(Neue) Arbeitswelt

Home Office gesetzlich geregelt?!

Quelle: unsplash.com
Geschrieben von Ina

Mein Chef muss mir erlauben, dass ich im Slip arbeite…

Nein, nicht die Schweizer, sondern die Niederländer sind hier die Erfinder: Ein neues Gesetz regelt dort ab Juli den Rechtsanspruch auf Home Office.

Das niederländische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, berichtete letzte Woche der Spiegel, welches das Recht der Arbeitnehmer, bei Wunsch zu Hause zu arbeiten, regelt. Wir finden das großartig und denken, dass die Umkehrung tatsächlich einiges bewirken kann. Die Vorteile von Home Office haben wir ja bereits ausgiebig diskutiert.

In den Niederlanden muss nun der Arbeitgeber (!) wichtige Punkte anführen, warum eine solche Arbeit vom Sofa aus, in den eigenen vier Wänden, nicht möglich sein soll. Gerade bei den „Wissensarbeitern“ und Kreativberufen schafft Home Office eine Erleichterung. Kommt dir die Idee oder Lösung eines Problems unter der Dusche oder beim Waldlauf mit dem Hund, musst du nicht lange warten und kannst gleich, z.B. noch ins Handtuch gewickelt, mit der Bearbeitung beginnen. Fahrwege, Besprechungen mit Teamkollegen und Small Talk entfallen und die Arbeitskraft wird effizient(er) genutzt.

Für die Arbeitgeber bedeutet dies ein Umdenken. Einfache Rückschlüsse wie „Ach, der Kollege macht seinen Job, ich habe ihn vorhin ja im Büro sitzen sehen.“ funktionieren nicht (mehr). Bei Licht besehen, funktionierten diese Schlüsse noch nie. Denn dazu müsste der Chef im Kopf des Mitarbeiters spazieren gehen und ergründen, ob er gerade an die Aufgabe oder an das nächste Urlaubsziel denkt. Vielleicht ist so endlich Schluss mit dem Verhalten der Kollegen, die besonders lange arbeiten, wenn der Chef da ist. Ich kenne auch Fälle, in denen die Kollegen das Licht im Büro angelassen haben und ihren Mantel demonstrativ am Kleiderständer hingen ließen, um so bedingungslose Aktivität für das Unternehmen vorzutäuschen. Auf solche Ideen kommt man ja meistens nicht von allein. Im beschriebenen Fall war der Chef der Auslöser, der den Kollegen nur ein gutes Feedback gab (oder Möglichkeiten zum Aufstieg oder mehr Gehalt), wenn sie lange im Büro blieben. Klassischer Fall von erlernten Verhalten. 😉

Wir begrüßen daher den Vorstoß der niederländischen Regierung, mit ihrem neuen Gesetz zur Regelung der Home Office Tätigkeit. Dieser beschreibt auch eine Haltung der Politik, die wir aus den Diskussionen um die Digitalisierung der Arbeitswelten kennen. Genau diese Haltung ist eine wichtige Vorrausetzung und wird am Ende über Erfolg oder Nichterfolg von Unternehmen in der Zukunft entscheiden.

Arbeit kann in der Zukunft funktioniert, wenn:

  • Arbeitsverhältnisse nicht auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmermentalitäten reduziert werden, sondern sich emanzipierte Akteure in der Arbeitswelt treffen,
  • die Arbeitserbringung der Unternehmen und ihrer Belegschaften mit hoher Flexibilität bei Ort und Zeit umgesetzt werden können,
  • dezentrale Strukturen aufgebaut werden und darin Kommunikation ermöglicht wird,
  • ein neues Verständnis über Unternehmensführung und Entscheidungsfindung entwickelt werden kann,
  • Lebensumstände und Arbeit der Beschäftigten im Einklang stehen und
  • technologische Innovationen genutzt werden, um den Menschen mehr Freiheiten zu ermöglichen und dabei keine Verlierer produziert werden.

Es wäre natürlich wunderbar, wenn wir für alle diese wichtigen Entwicklungen keine Gesetze benötigten. Gesetze können aber festgefahrene Meinungen in der Gesellschaft aufbrechen und so ein Umdenken beschleunigen. In Deutschland konnten wir das gut bei den Elternzeitgesetzen und dem Pflegegesetz beobachten. Das freut den politikverdrossenen Mitbürger! Ich wünsche mir ein Gesetz, dass uns alle zur Unterstützung von Flüchtlingen und Asylbewerbern verpflichtet, aber das ist eine andere Geschichte …

Über den Autor

Ina

Ina ist Personalerin mit Leib und Seele und war von Juni 2012 bis Mai 2015 unsere Frau an der “Front”. Sie hat bereits in der Personalentwicklung, als Headhunter und als Personalleiterin gearbeitet. Gegenwärtig war sie auch in Sachen systemische Beratung unterwegs, coacht und begleitet Fach- und Führungskräfte. Ina hat viel erlebt, was im Personalwesen passieren kann und ist gespannt auf das, was sie noch nicht erlebt hat. Über ihre Erfahrungen berichtete sie auch hier auf dem Bewerberblog.