(Neue) Arbeitswelt

Ein Jahr berufstätig – alles Routine und doch noch alles neu?!

Quelle: Jarmoluk/pixabay.com
Geschrieben von Anna

Ich hatte im letzten Monat einen Jahrestag. Einen ersten, um genau zu sein. Ich bin seit 12 Monaten so richtig echt berufstätig und kann nun auf mein erstes Jahr am Stück mit 40-Stunden-Wochen, Meetings, Urlaubsanträgen, bzw. eine im Vergleich zu vorher stark begrenzte Anzahl von Urlaubstagen, und (irgendwie auch) Verantwortung zurückblicken. Hat sich etwas verändert? Habe ich mich verändert? Nein, ich bin ja noch ich. Und doch ja, allumfassend.

Was ist jetzt so anders?

Zunächst genieße ich noch immer dieses Gefühl. Wisst ihr welches? Nicht mehr nur eine Nummer im großen Hörsaal zu sein, Geld zu verdienen und zu „arbeiten“. Das Studium war schön, mit all seinen Erfahrungen und Eindrücken, aber das jetzt ist es auch. Man ist nicht mehr ein ganz kleines Teil von einer großen Masse, sondern Ansprechpartner/Verantwortlicher für ein bestimmtes Aufgabengebiet. Und irgendwie ist man auf einmal „richtig erwachsen“ oder naja, sollte es sein. 😉

Ich habe mich an das Berufsleben gewöhnt. Der Tag beginnt früher, ist anders und mehr strukturiert sowie müdigkeitsbedingt eher zu Ende. Wochenenden können anders geplant werden, weil nichts auf dem Schreibtisch daheim liegt, dass bis zu einem bestimmten Abgabetermin fertig sein muss.

Freizeit ist zu einem kostbaren Gut geworden. Sie muss sorgfältig aufgeteilt werden zwischen Zeit mit Familie/Freunden und Zeit für sich selbst. Kleinigkeiten (wie z.B. tagsüber in einem Café zu sitzen) haben an Bedeutung gewonnen und der Fokus für das, was wichtig ist, hat sich irgendwie verändert.

Genauso, wie Freundschaften. Verständnis hat mehr bzw. nur, wer selbst berufstätig ist und mit Ehrgeiz an seine Aufgaben geht. Freunde, die noch studieren verstehen meist nicht, dass man nach Feierabend nicht jeden Tag  groß motiviert ist, noch etwas zu unternehmen und auch viele der Wochenendnächte zum Schlafen braucht. Auch die Gesprächsthemen ändern sich. Natürlich ist man geneigt, über Arbeitsthemen zu sprechen, schon allein um diese zu verarbeiten. Das Umfeld und die Kontakte verändern sich hierdurch mit und nicht nur weil man nun viel mehr Zeit mit Kollegen und Personen aus dem beruflichen Umfeld zu tun hat.

Was hat sich noch in einem Jahr verändert?

Nun ja, Dinge, die mir anfänglich noch ein mulmiges Gefühl bereitet haben, sind zur Routine geworden. Mich am Telefon mit dem Firmennamen zu melden und vorzustellen, geht mir leicht über die Lippen – mittlerweile muss ich aufpassen, dass ich mich zu Hause nicht so melde. 😀 Ich plane meine Tages- und Wochenabläufe, lasse Rechnungen stellen und vertrete uns auf Messen, ohne jeden Schritt vor seiner Ausführung extra noch 1000mal zu durchdenken und die Richtigkeit zu hinterfragen.

Pausen mache ich viel bewusster. Ein Projekt ist nicht so einfach abzuschließen, wie ein Semester oder eine Hausarbeit bzw. folgt auf ein abgeschlossenes immer gleich ein weiteres und zwar ohne größere Erholungsphasen dazwischen. Der größte Unterschied zum Studium – man muss Kräfte besser einteilen. Sprints und „Bulimielernen“ gibt es kaum, es heißt Ausdauer gewinnen und vor allem Nerven bewahren. Die Schonfrist ist eh schon längst vorbei. Als fest integriertes Teammitglied hat man feste Aufgaben, mit deren Erfüllung (natürlich zur vollsten Zufriedenheit aller) gerechnet wird. Unterm Strich zählt es nicht wie lang man etwas schon macht, sondern das, was dabei rauskommt.

Habe ich mich verändert? Ja und nein. Die Routine ist das eigentlich Neue. Es macht alles noch Spaß, ist aber nicht mehr neu und dementsprechend weniger aufregend als zu Beginn. Der Tages-/Wochenablauf verleitet dazu, die Routine zum Trott werden zu lassen und phasenweise regelrecht faul zu werden. Ich musste und muss lernen, nicht nur die Arbeit zu sehen und die neuen Prioritäten auch einzuhalten. Eine Überstunde mag dem Büro unter Umständen gut tun, die damit verbundene Absage einer Verabredung dem Privatleben nicht unbedingt. Zu erkennen, welche der beiden Möglichkeiten (Absagen vs. Arbeit nachholen) der jeweiligen Situation angepasst ist, werde ich hoffentlich in den nächsten 12 Monaten lernen, besser einzuschätzen…

Über den Autor

Anna

Anna, unsere „Frau fürs Schöne“, war bis November 2016 verantwortlich für alles rund ums Personalmarketing. Als studierte Kommunikationswissenschaftlerin mit Nebenfach Psychologie kam sie 2013 zu uns ins Team. Seitdem berichtete sie über den Weg vom Berufsanfänger zum "Experten" und schrieb mit Einfühlungsvermögen über die Höhen und Tiefen bei der Jobsuche und im Arbeitsalltag. Im Büro versorgte Hobbyköchin Anna uns mit den neusten Rezepten, flotten Sprüchen und viel guter Laune.