(Neue) Arbeitswelt

Guten Tag, ich bin ein Quereinsteiger!

Quereinsteiger klingt manchmal wie eine Krankheit. Es gibt inzwischen Internetseiten, auf welchen sich sogenannte Quereinsteiger treffen und sich über ihre Probleme und Zukunftspläne austauschen. Ob jetzt ein Bäcker zum Elektriker wechselt, eine Sekretärin in den Verkauf geht oder ein Gastronomieaussteiger im Kindergarten sein berufliches Glück findet – alles scheint möglich zu sein, man muss es nur geschickt anstellen. Nur wie?

Quereinsteiger – kann man das auch studieren?

Wie schwer ist es aber wirklich als Quereinsteiger einen Traumjob zu bekommen bzw. erstmals zu finden? Und gibt es eigentliche „den“ Traumjob für den Quereinsteiger? Dieser Status impliziert ja zunächst eine gewisse Planlosigkeit. Während des Studiums habe ich an einem Workshop teilgenommen, in dem es insbesondere um Geistes- und Sozialwissenschaftler und ihren Einstieg ins Berufsleben ging. Viele vertreten die Meinung, dass Geistes- und Sozialwissenschaftler von vornherein die Berufsbezeichnung „Quereinsteiger“ bekommen sollten, da es für diese Absolventen speziell keine auf den Leib zugeschnittenen Jobs auf dem Arbeitsmarkt gibt. Wenn man sich während des Studiums nicht um Praktika, Nebenjobs, Weiterbildungsmaßnahmen oder ähnliches gekümmert hat, hat man auf dem Arbeitsmarkt sicherlich nicht so gute Chancen  mit einem Magisterabschluss (beispielsweise mit der exotisch klingenden Fächerkombination wie Wirtschafts- und Sozialgeschichte/Portugiesisch/Psychologie). Wo kriegt man damit einen Job und was kann man dem Arbeitgeber bieten?

Was genau können Sie überhaupt?

Als Geistes- oder Sozialwissenschaftler muss man sich öfters unschöne Kommentare anhören. Bei meinem ersten Gespräch im Arbeitsamt eröffnete mir der Fallmanager, dass er leider überhaupt nichts mit meinem Abschluss anfangen könne und er deshalb ein riesiges Problem mit mir hätte. Nach einem kurzen Telefonat mit einer seiner Kolleginnen, die er in meiner Anwesenheit gefragt hat, ob sie sich mich „antun“ möchte, schickte er mich schließlich deutlich verwirrt und ahnungslos ins nächste Beratungszimmer. Im Workshop habe ich aber gelernt, dass auch wir etwas können und jedes Unternehmen nach Leuten wie uns sucht und dass wir in unserem Studium gelernt haben, über den Rand zu schauen, uns selbständig in fremde Fachgebiete einzuarbeiten, wissenschaftliche Texte zu verfassen und dass wir im Vergleich, z.B. zu BWLern, keine Fachidioten sind. Ist es denn so und sind wir denn wirklich so besonders? Ich glaube nicht!

Quereinsteiger erwünscht!

In der letzten Zeit lese ich jedoch immer öfters Stellenanzeigen, welche mit Überschriften werben wie  „…gerne auch Quereinsteiger“, „Quereinsteiger aufgepasst!“ oder „Die Chance für die Quereinsteiger!“ Bei solchen Anzeigen stelle ich mir die Fragen: „Warum holen sie sich keine Profis?“ „Wollen sie einfach weniger zahlen?“ „Kann diesen Job wirklich jeder machen oder gibt es da einen Haken?“ Bei meiner letzten Anstellung habe ich als Einkäuferin im Großhandel gearbeitet und auch dort wurde mir bestätigt, dass alles was ich wissen und können muss, ich direkt vor Ort lernen werde, dafür brauchen sie keinen ausgebildeten Betriebswirt/in oder Fachmann/frau für Einkauf und Logistik – diese seien sowieso immer überqualifiziert.

LEARNING BY DOING ist also angesagt. Man muss sich trauen, Neues auszuprobieren, und den Mut haben, auch zuzugeben, dass das Studium zwar einen in der persönlichen und geistigen Entwicklung weitergebracht hat – auf dem Arbeitsmarkt leider nur wenig zählt. Gibt es eigentlich auch im IT-Bereich Quereinsteiger? Oder hat man es auf diesem Fachgebiet nicht so leicht irgendwo „reinzurutschen“?

Über den Autor

Anna M

Anna war von März 2013 bis Ende 2014 im Bereich Recruiting bei uns tätig. Nach ihrem Magisterstudium in Slawistik, Romanistik und Auslandsgermanistik war sie zunächst als Vertrieblerin tätig. Am liebsten berichtete Anna über den Perspektivwechsel vom Bewerber zum Personaler und ihre oft amüsanten Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag.