre dies die bessere Lösung. Ein Marketing-Student könnte auch Bewerbungs-Flyer im Unternehmen oder auf Jobmessen verteilen, selbstgestaltete Müsli- oder Milchkartons sind auch schon da gewesen. Gut durchdacht, können sogar neue Jobs kreiert werden, auf die das Unternehmen selbst noch gar nicht gekommen ist, von deren Nutzen der Arbeitgeber durch die jeweilige Aktion aber überzeugt wird. Mit der nötigen Kreativität ist alles möglich.

Nicht jede Guerilla-Bewerbung ist eine gute

Dennoch ist alles Mögliche nicht auch erfolgreich. Damit aus der kreativen Bewerbung kein Reinfall wird, sollten einige Dinge beachtet werden. Das Wichtigste dabei ist, dass die Aktion gut durchdacht wurde. Passt das Konzept zur Branche, zum Unternehmen und zur Stelle? Nicht weniger wichtig auch, passt das Konzept zu mir? Konservative Personaler oder Unternehmen bevorzugen möglicherweise ohnehin die wohlstrukturierte schriftliche Bewerbung. Eine gute Guerilla-Aktion zeigt, dass sich ausführlich mit der Stelle bzw. Bewerbung beschäftigt wurde. Gegebenenfalls stellt sie auch eine erste Arbeitsprobe dar.

Außerdem muss dringend darauf geachtet werden, dass die Aktion keine negativen Folgen mit sich bringt. Muss der Personaler hinterher sein Büro grundreinigen, weil die Bewerbung explodiert ist, oder werden Arbeitsabläufe stark beeinträchtigt, kann aus der frechen Aktion schnell eine nervige und unter Umständen sogar strafbare Katastrophe werden. Es empfiehlt sich sehr, zunächst Rückmeldung von Familie und Freunden einzuholen, wie sie diese Aktion empfinden. Eine erprobte Idee zu kopieren, ist auch keine gute Idee, da dies von mangelnder Kreativität zeugt und den Bewerber als Person darstellt, die sich gerne fremder Ideen bedient. Von wenig Kreativität zeugen auch plumpe Ideen. Wer weiß, wie viele Obstkisten Apple bereits gefüllt hat? Bei aller Kreativität bleibt ohnehin der Inhalt wichtigstes Element einer Bewerbung. Kann der Bewerber selbst letztlich nicht überzeugen, wird er auch nicht eingestellt. Eine Guerilla-Bewerbung biete also keine Jobgarantie. Ist die Aktion jedoch außergewöhnlich genug und darüber hinaus auch gut durchdacht, bringt sie auf jeden Fall Aufmerksamkeit. Und wenn es mit dem ursprünglich anvisierten Unternehmen nicht klappt, werden vielleicht andere Unternehmen aufmerksam, die genau so eine Person suchen.

Über den Autor

Niklas

Niklas studierte Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Marketing und unterstütze uns im Rahmen seines Pflichtpraktikums für 3 Monate vor allem im Bereich Personalmarketing. Zum Glück bringt er ein technisches Verständnis mit, damit wir künftig auch die Rubrik IT & Technik mit interessanten Artikeln füllen können... ;)