(Neue) Arbeitswelt

Digitalisierung = Strukturwandel der Arbeitswelt

Digitalisierung, Strukturwandel, Quelle: Lenaaera/pixabay.com
Geschrieben von Claudia Fuhrmann

Wir befinden uns im Zeitalter der Datenökonomie. Die Digitalisierung betrifft mittlerweile alle Lebens- und Arbeitsbereiche und verfolgt das Ziel, die menschliche Arbeit in hohem Maß zu reduzieren. Es finden sich auf dem Markt viele Studien/Umfragen, die der Frage nachgehen, ob mit der Digitalisierung der Arbeitswelt mehr Arbeitsplätze vernichten werden, als neue entstehen. Eine Studie im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums kam zu dem Ergebnis, dass entgegen den vielfach geäußerten Erwartungen, die Digitalisierung gefährde Arbeitsplätze in großem Umfang, es „durch eine beschleunigte Digitalisierung gelingen könne, wirtschaftliches Wachstum und Beschäftigung zu erzeugen“. (Spiegel, S. 76, 16.07.2016)

Gewinner und Verlierer

Fakt ist, dass die Digitalisierung zu einem grundlegenden Strukturwandel der Arbeitswelt führt. Es gibt Branchen, die zu den Gewinnern bei einer beschleunigten Digitalisierung gehören mit einem prognostizierten Beschäftigungsgewinn bis zu einer Million Erwerbstätigen (Economix-Bericht). Dazu gehören die klassischen Industriebranchen (Elektronikindustrie, Fahrzeugbau), aber auch IT-Firmen, Unternehmensdienstleister, Forschung und Entwicklung.

Anders verhält es sich für Stellen in der Produktion und Verwaltung. Maschinen besitzen mittlerweile die Fähigkeiten, nicht nur gewisse Tätigkeiten in der Produktion sondern auch in Büros, in der Verwaltung zu übernehmen (z.B. automatisierte Sachbearbeitung, elektronische Dokumentenerkennung). Somit sind auch qualifizierte, gut bezahlte Jobs in Dienstleistung und Handwerk betroffen. Maschinen übernehmen viele Tätigkeiten, zu denen Fachkräfte fähig sind. Dabei werden sie nie müde, brauchen keinen Urlaub, streiken nicht, sind berechenbar und fast grenzenlos komplexitätsfähig. Sie sind in der Lage, Spezialisten brotlos zu machen. (Der Spiegel 36/2016, S. 110f)

Der Strukturwandel der Arbeitswelt durch die Digitalisierung hat in vielen Branchen Arbeitsplätze gekostet und wird dies auch weiterhin tun. Aber im Gegensatz dazu, ist auch immer wieder Neues entstanden. Im Zuge der Digitalisierung sind bisher mehr Jobs geschaffen worden als verloren gegangen. Doch wird diese Entwicklung auch in Zukunft so verlaufen und wie müssen die Arbeitnehmer und Arbeitgeber darauf reagieren?

Gewohntes geht verloren, Neues entsteht

Nach den Berechnungen des Mannheimer Arbeitsmarktexperten Holger Bonin liegt der Anteil der Arbeitsplätze, die so betrachtet der Automatisierung zum Opfer fallen könnten, in Deutschland bei ca. 12 % , das wären fünf Millionen Menschen. Dabei spielt der Bildungsstand eine wesentliche Rolle: Bürger mit Hochschulabschluss stehen nur zu 25 Prozent in der Gefahr, wegrationalisiert zu werden. Geringqualifizierte dagegen zu 80 Prozent. Ähnlich verhält es sich beim Einkommen: Das bestverdienende Zehntel der Bevölkerung ist nur zu 20 Prozent gefährdet, das Zehntel am untersten Verdienstrand jedoch zu 60 Prozent. Diese Zahlen zeigen, dass der Wandel nicht irgendwann in der Zukunft stattfindet, sondern bereits heute passiert.

Digitalisierung verändert die Arbeitswelt grundlegend. Gewohntes geht verloren, neue Aufgaben entstehen, die mit den alten nichts mehr zu tun haben. Der Arbeitsmarkt wird sich in hohem Maße flexibilisieren. Das bedeutet z.B., dass Unternehmen Personal nur temporär für die Abwicklung von Projekten einsetzen. Um mit dieser Entwicklung mitzuhalten, ist es unabdingbar, sich kontinuierlich neues Wissen anzueignen.

„In einer Welt, die sich so schnell dreht, hat es keinen Sinn mehr, fünf Jahre lang zu studieren und dann lebenslang bei der gleichen Firma zu arbeiten“

sagt Sebastian Thrun, einer der Vordenker im Silicon Valley. Die Arbeitnehmer haben es also zu einem großen Teil selbst in der Hand, nicht abgehängt zu werden.

Fazit

Die öffentliche Diskussion über die Digitalisierung findet sich aktuell fast überall. Sie wird intensiv geführt, oft entstehen dabei jedoch Verwirrung und Verunsicherung seitens der Arbeitnehmer. Somit begleitet die Digitalisierung oft ein schlechtes Image. Doch wir können uns nicht gegen die digitale Transformation stellen. Sie ist bereits in unserer Arbeitswelt angekommen. Es wird Veränderungen geben. Gerade deshalb ist der offene Dialog im Unternehmen so entscheidend. Die Menschen wissen, dass es zu unaufhaltsamen Veränderungen kommen wird – nicht nur in den betrieblichen Abläufen sondern auch in Bezug auf ihre fachlichen Kompetenzen. Unternehmen müssen sich einer neuen Unternehmenskultur stellen. Denn der Wettbewerbsvorteil liegt nicht nur in der Automatisierung sondern in neuen Geschäftsmodellen, in einer veränderten Denkkultur innerhalb der Unternehmen. Arbeitnehmer sind angehalten, ständig an der Aktualität ihres Wissens zu arbeiten. Der Spruch: „Lebenslanges Lernen“ wirkt abgedroschen, ist aber leider doch wahr…

Über den Autor

Claudia Fuhrmann

Claudia betreute zwischen 2015 und 2018 die Bereiche Personalentwicklung und Weiterbildung. Im Aufbau von Qualitätsmanagement-Systemen fokussierte sie sich auf die DIN EN ISO 9001 sowie auf die Organisation und Abwicklung von IT-Projekten. Basierend auf ihrer vielfältigen Berufserfahrung berichtete sie zu Themen des Personalmanagements und den Aufgaben zu diesem Bereich u.a. für Unternehmen.