(Neue) Arbeitswelt Auslandsaufenthalt Bewerbung & Interview

Internationale Bewerbungen – Teil 2: Erfolgreich durchstarten in Japan und den USA

Geschrieben von Isabell

Eine Karriere im Ausland kann eine spannende Herausforderung sein, bringt sie einen doch auch persönlich und beruflich weiter. Jedoch kann es schwierig sein, da die Bewerbungsprozesse sich je nach Land erheblich unterscheiden können. So sollte man sich vorher gut genug informieren wie die Bewerbungsstandards in dem jeweiligem Land sind, sodass man sich ein mögliches Fauxpas vermeiden kann. In diesem zweiten Teil zu internationalen Bewerbungen nehmen wir die Bewerbungsprozesse in den USA und Japan genauer unter die Lupe.

Bewerbungen in Japan

In Japan folgen Bewerbungsprozesse festen Normen und sind stark strukturiert. Es gibt dort zwei Arten von Lebensläufen: das Rirekisho und das Shokumu Keirekisho, die jeweils unterschiedlichen Zwecken dienen und spezifische Anforderungen haben.

Das Rirekisho ist ein vorgefertigtes Formular, das handschriftlich ausgefüllt wird und lässt daher wenig Freiraum für Kreativität. Es enthält grundlegende Informationen wie Schulbildung, Arbeitserfahrung, Geburtsdatum sowie Kontaktdaten und vermittelt damit ein allgemeines Bild deiner Person. Die Schulbildung und Arbeitserfahrung sollten in chronologischer Reihenfolge genannt werden, die aktuellste Stationen werden zuletzt genannt. Hierbei werden nur die Institutionen und Zeiträume aufgeführt, ohne weiter ins Detail zu gehen. Da gute Noten in Japan eine große Bedeutung haben, sollten sie unbedingt im Lebenslauf aufgeführt werden. Lücken sollten möglichst vermieden oder zumindest gut erklärt werden. Qualifikationen sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil, da sie deine Fähigkeiten belegen. Zudem werden Fragen gestellt, wie etwa zur Motivation der Bewerbung. Hier empfiehlt es sich, nicht generisch zu antworten, da dies die einzige Möglichkeit ist, um sich nochmal positiv von anderen Bewerbern abzuheben.

Im Gegensatz zu dem Rirekisho ist das Shokumu Keirekisho ein karrierespezifischer Lebenslauf, der detaillierte Informationen zu deinem beruflichen Werdegang liefert. Er dient dazu festzustellen, ob du die praktischen Erfahrungen und Fähigkeiten mitbringst, die für die angestrebte Position relevant sind. Im Vergleich zum Rirekisho geht es hier viel tiefer ins Detail: Für jede Position, die du innegehabt hast, werden neben der Dauer und dem Jobtitel auch umfassende Angaben zu den Unternehmensinformationen (wie Name, Mitarbeiteranzahl, Unternehmenskapital und Tätigkeitsfeld), deinen Aufgaben (einschließlich Verantwortlichkeiten, Teamgröße und genauer Tätigkeitsbeschreibung), den angewandten Fähigkeiten sowie den erzielten Erfolgen erwartet. Bei dem Shokumu Keirekisho solltest du eine antichronologische Reihenfolge (also das aktuellste zuerst) verwenden.

Das Bewerbungsfoto ist Pflicht und sollte professionell wirken. Für das Foto empfiehlt sich ein Business-Outfit, Männer im Anzug und Frauen mit Bluse und Blazer. Bei den Datumsangaben sollte man nach dem japanischen Kalendersystem angegeben werden, so entspricht beispielsweise das Jahr 2025 in Japan dem Jahr Reiwa 7. Zeugnisse sollten an die Bewerbungsmappe immer mit angehängt werden. Obwohl Interessen und Hobbys nicht direkt in die Bewertung einfließen, können sie dennoch einen guten letzten Eindruck von dir hinterlassen.

Der gesamte Interviewprozess kann sich über mehrere Monate erstrecken, da der Fokus auf langfristiger Anstellung liegt. Quereinsteiger oder Jobwechsler haben in Japan weniger Chancen als frischgebackene Absolventen, da Unternehmen Wert auf Mitarbeiter legen, die möglichst ihr gesamtes Berufsleben dort verbringen. Dabei spielt nicht nur die individuelle Leistung eine Rolle, sondern vor allem, wie gut ein Bewerber ins Team und zur Unternehmenskultur passt. Das Vorstellungsgespräch erfolgt in mehreren Runden, beginnend mit der HR-Abteilung, über verschiedene Fachabteilungen bis hin zur Unternehmensleitung. Gruppeninterviews kommen in Japan deutlich häufiger vor als in Deutschland und Einstellungstests, wie der SPI-Test, der mathematische und sprachliche Fähigkeiten prüft, werden oft verwendet. Auch das Auftreten ist entscheidend: Eine äußerst formelle Kleiderordnung verlangt von Bewerbern fast ausschließlich schwarze Anzüge und weiße Hemden, um Respekt und Ernsthaftigkeit zu symbolisieren. Begrüßungen und Verabschiedungen erfolgen durch Verbeugungen anstelle des Händedrucks, und Höflichkeit sowie Bescheidenheit sind essenziell. Selbst bei der Darstellung der eigenen Stärken sollte man zurückhaltend und indirekt bleiben.

Bewerbungen in den USA

In den USA ist ein kurzes Résumé (max. eine Seite), mit den wichtigsten Informationen wie Ausbildung, relevante Berufserfahrungen und Fähigkeiten, üblich. Um Diskriminierung zu vermeiden werden persönliche Daten wie Geburtsdatum, Familienstand, Religion, Nationalität und Fotos nicht angegeben. Ein Cover Letter (Anschreiben) ist oft optional, wird aber häufig empfohlen und sollte klar darlegen, warum man zur Stelle passt und welchen Mehrwert man bieten kann. Zeugnisse oder Zertifikate müssen nicht beigefügt werden, es sei denn, sie werden ausdrücklich verlangt. Stattdessen wird der Hauptfokus auf Networking gelegt. LinkedIn und persönliche Kontakte sind oft entscheidend für den Bewerbungserfolg. Bewerber präsentieren sich aktiv, knüpfen Kontakte und suchen direkt nach Stellen. Empfehlungsschreiben und Referenzen sind essenziell – wobei man den genannten Kontakt vorab um Erlaubnis bitten sollte. Die Arbeitgeber überprüfen oft detailliert, ob der Bewerber Arbeitserfahrung hat indem er Kontakt zu früheren Arbeitgebern aufbaut.

Der Bewerbungsprozess ist stark auf Selbstvermarktung und nachweisbare Erfolge ausgerichtet. Man muss nicht nur fachlich überzeugen, sondern auch zeigen, dass man zum Team und zur Unternehmenskultur passt. Bewerbungsgespräche erfolgen meist in mehreren Runden und beginnen oft mit einem Telefon- oder Videointerview. In den Hauptgesprächen wird häufig die STAR-Methode (Situation, Task, Action, Result) angewendet, und es kann vorkommen, dass man mehreren Interviewern gleichzeitig gegenübersitzt. Entscheidungen werden in den USA oft schneller getroffen als in Deutschland, und nach dem letzten Interview folgt meist zügig ein sogenannter Offer Letter (Arbeitsangebot). Ein Offer Letter ist ein formelles Dokument, mit dem ein Arbeitgeber einem neuen Mitarbeiter eine Stelle anbietet. Dies enthält wichtige Angaben zur Beschäftigung, wie z. B. die Stellenbezeichnung, das Gehalt, die Sozialleistungen und das Anfangsdatum. Gespräche über Gehalt und Urlaubstage erfolgen erst in separaten Verhandlungsrunden nach dem Vorstellungsgespräch. Nach dem Offer Letter ist die beste Zeit um über das Gehalt zu verhandeln.

Zum Schluss:

Wie auch in unserem vorherigen Blogartikel erfordern auch Bewerbungen in Japan und den USA eine sorgfältige Anpassung an die jeweiligen Gepflogenheiten und Erwartungen. Während in Japan formale Strukturen und Höflichkeit eine zentrale Rolle spielen, legen US-Unternehmen Wert auf Individualität und Eigeninitiative. Wer sich intensiv mit den landesspezifischen Bewerbungsprozessen auseinandersetzt, steigert seine Erfolgschance erheblich. Auch hier gilt: Digitale Bewerbungsplattformen und globale Netzwerke erleichtern den Prozess und ermöglichen es, sich effizient auf dem internationalen Arbeitsmarkt zu positionieren. Mit der richtigen Strategie steht einer erfolgreichen Karriere in Japan oder den USA nichts im Weg!

Über den Autor

Isabell

Isabell verstärkt unser Recruiting-Team tatkräftig seit Oktober 2023 als Werkstudentin und sichtet mit geschultem Auge eure Bewerbungen. Neben ihrem Einsatz bei uns studiert sie International Business and Economics.