(Neue) Arbeitswelt

Arbeit ist doof?!

Stress lass nach“ tönt es durch Deutschlands Büros. Viele Arbeitnehmer klagen über die hohe Arbeitslast, die ständige Erreichbarkeit und eine schlechte Führung. Einige Studien haben sogar herausgefunden (so z.B. eine Umfrage des Marktforschungsinstitut YouGov im Auftrag des Personalvermittlers Manpower), dass fast jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland unzufrieden mit seinem Job ist. Wobei eindeutige Ursachen nicht auszumachen sind. Viele stöhnen über das Arbeitspensum.

Die Deutschen sind mit durchschnittlich 41,7 Arbeitsstunden in der Woche zwar sehr gut dabei, betrachtet man jedoch die durchschnittliche Jahresarbeitszeit, so liegen wir mit 1658,8 h/pro Jahr weit unter dem europäischen Durschnitt von 1720,3h/pro Jahr (Quelle: Studie Eurofound zu Arbeitszeiten im europäischen Vergleich). Trotzdem klagten 2008 nur 28% der Erwerbstätigen über ein hohes Arbeitspensum. In 2013 sind es erstaunliche 65%. Woran liegt das? Wenn die Deutschen mit Feiertagen und Urlaubsanspruch doch weit vorn liegen? Haben vielleicht die Diskussionen zu Work-Life-Balance, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Pflege von Angehörigen in den letzten Jahren unsere Sensibilität erhöht? Sind wir der Medienberichterstattung aufgelaufen? Stresst der viele Urlaub etwa? Oder können wir das „Jammer-Deutsch“ nicht ablegen?

Fakt ist, dass der Gesetzgeber in den vergangenen Jahren viel unternommen hat, um die Balance zwischen Beruf und Arbeitswelt für die Menschen einfacher zu gestalten. Zum Beispiel sind der Anspruch auf einen Kita Platz oder die Möglichkeit zur kurzeitigen Pflege von Angehörigen (PflegeZG) in unserer Gemeinschaft heftig diskutiert und in Gesetzte umgesetzt worden. Programme zur Gesunderhaltung und Fortbildungsmöglichkeiten bieten heute viele Arbeitgeber. Das sicher nicht nur als Alibi-Veranstaltungen, sondern als Maßnahmen zur Mitarbeiterpflege und -bindung. 71% der Deutschen haben Spaß bei der Arbeit und die Umfrage der Techniker Krankenkasse konnte die Hypothese, dass Menschen die Spaß bei der Arbeit haben, auch gesünder sind, nachweisen.

Faktoren zur Arbeitszufriedenheit im Überblick:

  • deutsche Erwerbstätige arbeiten beachtliche 41,7 Stunden in der Woche
  • die durchschnittliche Jahresarbeitszeit liegt in Deutschland unter dem der europäischen Nachbarn
  • gesetzliche Regelungen schaffen Voraussetzungen zur Work-Life-Balance
  • 71% der Deutschen haben Spaß bei der Arbeit und leben so gesünder
  • Arbeit gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen
  • gegen Stress und Frust hilft als erste Maßnahme die Überprüfung der eigenen Haltung

Arbeit ist doof! Aber wir brauchen Sie!

Vielleicht würde heute der gute alte Abraham Maslow  seine Vorlesungen zu Motivation und Bedürfnissen der Menschen vor kalifornischen Studenten so beginnen.  Ausgehend von einem zutiefst humanistischen Menschenbild hat er wohl mit seiner Bedürfnispyramide Ordnung in die menschlichen Bedürfnisse gebracht.

Bedürfnispyramide nach Maslow - eigene Darstellung

Bedürfnispyramide nach Maslow – eigene Darstellung

An Maslows Stufenmodell lässt sich unschwer erkennen, dass Arbeit fast alle menschlichen Bedürfnisse erfüllen kann. Vielleicht ist das ein Grund, warum wir Unzulänglichkeiten bei der Arbeit auch so stark empfinden.

Bei Angriffen auf Bedürfnisse der untersten Stufe der Pyramide können sich Menschen in der Bedürfniserfüllung gestört oder sogar bedroht fühlen. Wie das laufen kann, sieht man derzeit bei den Aktionen der Mitarbeiter eines Goodyear-Reifenwerkes in Nordfrankreich. Hier besetzten die Mitarbeiter das Werk und nahmen Werksleiter und Personalchef als Geiseln. Nun, die Franzosen sind für ihren kompromisslosen Arbeitskampf ja bekannt. Doch das geht zu weit. Auch frage ich mich, was Gewerkschaften sich davon versprechen, wenn sie ein Gesetzt zur Abschaffung von Stress fordern. Ich denke, reiner Populismus, denn die kluge Antwort gibt das Vorstandsmitglied der IG Metall Dr. Hans-Jürgen Urban ja dann auch selbst:

„Oft lindert es den Stress schon, wenn Sie sich klarmachen, dass es meist nicht die Arbeit ist, die Sie stresst, sondern die Art und Weise, wie Sie über Ihre Arbeit denken. Werden Sie sich bewusst, dass niemand perfekt ist und Sie in einer unperfekten Welt leben und arbeiten. Versuchen Sie, sich von der Anerkennung anderer unabhängiger zu machen und sich nicht nur durch die Augen anderer zu sehen: Sie bleiben wertvoll und kompetent, auch wenn gerade etwas nicht so gut geklappt hat.“
Quelle: bild.de

 

Über den Autor

Ina

Ina ist Personalerin mit Leib und Seele und war von Juni 2012 bis Mai 2015 unsere Frau an der “Front”. Sie hat bereits in der Personalentwicklung, als Headhunter und als Personalleiterin gearbeitet. Gegenwärtig war sie auch in Sachen systemische Beratung unterwegs, coacht und begleitet Fach- und Führungskräfte. Ina hat viel erlebt, was im Personalwesen passieren kann und ist gespannt auf das, was sie noch nicht erlebt hat. Über ihre Erfahrungen berichtete sie auch hier auf dem Bewerberblog.