Egal ob Berufseinsteiger, Quereinsteiger oder erfahrene Fachkraft: Wer sich bewirbt, landet früher oder später im Vorstellungsgespräch. Doch was viele überrascht – es gibt nicht das eine Bewerbungsgespräch. Je nach Branche, Unternehmen, Position und Bewerbungsphase begegnen dir ganz unterschiedliche Formate: vom lockeren Telefoninterview über strukturierte Fachgespräche bis hin zum mehrstündigen Assessment Center oder einem kurzen Videointerview. Dieser Artikel gibt dir einen verständlichen Überblick über die wichtigsten Arten von Bewerbungsgesprächen und hilft dir dabei, dich gezielt darauf einzustellen. Denn wer weiß was ihn erwartet, kann nicht nur entspannter, sondern auch überzeugender auftreten.
1. Telefoninterview
- Zweck: Erste Vorauswahl, Kennenlernen
- Dauer: 15–30 Minuten
- Typisch für: Große Unternehmen mit vielen Bewerbern
- Vorteil: Zeit- und Kostenersparnis für beide Seiten
- Vorbereitung:
- Lebenslauf, Stellenanzeige und Notizen griffbereit halten
- Typische Fragen und Antworten vorab notieren (beim Telefoninterview darfst du ruhig spicken!)
- Rückfragen vorbereiten
- Tipp:
- Ruhige Umgebung, gute Tonqualität (v.a. bei Headsets)
- Kleidung wie bei echtem Gespräch – fördert Konzentration und Auftreten
Wusstest du schon?
Viele Personaler achten im Telefoninterview besonders auf deine Stimme, Sprechweise und Freundlichkeit – weil Mimik und Gestik wegfallen, zählt der Ton umso mehr.
2. Videointerview
- Varianten:
- Live-Video: Gespräch per Zoom, Teams etc.
- Asynchrones Video: Du beantwortest vorgegebene Fragen per Videoaufnahme
- Vorteil: Spart Zeit und Reisekosten
- Wichtig: Technik vorab testen, neutraler Hintergrund, gutes Licht und gepflegtes Äußeres
- Tipp: In die Kamera schauen – wirkt wie direkter Blickkontakt
3. Klassisches persönliches Gespräch
- Ort: Meist im Unternehmen
- Teilnehmer: 1–3 Gesprächspartner (z. B. HR und Fachabteilung)
- Inhalt: Lebenslauf, Motivation, Fachfragen, Gehalt
- Ziel: Persönliches Kennenlernen, fachliche Einschätzung
- Wichtig: Achtet auf ein gepflegtes Äußeres und passende Kleidung.
4. Strukturiertes Interview
- Ablauf: Alle Bewerber erhalten auf Grundlage eines vorab erstellten Fragenkatalogs identische Fragen in gleicher Reihenfolge.
- Ziel: Objektive Vergleichbarkeit der Bewerber
- Beispiele: Fragen zu Motivation, Schwächen, Arbeitsweise („Warum haben Sie sich bei uns beworben?“ oder „Was ist Ihre größte Schwäche?“)
- Besonderheit: Klare Bewertungskriterien, wirkt wie eine mündliche Prüfung
5. Gruppeninterview
- Ablauf: Gespräch mit mehreren Bewerbern gleichzeitig
- Inhalte: Gruppenaufgaben, Diskussionen
- Ziel: Bewertung von Teamverhalten, Auftreten, Kooperation und Konfliktlösung
- Tipps:
- Höflichen und respektvollen Umgang mit allen Beteiligten
- Teamfähigkeit zeigen, indem du auch schüchterne Bewerber mit einbeziehst
- Auch beim Zuhören aufmerksam wirken
6. Assessment Center (AC)
- Dauer: Halber Tag bis zu drei Tagen
- Typisch für: Trainee-Programme, Führungspositionen, große Firmen
- Inhalte:
- Gruppenaufgaben
- Einzelpräsentationen
- Rollenspiele
- Psychologische Tests
- Einzelgespräche
- Case Studies
- Ziel: Teamfähigkeit, Stressresistenz, Führungsqualitäten testen
7. Panel Interview
- Ablauf: Gespräch mit mehreren Vertretern aus verschiedenen Abteilungen mit unterschiedlichen Interessen
- Typisch für: Führungsrollen, verantwortungsvolle Positionen
- Ziel: Ganzheitliche Beurteilung durch ein Gremium
- Beispiel: Bei einem Vorstellungsgespräch für eine Dozentenstelle, sitzt man gegenüber von anderen Dozenten, Professoren und studentischen Stellvertretern.
