IT & Technik

Eyetracking

Eyetracking, Quelle: pexels.com
Geschrieben von Niklas

Spannende Einsatzmöglichkeiten für die Softwareentwicklung

Blickbewegungen aufzuzeichnen, um das Blickverhalten von Menschen zu untersuchen, ist nicht neu. Im Marketing ist Eyetracking bereits ein beliebtes Instrument, um die Gestaltung von Werbemitteln oder die Platzierung von Produkten zu untersuchen. Die Potenziale für die Softwarebranche werden erst seit wenigen Jahren ausgelotet – dabei versprechen sie eine Menge.

Was ist Eyetracking?

Die Augenbewegungen eines Menschen lassen sich unterscheiden in Fixationen und Sakkaden. Bei einer Fixation „ruht“ der Blick auf einem bestimmten Punkt und verarbeitet die aufgenommenen Informationen. Die Sprünge von einer Fixation zur anderen nennt man Sakkade. Während einer Sakkade werden keine Informationen aufgenommen und sie kann nach dem Auslösen nicht bewusst gesteuert werden. Es werden lediglich die bei der Fixation aufgenommenen Informationen weiterverarbeitet.

Diese Bewegungen können mittels Eyetracking-Technologie aufgenommen werden, indem Augen-Kameras die Augen beobachten. In Kombination mit der Aufnahme des Stimulus – also dem betrachteten Objekt – kann man so bestimmen, wann der Proband, wie lange, wohin geschaut hat. Es besteht die Möglichkeit, zu diesem Zweck stationäre oder mobile Tracker einzusetzen. Während die mobilen Varianten als Brille konzipiert sind, betrachten die Personen beim stationären Eyetracking einen Bildschirm.

Neue Erkenntnisse…

So weit, so gut. Doch was genau lässt sich nun damit anstellen? Auf jeden Fall so einiges und vieles davon ist echt cool. 😉

Ein großer Bereich ist natürlich das Marketing. Wie soll ich meine Anzeige konzipieren? Sehen die Kunden mein Produkt bei der aktuellen Platzierung? Stechen Anzeige, Produkt o.ä. aus der Masse heraus?

Da sich die meisten von euch aber wahrscheinlich eher für IT interessieren, will ich gleich zum zweiten großen Bereich kommen – der IT. Der naheliegendste Teilbereich ist direkt das Online-Marketing.

  • Wo müssen Banner platziert werden?
  • Welche Probleme hat ein Anwender während der Navigation auf einer Webseite?
  • Welche Funktionen sind hilfreich, welche bloß Ablenkung?

Eine Eingabemaske für persönliche Informationen zur Beantragung einer Kreditkarte wurde bspw. um ein „Sprich mit einem Experten“-Fenster ergänzt, das beim Scrolling mitwandert. Als Hilfestellung erdacht, wurde jedoch erkannt, dass dieses Fenster den Blick wiederholt von der Eingabemaske ablenkte und störte. Web-Designer, User-Interface-Experten – sie alle können von den Erkenntnissen aus Eyetracking-Untersuchungen profitieren.

… und neue Möglichkeiten

Neben der reinen Gestaltung einer Benutzeroberfläche kann man aber auch noch einen Schritt weiter gehen. Was wäre, wenn Apps nicht mehr angetippt, sondern nur noch angeschaut werden müssten? Oder wenn Computerspiele nicht mehr nur auf die Aktionen, sondern bereits die Intentionen des Spielers reagieren? Erste vielversprechende Ansätze gibt es bereits.
Auch in Verbindung mit der zunehmenden Verbreitung von Virtual Reality ist Eyetracking ein spannendes Zukunftsfeld. In Autos können Eyetracking-Systeme die Sicherheit erhöhen, indem sie vor Sekundenschlaf warnen. Augmented Reality (Erweiterte Realität) ist ein weiteres Stichwort.

Die Grenzen…

Natürlich besitzt aber auch Eyetracking seine Grenzen. Neben dem zusätzlichen finanziellen und zeitlichen Aufwand kann bei Untersuchungen anhand der reinen Blickdaten nicht herausgelesen werden, ob die gesehenen Inhalte gemocht oder verstanden wurden. Auch das periphere Blickfeld des Nutzers bleibt unberücksichtigt. Deswegen sollte begleitend immer eine Befragung durchgeführt werden. Da diese das Blickverhalten beeinflussen kann, sollte die Befragung im Anschluss an das Experiment erfolgen.
Sollen Blicke zur Bedienung einer Benutzeroberfläche genutzt werden, muss der Nutzer meist recht nahe am Tracker stehen, damit seine Augen erkannt werden. Auch Kalibrierung und nötige Rekalibrierungen bei Bewegungen können die Anwendung limitieren.

… und Chancen

Die visuellen Ergebnisse von Eyetracking-Tests können auf der anderen Seite allerdings gut genutzt werden, um Probleme zu demonstrieren – um z. B. den uneinsichtigen Vorgesetzten zu überzeugen. 😉 Außerdem werden durch Eyetracking Dinge sichtbar, die nicht mit Worten artikuliert werden könnten. Die Technologie wird zudem stetig weiterentwickelt und so immer günstiger und zuverlässiger.

Auch wenn Eyetracking seine Grenzen besitzt, eine spannende Technologie für Nutzer, aber auch (angehende) Softwareentwickler ist es auf jeden Fall. Und vielleicht werden wir in einigen Jahren an die Zeit zurück denken, in der wir auf unseren Bildschirmen noch rumgetippt haben. 😉

Über den Autor

Niklas

Niklas studierte Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Marketing und unterstütze uns im Rahmen seines Pflichtpraktikums für 3 Monate vor allem im Bereich Personalmarketing. Zum Glück bringt er ein technisches Verständnis mit, damit wir künftig auch die Rubrik IT & Technik mit interessanten Artikeln füllen können... ;)