(Neue) Arbeitswelt

Demographischer Wandel – Chance oder Katastrophe?!

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Geschrieben von Claudia Fuhrmann

Stellhebel: Erwerbsquote und Weiterbildung für ältere Arbeitnehmer

Deutschland droht die „Demokalypse“. Dieses Fazit zieht, wer die Demographie-Diskussionen in Deutschland verfolgt. Es wird fast schon ein Horrorszenario darüber erstellt, wie schlecht es dann den Alten und den Jungen ergehen wird. Viel zu wenig Junge erarbeiten die Rente für viel zu viele alte. Dabei wird vergessen, dass dieser Bevölkerungswandel – wenige Kinder, langes Leben – Erfolgsmerkmal eines wohlhabenden Staates, einer hochentwickelten Gesellschaft ist und somit zunächst keine Katastrophe bedeutet.

„Es erwächst in den kommenden 10, 15 Jahren eine Gesellschaft, in der Alte und sehr Alte ein gesellschaftliches Gewicht entwickeln werden wie nie zuvor, und sie werden auf vielen Feldern ihre Prioritäten setzen. Wir werden in die Lage versetzt, die Lebensarbeitszeit anders aufzufassen, mehr Auszeiten einzuplanen, das Berufsleben anders zu portionieren.“

(Spiegel Nr. 12, 2015, „2030 Es kommen härtere Jahre“, S. 23f)

Die Menschen leben länger bei einer ständig besser werdenden Gesundheit und hoher Leistungsfähigkeit. Somit sind sie auch in der Lage, länger zu arbeiten und häufig möchten sie das auch. Leider erkennt man in Deutschland diese Fakten nicht als nutzbare Ressource, sondern sieht diese Entwicklung eher pessimistisch. Man sieht eher das Bedrohungspotenzial des demographischen Wandels als die Chancen, die er beinhaltet.

Erhöhung der Erwerbsquote

Eine wichtige Schlüsselgröße, um aus dem Bedrohungspotenzial des demographischen Wandels eine Chance machen zu können, bildet die Erwersbquote. Sie ist allerdings nicht einfach zu prognostizieren, da sie von vielen Annahmen wie Dauer von Schul- und Studienzeiten, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und von dem Verhalten der Arbeitnehmer und -geber beim Renteneintritt abhängt. Entscheidend ist, ob wir es schaffen, durch eine Erhöhung der Erwerbsquote uns an die demographische Entwicklung, den demographischen Wandel anzupassen.

Vermehrte Weiterbildungsaktivitäten

Die Alterung der Bevölkerung – einhergehend mit einer Alterung der Belegschaft – bedeutet einen Rückgang der Produktivität, da ältere Menschen weniger produktiv sind als jüngere. Der Beweis für diese Behauptung konnte jedoch bisher in keiner Studie erbracht werden. Die Praxis zeigt eher, dass sich Erfahrung und körperliche Leistungsfähigkeit ergänzen: Im Alter steigt die Erfahrung, während die Leistungsfähigkeit sinkt. Über alle Altersklassen gesehen bleibt die Summe gleich.

In Zukunft ist es aber wichtig, dass eine älter werdende Belegschaft durch vermehrte Weiterbildungsanstrengungen neue Techniken und Fertigkeiten erlernen und somit flexibel bleiben kann. Ein sehr gutes Beispiel ist Skandinavien: Menschen über 40 werden hier weit mehr weitergebildet als in Deutschland.

Über das Thema lebenslanges Lernen wird bei uns zwar viel gesprochen und diskutiert. Allein die Umsetzung ist bisher nur ein Lippenbekenntnis, weil Arbeitgeber, Arbeitnehmer und der Staat sich um die Finanzierung streiten.

Schlussfolgerungen

Die fortschreitende Erhöhung der Lebenserwartung wird die Gestaltung der Biographie jedes Einzelnen immer mehr beeinflussen. Im Mittelpunkt steht die Umverteilung, die Neuerfindung der Arbeit. Zentrale Stellhebel in diesem demographischen Übergang sind eine erhöhte Erwerbsquote, vor allem unter den Älteren, und deren Weiterbildung.

Frank Schirrmacher schreibt in seinem Buch „Das Methusalem-Komplott“, dass wir lernen müssen, die kostbarste Ressource des Menschen, seine Lebenszeit, zu respektieren. Die Informationsgesellschaft kann auf die Erfahrungen, das Selbstbewusstsein und das Wissen der alternden Menschen nicht verzichten. Das Bewusstsein zu schaffen, den Wandel als Chance zu sehen, ist nicht nur eine Herausforderung an uns, sondern ist auch als ein Muss zu verstehen.

Über den Autor

Claudia Fuhrmann

Claudia betreute zwischen 2015 und 2018 die Bereiche Personalentwicklung und Weiterbildung. Im Aufbau von Qualitätsmanagement-Systemen fokussierte sie sich auf die DIN EN ISO 9001 sowie auf die Organisation und Abwicklung von IT-Projekten. Basierend auf ihrer vielfältigen Berufserfahrung berichtete sie zu Themen des Personalmanagements und den Aufgaben zu diesem Bereich u.a. für Unternehmen.