8. Case Interview
- Typisch für: Unternehmensberatungen (z. B. McKinsey, BCG)
- Dauer: ca. 30 Minuten bis zu einer Stunde
- Ablauf: Du bekommst ein fiktives Problem (z. B. Marktanalyse) und sollst strukturiert Lösungen entwickeln
- Ziel: Überprüfung der qualitativen Fähigkeiten eines Bewerbers inkl. analytisches Denken, Problemlösung und Kommunikationsfähigkeit
- Hinweis:
- Es ist als Dialog gedacht, d.h. du solltest proaktiv sein und Fragen stellen. Die Fälle werden sich nahe an der Realität des Jobs orientieren.
9. Informelles Interview / Coffee Chat
- Ort: ungezwungener Umgebung wie z. B. Café
- Stimmung: Locker, offen, persönlich
- Typisch für: Start-ups, Networking-Situationen oder wenn mehrere Positionen zu besetzen sind
- Ziel: Persönlicher Eindruck, weniger formell als klassisches Gespräch, Cultural Fit
- Inhalte & Gesprächsstil:
- Fragen beziehen sich eher auf die Interessen und Hobbys (Dennoch kann es sein, dass Fragen zur Motivation der Bewerbung kommen)
- Beispielhafte Fragen:
- Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?
- Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus?
- Was sind Ihre Schwächen?
- Tipp: Auch wenn das Gespräch eher locker ist, bereite dich trotzdem genauso darauf vor, wie du es bei einem klassischem Interview machen würdest:
- Überlege dir eigenen Fragen
- Sei du selbst
Wusstest du schon?
Du kannst ein informelles Gespräch auch selbst initiieren – z. B. über Networking.
Es geht dabei nicht darum, direkt nach einem Job zu fragen, sondern ehrliche Einblicke und Erfahrungswerte zu sammeln.
Sprich Bekannte oder Personen aus Unternehmen an, deren beruflicher Weg dich interessiert – auch wenn ihr euch noch nicht kennt.
10. Bewerbungsessen
- Anlass: Späte Auswahlphase, enger Bewerberkreis
- Ziel: Persönlichkeitsbeurteilung im lockeren Rahmen
- Tipps:
- Keine komplizierten Gerichte wählen
- Freundlich zum Servicepersonal sein
- Kleine Happen nehmen, damit du unmittelbar auf Fragen antworten kannst
- Pünktlich sein und Tischmanieren beachten
Mit dieser Checkliste bist du auf jedes Vorstellungsgespräch vorbereitet:

Fazit
Vom Videocall bis zum Kaffeegespräch – Bewerbungsgespräche sind heute vielfältiger denn je. Jedes Gesprächsformat stellt eigene Anforderungen, bietet aber auch unterschiedliche Chancen, dich von deiner besten Seite zu zeigen. Ein strukturiertes Interview wirkt gleicht einer mündlichen Prüfung, während ein informelles Gespräch wie ein erstes Kennenlernen beim Kaffee wirkt. Doch unabhängig vom Setting zählt vor allem, dass du gut vorbereitet, authentisch und aufmerksam bist. Nicht jede Antwort muss perfekt sitzen, wichtiger ist, dass du souverän mit Fragen umgehst und deine Stärken demonstrieren kannst. Während eine passende Kleidung ein Muss bei Präsenzauftritten ist, spielt sie bei Telefoninterviews zwar keine entscheidende Rolle, kann aber dennoch dein Selbstbewusstsein stärken und dir helfen ins richtige Mindset zu kommen. Wer also die verschiedenen Formate kennt und weiß, worauf es ankommt, gewinnt nicht nur an Sicherheit, sondern tritt auch selbstbewusster auf – und erhöht die Chancen auf ein passendendes Match zwischen dir und dem Unternehmen.