Bewerbung & Interview

Mein Hobby im Lebenslauf

Quelle: Stefan Bayer/pixelio.de
Geschrieben von Anna M

Ein Hobby hat doch jeder! – habe ich mir gedacht, als ich in einem Forum den Aufruf eines verzweifelten Bewerbers gelesen habe, der krampfhaft versucht hat, „gute“ Hobbys für seine Bewerbung zu sammeln und einen erfolgreichen Lebenslauf zu verfassen. Die Antworten darauf kann man sich vorstellen, wenn man ganz ehrlich mit sich selbst ist. Hobbys im Lebenslauf sind wichtig, finde ich. Der Wahrheit müssen sie jedoch entsprechen und trotzdem muss man etwas darauf achten, welche Hobbys man angibt.

Hobbys schönreden?

Manche Bewerber halten die Angabe von Hobbys ebenso überflüssig wie Unterschriften in den Bewerbungsunterlagen oder ein Bewerbungsfoto. Diese Informationen sagen, geschickt formuliert, oftmals mehr aus, als Personaler von aktuellen Arbeitgebern unter vorgehaltener Hand bekommen können. Hat nicht jeder Mensch irgendein Hobby, das man ruhigen Gewissens in seinem Lebenslauf angeben kann? Man könnte doch theoretisch alles schön verpacken: Laufen zum Supermarkt als Walken verkaufen, SMS tippen als kreatives Schreiben betiteln oder andere Schönheitsreparaturen am Lebenslauf tätigen. Solche Tipps unter anderem wurden im Forum angeboten. Sollte man das wirklich machen? Wenn man keine Hobbys hat, sollte man es lieber auch lassen, sich welche auszudenken. Das kann nur nach hinten losgehen. Plötzlich sitzt im Interview ein begeisterter Aikidō Fan einem gegenüber und fragt dich nach deiner Meinung zum geistig-ethischen Hintergrund von Ueshiba Morihei und dann sitzt du blöd da, obwohl in deinem Lebenslauf steht, dass du dich mit dieser Kampfkunst intensiv beschäftigst. Man muss schon bei der Wahrheit bleiben.

Ein Stück Persönlichkeit

Ich habe inzwischen so viele interessante und außergewöhnliche Hobbys in den Bewerbungen gesehen und jedes Mal freue ich mich darüber, wenn da mehr steht als Lesen, Fahrrad fahren oder Reisen. Wir hatten Bewerber, auch von erfolgreichen Initiativbewerbungen, die sich für Specksteinmodellierung begeistern, mit der Armbrust/Flinte/Bogen schießen, angeln, jagen, sich mit Terraristik und Hundetraining beschäftigen oder Äpfel überall sammeln und daraus Saft selber herstellen. Und in den Interviews wird immer gefragt, wofür man sich sonst außer des Jobs interessiert und welche Hobbys man hat. So erfährt man sehr viel über den Menschen und auch ein wenig über seine private Seite – dies ist mitunter entscheidender als Einstellungskriterium als fehlende Bewerbungsunterlagen, das Nichtvorhandensein eines Arbeitszeugnisses oder unvollständige Tätigkeitsbeschreibungen. Was bewegt die Kandidaten sonst außer der Arbeit, haben sie andere „Leidenschaften“, wie setzen sie Prioritäten, wenn ihre Hobbys viel Zeit und Kraft kosten, sind sie begeisterungsfähig und können ein Team führen, weil sie in ihrer Freizeit ein Chor leiten usw. usw…

Aber Vorsicht: Hobby ist nicht gleich Hobby!

Es gibt Interessen, die eher gefährlicher Natur sind wie Train Surfing, Roofing oder andere Extremsportarten. Im richtigen Kontext können Extremsportarten zwar zeigen, dass man bereit ist, Risiken einzugehen und seine Grenzen auszutesten (für Führungskräfte kann das durchaus relevant sein). Potentielle Arbeitgeber könnten dies aber eher nachteilig bewerten, da das Risiko, dass dem Mitarbeiter etwas passiert und er für längere Zeit ausfällt, sehr hoch ist.
Auch mit Hobbys wie feiern gehen, Swingerclub besuchen oder im Casino zocken muss man etwas vorsichtig sein.
Die Hobbies Lesen, Singen oder Filme schauen sollte man entweder näher spezifizieren (Agatha Christie Krimis, Bach-Oratorien etc.) oder gleich weglassen denn sonst hat man kein Alleinstellungsmerkmal, schließlich können wir alle mehr oder weniger gut lesen oder singen 😉

Hobbies sinnvoll auswählen

Letztendlich sollten die Hobbies zum Bewerber passen und seinem Profil ein Gesicht geben, denn Fachqualifikationen sind meist ersetzbar, die Persönlichkeit des Bewerbers allerdings nicht. So kann kreatives Schreiben oder bloggen besonders für Stellen in der Kommunikations- oder Marketingbranche von Vorteil sein, wenn man es nicht übertreibt.

Gartenarbeit kann bei einem Arbeitgeber der sich für Nachhaltigkeit oder erneuerbare Energien engagiert, Pluspunkte einbringen. Mit Teamsportarten wie Fußball oder Handball sind Teamfähigkeiten und Durchsetzungsvermögen gut nachweisbar. Jedes Hobby hat so seine Vorteile, man muss diese nur gut anwenden.

Die Grenze zwischen Hobby und Beruf

Generell sind aufgegriffene Punkte aus dem Stellenprofil, die man als Hobby verkaufen will und allgemein „arbeiten“ eine schlechte Wahl. Natürlich gibt es Entwickler, die auch in der Freizeit nur programmieren – sein Hobby zum Beruf zu machen, ist von vielen der Traum -, jedoch sieht jeder Arbeitgeber es gern, wenn seine Mitarbeiter einen guten Ausgleich zu ihrer Arbeit finden und sich beim Häkeln, Kochen, Yoga, Geocaching oder Töpfern auf andere Gedanken bringen, abschalten, zur Ruhe kommen und frisch erholt am nächsten Tag zur Arbeit kommen. Und ganz witzig wird es, wenn die Gesprächspartner im Interview merken, dass sie dieselbe Leidenschaft teilen und sich begeistert über ein Hobby unterhalten, von dem man noch nie etwas gehört hat.

Bei all den zahlreichen Möglichkeiten, sollte generell daran gedacht werden, nur die wichtigsten und relevantesten Hobbies zu nennen. Nicht dass am Ende noch die Frage aufkommt, wann denn der Bewerber überhaupt Zeit für seinen eigentlichen Job hat.

 

Über den Autor

Anna M

Anna war von März 2013 bis Ende 2014 im Bereich Recruiting bei uns tätig. Nach ihrem Magisterstudium in Slawistik, Romanistik und Auslandsgermanistik war sie zunächst als Vertrieblerin tätig. Am liebsten berichtete Anna über den Perspektivwechsel vom Bewerber zum Personaler und ihre oft amüsanten Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag.