(Neue) Arbeitswelt

Wenn das Thema Flüchtlinge …

Cultural Fit, Flüchtlinge, Quelle: geralt/pixabay.com
Geschrieben von Claudia Fuhrmann

… zum Streitthema im Büro wird

Das Thema Flüchtlinge bewirkt mittlerweile fast jeden Morgen eine sehr emotionale Diskussion in vielen Büros. Dabei begegnen sich Menschen, die die Flüchtlinge unterstützen und die, die Fremden mit Migrationshintergrund eher ablehnend gegenüber eingestellt sind bzw. die die deutsche Politik zu diesem Thema für verfehlt halten. Anfangs wurde anhand von Fakten das Für und Wider des immer größer werdenden Flüchtlingsstromes besprochen. Doch in letzter Zeit ist festzustellen, dass es vermehrt zu sehr harten Streitereien kommt. Dabei bauen sich Spannungen auf und die erforderliche Objektivität geht verloren. Die eine Seite versucht, die andere von ihrer Meinung zu überzeugen. Eine Einigung ist aktuell nicht in Sicht. Oft sind wir sprachlos und wissen nicht, wie wir antworten sollen, vor allem wenn es sich um nette Kollegen oder Geschäftspartner handelt, mit denen man tagtäglich gut zusammenarbeitet…

Gegenseitige Toleranz

Fakt ist, dass man zu einem Thema in jeder vernünftigen Diskussion mehrere Meinungen zulassen muss und, dass jede Seite sich gegenüber der anderen Seite tolerant zu verhalten hat. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Oft passiert es, dass die Befürworter der Flüchtlingshilfe-Aktionen versuchen, sich die Argumente der Gegner anzuhören. Diese möchten sich jedoch im Gegenzug die Argumente der anderen gar nicht anhören und tun sie als falsch oder unwahr ab. Trotzdem müssen wir uns dieser Auseinandersetzung stellen. Eine schnelle Meinungsänderung ist dabei jedoch nicht zu erwarten.

Es ist nicht nur wichtig, die Flüchtlinge mit Sach- und Geldspenden zu unterstützen, sondern es ist ebenso wesentlich, sich mit ihren Gegnern auseinanderzusetzen. Warum haben sie diese festgefahrene Meinung, dass die Flüchtlinge nur Unheil bringen, Geld kosten und es bald zu erhöhter Kriminalität in Deutschland kommt? Förderlich für diese Fremdenfeindlichkeit sind natürlich Pressemitteilungen von Diebstählen oder aggressivem Verhalten und Ausschreitungen in Flüchtlingsunterkünften („bad news are good news“).

Doch sollen wir wirklich den Menschen Nahrung und Unterkunft verweigern, die vor Krieg, Tod, Verfolgung, Folter und Hunger fliehen? Handelt es sich nicht um einen reinen Akt der Menschlichkeit, sich um andere Menschen zu kümmern, die alles verloren haben? Beschäftigen müssen wir uns jedoch auch mit den Menschen, die diese Einstellung nicht teilen, vielmehr noch dagegen angehen, sobald sie nur die Wörter Ausländer, Flüchtlingen oder Asylbewerber hören. Wie können wir sie dazu bringen, die Schicksale der einzelnen Menschen zu betrachten und Verständnis für deren Situation aufzubringen.

Verständnis durch Kommunikation

Beginnen müssen wir damit, uns mit den Schicksalen der einzelnen Menschen zu beschäftigen. Wie sehen die Lebensumstände dieser Menschen aus, die in Deutschland Hilfe suchen? Der Schlüssel dafür ist die Kommunikation. Können alle Seiten miteinander kommunizieren und sich verständigen, wären wir schon einen großen Schritt weiter. Jede Seite könnte ihre Meinung äußern, die Asylsuchenden erklären, warum sie flüchten mussten und ausgerechnet nach Deutschland möchten. Wir könnten von unseren Vorurteilen, von unserer Skepsis und auch Angst gegenüber Fremden sprechen, wenn man in der Presse von massenhaftem Asylmissbrauch liest. Denn Information und Transparenz sind entscheidende Faktoren für die Reaktionen der Menschen auf Flüchtlinge.

Integration durch Kommunikation

Nur über Kommunikation wird eine Integration gelingen. Das schreibt sich sehr einfach. Doch in der Realität ist es alles andere als das. Es ist weder geklärt, wo die erforderlichen finanziellen Mittel herkommen sollen, noch wie die große Flut an Menschen in unserem Land jemals integriert werden kann. Doch mit diesen Problemen muss man sich genauso auseinandersetzen wie mit Argumenten: Wer denkt noch an uns Deutsche? Wir können diese Menschen nicht ignorieren und als Menschenfeinde abtun. Vielmehr müssen wir uns fragen, warum sie so rüde über Flüchtlinge reden. Dabei geht es nicht nur um Menschen, denen es finanziell nicht so gut geht und die es besonders schwer haben. Nein, ich rede hier auch von Menschen, die einen gut bezahlten Job haben und finanziell abgesichert sind. Wie schaffen wir es, dass diese Menschen ihre Furcht und ihre Skepsis vor dem Fremden verlieren?

Die Realität ist komplex und widersprüchlich, denn es gibt nicht nur Beispiele für gelungene Integration. Doch gerade deshalb müssen Toleranz und Weltoffenheit unsere Gedanken und unser Handeln bestimmen.

Über den Autor

Claudia Fuhrmann

Claudia betreute zwischen 2015 und 2018 die Bereiche Personalentwicklung und Weiterbildung. Im Aufbau von Qualitätsmanagement-Systemen fokussierte sie sich auf die DIN EN ISO 9001 sowie auf die Organisation und Abwicklung von IT-Projekten. Basierend auf ihrer vielfältigen Berufserfahrung berichtete sie zu Themen des Personalmanagements und den Aufgaben zu diesem Bereich u.a. für Unternehmen.