(Neue) Arbeitswelt

Hobby zum Beruf machen – Traum oder schnell Albtraum?!

Der Traum

Viele von euch haben sicher schon mal, wenn es im Job/bei der Jobsuche Rückschläge gab oder das Gefühl der Erfüllung eine Zeit lang ausblieb, darüber nachgedacht, alles hinzuschmeißen und das allerliebste Hobby zum Beruf zu machen. Selbst wenn keine bedrückenden Gründe existieren, das Gedankenspiel, nur zu tun, was einem Spaß macht und damit Geld zu verdienen, ist schon ziemlich erbaulich. Nicht selten, weil Hobbys als extremer Gegensatz zum eigentlichen Beruf empfunden werden und es andere ja auch schon geschafft haben (Stichwort: vom Bankangestellten zum Barbesitzer).

Die Vorteile

Einer der Hauptgründe, ein Hobby zum Beruf zu machen, ist die Vorstellung nur das zu tun, was einem Spaß macht und das die ganze 40-Stunden-Arbeitswoche lang. Die Erfüllung, die man sonst nur nach Feierabend oder am Wochenende hat, könnte so viel öfter eintreten. Man steht (so die Vorstellung) auch viel mehr  hinter einem eigenen Projekt, da man nicht nur Arbeit reinsteckt, sondern eben auch sieht, was dabei rauskommt. Da die Entscheidung, das Hobby zum Beruf zu machen, meist mit Selbständigkeit einhergeht, bezieht sich letzteres ebenso auf den Verdienst. In allen Bereichen kann frei und unabhängig entschieden werden. Ergo investiert man bereitwilliger mehr Zeit, als in ein Anstellungsverhältnis. Die Hemmschwelle, dafür einen Kredit aufzunehmen, sinkt bei der Summe der erhofften Vorteile ebenfalls schnell. Zudem suggeriert bspw. die IHK ja bereits auf Firmenkontaktmessen in Universitäten einfallsreichen Studenten, dass Startkapital für Neugründungen ohne große Schwierigkeiten gewährt werden kann. Und da man so an die Sache glaubt, wird die Qualität zwangsläufig schon so gut sein, dass eine hohe Nachfrage existiert. Oder nicht?

Die Nachteile

So viel Freude ein Hobby auch bringen mag, wenn man damit sein Geld verdienen muss, wird es zur Arbeit. Arbeit, die vor allem zu Beginn schnell mal die 40 Stunden überschreitet. Dies auch, weil Zeit in buchhalterische, administrative und EDV-Arbeiten gesteckt werden muss. E-Mails müssen gelesen und beantwortet, Kunden akquiriert werden. Diese und viele andere, kleine Aktivitäten fordern Zeit und Anstrengung.  Schnell besteht die Gefahr, dass das Ganze in Stress ausartet und keinen Spaß mehr macht. Hinzu kommt, Selbstständigkeit bedeutet nicht nur, sein eigener Chef zu sein, sondern auch alle Verantwortung zu haben. Und so gern man sich selbst auch ein gutes Gehalt zahlen würde, am Anfang sind die Investitionen enorm, der Gewinn gering und ein Kapital schnell aufgebraucht. Eine Idee – das Produkt oder die Dienstleistung – muss zudem schon ziemlich gut sein, damit Kunden gefunden und Geld eingenommen werden kann. Hierfür muss zunächst aber bekannt sein, dass es das „vom-Hobby-zu-Beruf-Unternehmen“ gibt. So kann die Qualität des Resultates noch so gut sein, wenn keiner weiß, wie es dieses zu erwerben gilt. Soll heißen, auch Marketingaktivitäten müssen überlegt und finanziert werden. Und geht das Ganze letztlich doch nach hinten los, hat man nicht nur Schulden sondern auch die Kerbe im Selbstbewusstsein, versagt zu haben.

Also doch ein Albtraum?!

Der Traum ist also auch mit Unsicherheiten und Entbehrungen verbunden. Die Idee, ein Hobby zum Beruf zu machen, existiert dennoch in vielen Köpfen – trotz der hier auf den ersten Blick höheren Gewichtung von Nachteilen. Es gibt Menschen, die ihren Traum verwirklicht haben und damit glücklich sind. Ein Stück weit ist das Gelingen offenbar auch von der eigenen Person abhängig. Abwegen und Durchdenken heißen die Zauberworte. Für alle Interessierte habe ich paar wichtige Punkte zusammentragen:

Was es zu berücksichtigen gilt

Realistisch denken! Bezogen auf Zeit und Talent. Ist das Resultat wirklich gut und lässt sich verkaufen oder macht die Her-/Bereitstellung in erster Linie nur Freude? Außerdem, auch wenn man sich entschieden hat, das Hobby zum Beruf zu machen, muss trotzdem viel Zeit in Organisatorisches investiert werden. Hiermit verbunden also:

Schweinehund?! Wie ist es, wenn man etwas nicht gern freiwillig tut? Und: Besitzt man einen langen Atem?

Vorteile und Nachteile gewichten! Der erste Schritt sich selbst klarer darüber zu werden, wohin es gehen könnte, ist eine ehrliche Zusammenfassung der positiven und negativen Details.

Finanzen checken! Prognosen sind an dieser Stelle schwierig. Bedacht werden sollte aber, was passiert, wenn das Geld zunächst ausbleibt bzw. wer/was davon ggf. mit betroffen ist. Außerdem überdenken: wie wichtig ist Geldverdienen für einen selbst?

Werbung/Marketing berücksichtigen! Das beste Produkt kann nicht verkauft werden, wenn keiner davon weiß. Also: Ist man in der Lage und hat auch Lust, das Eigene zu vermarkten?

Also nun: Hobby zum Beruf, ja oder nein?!

Natürlich sind diese Überlegungen nur ein erster Schritt und es gilt darüber hinaus z.B. auch rechtliche Fragen zu klären. So gut eine Planung auch sein mag, wie die Zukunft aussieht, weiß niemand. Der Faktor Glück trägt sein Übriges dazu bei. Wie auch immer die Entscheidung also letztlich ausfällt, das Hobby zum Beruf zu machen oder nicht, ob Zufriedenheit eintritt, liegt auch bei einem selbst. Es muss ja nicht immer gleich der 100%ige Wandel sein. Fakt ist aber, wenn eine Idee gar nicht mehr loslässt, sollte man sich verwirklichen. Sonst ärgert man sich vielleicht eines Tages mit der Frage „was wäre wenn“…

Über den Autor

Anna

Anna, unsere „Frau fürs Schöne“, war bis November 2016 verantwortlich für alles rund ums Personalmarketing. Als studierte Kommunikationswissenschaftlerin mit Nebenfach Psychologie kam sie 2013 zu uns ins Team. Seitdem berichtete sie über den Weg vom Berufsanfänger zum "Experten" und schrieb mit Einfühlungsvermögen über die Höhen und Tiefen bei der Jobsuche und im Arbeitsalltag. Im Büro versorgte Hobbyköchin Anna uns mit den neusten Rezepten, flotten Sprüchen und viel guter Laune.