Bewerbung & Interview

Schwächen im Vorstellungsgespräch meistern: So überzeugst du!

Geschrieben von Isabell Schreiner

Wer kennt es nicht? Du sitzt in einem Vorstellungsgespräch und bemühst dich einen positiven Eindruck zu hinterlassen, als die gefürchtete Frage gestellt wird: „Was sind Ihre Schwächen?“ Eine Frage die bei vielen Bewerbenden für Unsicherheit sorgt. Wie soll man sich auch gut verkaufen, wenn Recruiter nach den eigenen Schwächen fragen? Instinktiv neigt man vielleicht dazu zunächst Eigenschaften zu nennen, die eher positiv wirken. „Ich bin zu perfektionistisch.“ – eine Aussage, die vermitteln soll, dass man hohen Wert auf Ordnung und Genauigkeit legt. Doch eines ist sicher: Diese Antwort haben Recruiter schon unzählige Male gehört und würden sich über eine ehrlichere Antwort freuen, auch wenn sie eine Schwäche und vermeintlich wie ein Negativpunkt für einen selbst scheint. Warum ist das aber so?

Selbstreflexion und Wachstumspotenzial zeigen

Obwohl diese Frage heute als „outdated“ gilt, wird sie dennoch oft gestellt. Daher ist es wichtig sich Gedanken zu machen, warum diese Frage gestellt wird. Für Personaler ist es besonders wichtig zu sehen wie gut du dich selbst reflektieren kannst. Jeder Mensch hat Stärken und auch Schwächen. In einem Interview so zu tun, als hätte man keine oder nur „positive Schwächen“ wirkt nicht sehr authentisch und kann bei Recruiter den Eindruck erwecken, dass der Bewerber nicht ehrlich mit sich selbst und dem Unternehmen ist. Recruiter wollen mit dieser Frage nicht darauf abzielen deine Schwäche zu kennen, um diese in eine Pro-Kontra-Liste einzutragen, vielmehr wollen sie herauszufinden wie selbstreflektiert und ehrlich du bist.

Du solltest also die Chance nutzen, nicht nur deine Schwächen zu benennen, sondern auch dein Engagement für persönliches Wachstum zeigen. Überlege dir am besten vor deinem Vorstellungsgespräch, wie du auf diese Frage antworten könntest. So gibst du eine möglichst klare und ausführliche Antwort, wodurch dein Auftreten sicherer und selbstbewusster wirkt.

Was sind denn eigentlich meine Schwächen? Ein guter Ansatzpunkt wäre sich gedanklich in den Arbeits-, Uni- oder Schulalltag zu versetzen und an Situationen zu denken, die du nicht mit Bravour gemeistert hast und die dir schwer gefallen sind und an denen du arbeiten könntest. Alternativ kannst du dir Feedback von deinem Umfeld einholen. Sobald du deine Schwäche identifiziert hast, überlege dir wie du an ihr arbeiten kannst und wo deine Entwicklungsmöglichkeiten liegen. Es ist ratsam keine Schwächen zu erfinden, das kann ziemlich schnell aufgesetzt wirken und bei Nachfragen unangenehm werden.

Ebenso möchtest du auch keine Schwächen nennen, die für Personaler als Ausschlusskriterium gelten. Aber woher soll man denn wissen, was genau diese kritische Schwächen sind? Hier lässt sich dazu raten Eigenschaften zu nennen, die für die angestrebte Position keine kritische Bedeutung haben – und solche, die ausbaufähig sind. Du solltest dir dabei darüber im Klaren sein, dass im Falle einer Einstellung genau diese bewusst nicht genannte Schwäche auf dich zurückfallen kann. Vor allem dann, wenn du mit Aufgaben konfrontiert wirst, die diese Schwäche betreffen. Zum Beispiel könnte ein Bewerber, der Schwierigkeiten im Umgang mit komplexen Datenanalysen hat, in einer Position als Datenanalyst auf erhebliche Herausforderungen stoßen, wenn genau solche Aufgaben regelmäßig anfallen. Daher ist es wichtig sich zu überlegen, ob die Stelle wirklich zu dir passt, wenn der Kernpunkt der Position genau deine Schwäche berührt.

 

Schwächen klar kommunizieren und Beispiele nutzen

Wenn du deine Schwächen im Vorstellungsgespräch nennst, ist es wichtig diese nicht nur in einem kurzen Satz zu erwähnen, sondern deine Antwort mit Beispielen zu untermauern. Ein einfaches „Ich bin zu direkt“ wirkt kurz angebunden und lässt den Eindruck entstehen, dass du dich nicht intensiv mit dir selbst beschäftigt hast. Stattdessen solltest du erläutern, wie du erkannt hast, dass dies eine Schwäche von dir ist und wie du daran arbeiten möchtest. Durch eine ausführliche Antwort zeigst du nicht nur Selbstreflexion, sondern auch Bereitschaft zur Weiterentwicklung – Eigenschaften, die in jedem Berufsfeld geschätzt werden.

Zum Schluss lässt sich sagen:

Die Frage nach den Schwächen im Vorstellungsgespräch ist weitaus mehr als eine einfache Aufforderung zur Selbstkritik. Sie bietet dir die Gelegenheit, nicht nur deine Selbstreflexion unter Beweis zu stellen, sondern auch deine Bereitschaft zur Weiterentwicklung. Vermeide es übermäßig positive „Schwächen“ wie „Perfektionismus“ zu verwenden, da diese oft als wenig ehrlich wahrgenommen werden. Stattdessen solltest du reale Herausforderungen benennen, die du konstruktiv angehst und für die du konkrete Verbesserungsmaßnahmen planst. Eine durchdachte und reflektierte Antwort zeigt den Personaler, dass du bereit bist kontinuierlich an dir zu arbeiten, um die bestmögliche Leistung zu erbringen. Letztlich zeigt dies, dass du eine wertvolle Ergänzung für das Team sein könntest.

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Isabell Schreiner