Bewerbung & Interview

Stärken und Schwächen im Vorstellungsgespräch

Na dann erzählen Sie mal: Was sind denn so Ihre Schwächen?

„Ich bin sehr ungeduldig, perfektionistisch und sowieso zu nett.“

Solche Äußerungen sind ungefähr genauso aufschlussreich und glaubwürdig für den Personaler wie die Behauptung die Parlamentswahlen in Russland seien rechtmäßig verlaufen.

Schade eigentlich, denn Schwächen hat schließlich jeder. Nur doof, dass keiner so recht dazu stehen möchte. Natürlich ist keiner besonders erpicht darauf vor fremden Leuten, gerade in einem so wichtigen Moment wie einem Vorstellungsgespräch, seine negativen Eigenschaften auf dem Silbertablett zu servieren. Das ist verständlich.

Wahrscheinlich macht sich jeder Bewerber vor dem Gespräch seine Gedanken zu diesem Thema. Spricht mit Freunden, wälzt Ratgeber oder sucht bei Google nach der richtigen Antwort. Und vermutlich er wird er dabei immer wieder auf den Tipp stoßen, seine Schwächen so zu formulieren, dass sie auch positiv ausgelegt werden können.  Bloß keine Fehler eingestehen – Sonst ist es schnell vorbei mit dem Traumjob! Dieser Irrglaube steckt leider noch sehr fest in den Köpfen besorgter Bewerber.

Es ist ja auch zugegebenermaßen ein schmaler Grat: Welche Schwächen sind überhaupt relevant? Soll ich wirklich ehrlich sein? Schieße ich mich selber ins Aus?

Ganz ehrlich, ein Personaler erwartet auch nicht, dass sein Gegenüber ihm brühwarm erzählt er sein jähzornig, teamunfähig und am Telefon ein Nervenbündel.

Es geht vielmehr darum zu sehen, ob und inwieweit der Bewerber zur Selbstreflektion fähig ist. Schiebt er die Schuld prinzipiell anderen in die Schuhe oder ist es in der Lage im Beruf auch mit Fehlschlägen souverän umzugehen?

Und an dieser Stelle ist vor allem der Personaler gefragt. Wir sind uns beispielweise sehr einig darüber, dass die direkte (und doch etwas plumpe) „Stärken-Schwächen-Frage“ ausgedient hat. Stattdessen versuchen wir den Bewerber im Laufe des Gespräches langsam an die Fragestellung heranzuführen und in konkrete Situationen zu versetzen.

Und wenn wir Euch an dieser Stelle einen kleinen Ratschlag geben dürfen, dann diesen:

Macht Euch nicht verrückt und bitte sucht nicht im Internet nach angeblich „guten“ Schwächen für das Vorstellungsgespräch. Die gibt es nicht! Auch hier gilt die Devise: Jeder ist anders! Und das ist auch gut so. Wenn Ihr Euch vorbereiten wollt, dann versucht Euch an eine Situation zu erinnern in der Ihr unzufrieden mit Euch oder Eurer Leistung wart und wie Ihr damals damit umgegangen seid.

Wie gesagt: es geht nicht darum keine Schwächen zu haben, sondern darum mit Ihnen umgehen und aus ihnen lernen zu können.

 

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