Bewerbung & Interview

Berufseinstieg mit Doktortitel – Promotion und dann?

Quelle: nos.twnsnd.co
Geschrieben von Gastautor

In ihrem E-Book „So promovieren Sie richtig! Der Leitfaden zum Doktorhut“ setzt sich Journalistin und Textschaffende Anja Schreiber intensiv mit dem Thema Promotion auseinander. Auch wir konnten Sie für einen Gastartikel zum Thema für den Bewerberblog gewinnen …

Wer sich als Berufseinsteiger mit einem Doktortitel bewirbt, hat nicht automatisch schon den Job in der Tasche. Denn schließlich ist er meist deutlich älter als seine Mitbewerber ohne Promotion. Außerdem muss er vielleicht mit dem Vorurteil kämpfen, überqualifiziert zu sein. Allzu große Zukunftssorgen brauchen sich Akademiker mit Doktorhut aber nicht zu machen.

Das belegt der zuletzt veröffentlichte Bundesbericht „Wissenschaftlicher Nachwuchs 2013“: Danach gelingt es der überwiegenden Mehrheit der Doktoren, nach dem Ende ihrer Promotionsphase zügig in den Beruf einzusteigen. Im Alter von 35 bis 45 Jahren sind nahezu alle Promovierten über die Fächergruppen hinweg erwerbstätig. Sie stehen damit besser da als Absolventen ohne Promotion. Der Bericht zeigt auch, dass der Berufseinstieg in der Regel nach Wunsch gelingt. Das Einkommen Promovierter ist zudem überdurchschnittlich. So verfügen fast zwei Fünftel der promovierten Beschäftigten in der Altersgruppe von 35 bis 45 über ein monatliches Nettoeinkommen von 3.600 Euro und mehr. Dagegen erreicht nur ein Fünftel der Absolventen ohne Doktortitel dieses Einkommensniveau.

Die Aussichten sind also gut. Dennoch sollten sich Promovierte Gedanken darüber machen, wie sie künftige Arbeitgeber überzeugen können. Zwar stehen die zwei Buchstaben vor ihrem Namen für Kompetenz, manche Personaler könnten ihnen aber dennoch unterstellen, „verkopfter Theoretiker“ zu sein. Auch der verzögerte Berufseinstieg ist oft ein Gegenargument. Das ist natürlich überall da nicht der Fall, wo der Doktortitel – wie in der Wissenschaft – zu den Einstellungsvoraussetzungen gehört.

Aber für alle anderen Bewerbungen gilt: Promovierte sollten aufzeigen können, welche konkreten Vorteile ihre Promotion dem Unternehmen bringt. Diese Fragen können dabei helfen:

Welchen inhaltlichen Nutzen bringt meine Promotion der Firma oder Organisation?

Welches Experten- und Methodenwissen, das ich während meiner Promotionsphase erworben habe, ist für meinen künftigen Arbeitgeber interessant?

Welche anderen Fähigkeiten habe ich während der Promotionszeit erworben?

Promovierte sollten auch erklären können, warum sie eine Doktorarbeit geschrieben haben. Das Geständnis, dass die Arbeit lediglich ein „Lückenfüller“ war, ist wenig überzeugend. Hilfreich ist dagegen eine Argumentation, die die Entscheidung als folgerichtige Konsequenz und als sinnvollen Karriereschritt erklärt.

Besonders zwei Kriterien können bei einer Bewerbung eine Rolle spielen: die Dauer und das Thema der Dissertation. Eine lange Promotionszeit ist nicht gerade ein Aushängeschild. Andererseits lässt sich der Nachteil eines verzögerten Berufseinstiegs häufig kompensieren, wenn Doktoranden im Rahmen ihrer Promotionsphase Kompetenzen erworben haben, die sie für den angestrebten Beruf qualifizieren. Ein Praxisbezug der Doktorarbeit kann die Berufschancen obendrein deutlich verbessern. So sind zum Beispiel Promovierte für Unternehmen besonders interessant, die über ein anwendungsbezogenes Thema geschrieben haben oder deren Dissertation sogar in Kooperation mit der Wirtschaft entstanden ist.

Wer so einen Praxisbezug nicht vorweisen kann, sollte sich überlegen, mit welchen Argumenten er Firmenvertreter trotzdem von seiner „Praxistauglichkeit“ überzeugen kann. Am besten versetzen sich Bewerber dabei in die Lage der Unternehmensvertreter. Denn so finden sie am ehesten heraus, welche Praxiserfahrungen und Kompetenzen den Personaler konkret interessieren könnten.

Folgende Fragen sind dabei hilfreich:

Welche berufspraktischen Erfahrungen habe ich im Laufe meines Studiums und meiner Promotionszeit gesammelt, zum Beispiel in Praktika, Jobs oder Werkstudententätigkeiten?

Gab es Praxis-Projekte an der Uni oder Kooperationen mit Unternehmen, von denen ich berichten kann?

Über welche speziellen Fähigkeiten verfüge ich, die ich mir außerhalb des Wissenschaftsbetriebes erworben habe?

Wer sich diese Fragen beantwortet, hat meist eine gute Argumentationshilfe. Er wird über eine ganze Fülle von Kompetenzen zu berichten wissen, die ihn zu einem attraktiven Bewerber machen.

Anja Schreiber im Netz:
Blog: blog.anjaschreiber.de
E-Book: Anja Schreiber, So promovieren Sie richtig! Der Leitfaden zum Doktorhut, Berlin 2015, 2,99 Euro
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Das Interview, welches Anja Schreiber mit uns geführt hat,  findet ihr übrigens auf ihrem Blog unter: Smartphone und Social Media: Aktuelle Trends in Sachen Bewerbung

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