IT & Technik

Informatikstudenten (m/w/d) dringend gesucht! – Ist das auch was für mich?

Quelle: berggeist007/pixelio.de
Geschrieben von Anna

Ein Interview

Prof. Dr. Klaus Küspert

Prof. Dr. Klaus Küspert

Alle Welt schreit (gefühlt) nach fähigem IT-Personal. Java, PHP, Junior/Senior, Softwareentwickler, Webentwickler, iOS, Android und Cloud sind wohl die am häufigsten getaggten Wörter in Jobbörsen und Foren. Modernisierung und Automatisierung heißen die Zauberworte, aber wo kommen die „Magier“ dahinter her? Informatik zählte lange Zeit nicht zu den rein modischen und überlaufenen Studienfächern, die Nachfrage nach fähigen Absolventen hingegen stieg kontinuierlich an. Grund für uns, den Studiengang mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Welche Fähigkeiten muss man für das Informatikstudium mitbringen? Wie wird man Programmierer? Diese und weitere Fragen möchten wir klären. Unterstützung holen wir uns dabei von einem, der es wissen muss. Professor Klaus Küspert vom Informatik-Lehrstuhl für Datenbanken und Informationssysteme der Uni Jena stand uns in einem Interview Rede und Antwort.

Bewerberblog: Hallo Herr Professor Küspert. Vielen Dank für Ihre Bereitschaft, uns ein paar Fragen für den Bewerberblog zu beantworten. Steigen wir am besten gleich direkt ein. Gemessen an den offenen Stellen in diesem Bereich scheint die Wahl des Informatikstudiums eine gute Zukunft mit sich zu bringen, vorausgesetzt natürlich, man schließt es auch ab. Wer nun ins Grübeln kommt, ob er oder sie sich für das Fach einschreibt, was würden Sie ihm oder ihr raten? Was zeichnet die Personen aus, die das Studium erfolgreich absolvieren und wann lasse ich lieber die Finger vom IT-Studium?

Prof. Küspert: Für das Informatikstudium sollte einem auf jeden Fall bewusst sein, dass man sich (auch) etwas mit formalen Dingen anzufreunden und auseinanderzusetzen hat in jenem Studium. „Mathematikhassern“ – so etwas soll’s ja geben – sei das Studium somit eher nicht empfohlen. Mathematische Inhalte wird man von Beginn an antreffen in unmittelbaren Mathematiklehrveranstaltungen und in solchen der Theoretischen Informatik (und teils darüber hinaus ebenfalls). Da muss man also „durch“ und manch eine/r scheitert im Informatikstudium an der Mathematik, falls die Beziehung dorthin eine sehr schwierige ist.

Ferner sollte man sich im STUDIUM unbedingt auch – und schon davor – für die ANWENDUNGEN der Informatik interessieren. Das lässt sich steuern über die Wahl des Nebenfachs bzw. Anwendungsfachs (die Begriffe und Umfänge sind verschieden je nach Studiengang).

Darüber hinaus empfehle ich dringend auch außeruniversitäre Praktika neben dem Studium.

Bewerberblog: Wie für viele Berufseinstiege zählen und helfen also auch hier Praktika. Was für Praktika sind aus Ihrer Sicht hilfreich?

Prof. Küspert: Hierzu zwei Bemerkungen: Für ein erstes solches Praktikum bieten sich etwa bereits die Sommersemesterferien (vorlesungsfreie Zeit) nach dem zweiten Studiensemester an – bewerbt euch! Studierende sind da oft zweifelnd: „Kann ich denn da schon genügend? Brauche ich nicht mehr Fachsemester, bis das mit dem Praktikum klappen kann und Sinn macht?“ Meine Antwort: „Klar geht das.“ Und die Studierenden sollten sich nicht scheuen, auf Dozenten, Mitarbeiter, Mentoren (sofern vorhanden) zuzugehen und sich Ratschläge bzgl. Praktikumsangeboten und konkrete Kontakthinweise zu holen.

Später bei einer Stellenbewerbung nach dem Bachelor oder Master wird es extern sehr positiv gesehen, wenn während des Studiums schon etwas fachlich Einschlägiges praktisch gemacht wurde und durch Praktikumsbescheinigungen/Zeugnisse nachgewiesen werden kann. Ich würde im Studium durchaus mehrere solche Praktika empfehlen und möglichst in verschiedenen Gebieten mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Das kann mal mehr „programmierlastig“ sein, das nächste Mal dann mehr mit Projektdurchführung und -koordinaten etc. Solch ein Mix „hat was“. In meinem eigenen Studium, damals natürlich noch zu Diplomzeiten, habe ich auch insgesamt vier solche Industriepraktika, um sie mal so zu nennen, gemacht. Aber zugegebenermaßen nicht in jener fachlichen Breite und Diversität, wie ich sie oben als Anregung erwähnte – auch als Professor wird man eben erst mit der Zeit schlauer und erfahrener.

Bewerberblog: Wie können wir uns das mit dem Programmieren vorstellen, kann man (nur) gut programmieren, wenn man Informatik studiert hat? Oder kann man das auch anders lernen?

Prof. Küspert: Programmieren ist ein wichtiger Studienbestandteil. Entsprechende Lehrveranstaltungen werden auch über mehrere Semester hinweg angeboten und sind Pflicht. Trotzdem: „Viel hilft viel“ nach bekannter alter Handwerkerregel. Ich würde jedem Studierenden also empfehlen: Machen Sie zusätzlich mehr in der Programmierung. Standardmäßig werden 1-2 Programmiersprachen gelehrt bzw. „etwas vertieft“ (Java, C/C++). Man sollte sich aber weitere Sprachen ebenfalls aneignen und auch praktisch anwenden. So spielen verschiedene Skriptsprachen in der Praxis bekanntlich eine große Rolle, Datenbanksprache SQL 😉 natürlich, weiteres. „Kann gar nicht genug sein“ in der Ausbildung und im praktischen Anwenden. Eigeninitiative ist gefragt und ein Nachschauen nach entsprechenden Lehrangeboten, das kann auch mal in einer Nachbarfakultät, im Universitätsrechenzentrum oder sonstwo sein – es hilft. Und/oder man schaut, dass man im externen Praktikum eine weitere Programmiersprache kennen und vielleicht auch „lieben“ lernt.

Den zweiten Teil des Interviews könnt ihr in der nächsten Woche lesen. Darin wird dann es auch um das zahlenmäßige Ungleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Informatikstudenten geben…

Über den Autor

Anna

Anna, unsere „Frau fürs Schöne“, war bis November 2016 verantwortlich für alles rund ums Personalmarketing. Als studierte Kommunikationswissenschaftlerin mit Nebenfach Psychologie kam sie 2013 zu uns ins Team. Seitdem berichtete sie über den Weg vom Berufsanfänger zum "Experten" und schrieb mit Einfühlungsvermögen über die Höhen und Tiefen bei der Jobsuche und im Arbeitsalltag. Im Büro versorgte Hobbyköchin Anna uns mit den neusten Rezepten, flotten Sprüchen und viel guter Laune.