(Neue) Arbeitswelt

Mobbing – Der Feind lauert im Büro

mobbing am Arbeitsplatz
Geschrieben von Steffi

Vielleicht habt ihr auch schon Erfahrungen mit Mobbing am Arbeitsplatz gemacht. Steffi stellt euch näher vor, was Mobbing ist und in welchen Formen es auftreten kann. Weiterhin berichtet sie auch, welche Erfahrungen sie im Freundeskreis mit Mobbing im Büro gemacht hat.

Was ist Mobbing und warum wird gemobbt?

Beginnen wir damit, Mobbing zu definieren: Unter Mobbing (aus dem engl. to mob) wird das systematische und wiederholte Angreifen oder gar Schikanieren einer Person, dem Mobbingopfer, durch eine weitere Person oder Gruppe, Mobbingtäter, verstanden. Das Ziel dabei ist, das Opfer durch gezielte verbale oder nonverbale Angriffe sozial auszugrenzen. Schlimmstenfalls kommt es dadurch bei den Opfern langfristig zu gesundheitlichen Schäden bis hin zu Unfähigkeiten, dem gewohnten alltäglichen Leben nachzugehen.
Mobbing hat viele Facetten und verschiedenste, oftmals auch triviale, Beweggründe. Neben unternehmensintern geschuldeten Ursachen führen auch persönliche Belange oder Differenzen zu Anfeindungen.

Zu unternehmensintern geschuldeten Beweggründen gehören bspw. (bewusst herbeigeführte) mangelnde Kommunikation untereinander oder das bewusste Verschweigen arbeitsrelevanter Informationen, schlechte Arbeitsorganisation bzw. unfaire Aufgabenverteilung aber auch der Missbrauch von Hierarchie und der damit verbundenen Macht gegenüber unterstellten Mitarbeitern.
Zu den persönlich motivierten Gründen zählt das unter Kollegen entfachte Konkurrenzdenken. Im speziellen Fall beispielsweise wenn deine Kompetenz / Arbeit vom Chef mehr honoriert wird als die deiner Kollegen. Sei es, weil du attraktiver bist oder durch deine Art besser ankommst. Dadurch entsteht oftmals das Gefühl von Neid oder Antipathie, welches dazu führt, dass du zum potenziellen Opfer für Lästereien und Anfeindungen wirst.

Die vier Phasen des Mobbings

Mobbing ist ein Prozess bzw. eine Kette von Ereignissen und keine Einzeltat. Oft werden vier Phasen des Mobbings unterschieden.

Phase 1: Ein ungelöster Konflikt

Mobbing beginnt in den meisten Fällen ganz schleichend. Nehmen wir an, zwischen dir und deinen Kollegen besteht ein Konflikt auf Arbeitsebene und du wirst dafür verantwortlich gemacht, unabhängig davon, ob der Fehler wirklich auf deiner Seite liegt. Getreu dem Motto: Einer muss ja der Schuldige sein.

Phase 2: Ausgrenzung durch Kritik

Nach einiger Zeit gerät der Konflikt in den Hintergrund. Stattdessen fangen deine Kollegen an, dich auf persönlicher Ebene zu kritisieren, d.h. sie richten sich mit ihren Anfeindungen direkt an dich. Somit bist du binnen kürzester Zeit zur Zielscheibe und damit zum Opfer verbaler oder nonverbaler Attacken geworden.

Phase 3: Steigerung der Attacken

Nun ist nur noch alles eine Frage der Zeit und der Ausdauer deiner Kollegen. Höchstwahrscheinlich wirst du den Attacken nicht mehr lange standhalten können. Die Situation eskaliert und du leidest dermaßen unter den Sticheleien, sodass du dich kaum noch auf deine Arbeit konzentrieren kannst. Dadurch entstehen Fehler und es entsteht der Eindruck, dass du deinen Aufgaben nicht mehr gewachsen bist. Ein Grund mehr für deine Kollegen, dich auf dem Kieker zu haben und weiterzumachen.

Phase 4: Kündigung oder Jobwechsel

Im Worst Case kommst du sowohl an deine sowohl psychischen als auch körperlichen Grenzen, erleidest gesundheitliche Probleme und musst wegen Mobbings zum Arzt. Vielleicht kündigst du innerlich bereits deinen Job und spielst sogar mit dem Gedanken den Job zu wechseln.

Nebenbei bemerkt: Wusstest du eigentlich, dass Frauen häufiger vom Mobbing betroffen sind als Männer, aber gleichzeitig auch häufiger zu Mobbingtätern werden?

Mobbing am Arbeitsplatz führt zur Verzweiflung. (Quelle: Foundry / pixabay.com)

Mobbing am Arbeitsplatz führt zur Verzweiflung. (Quelle: Foundry / pixabay.com)

Was fällt unter Mobbing? – Formen und Beispiele

Wir wissen nun, dass dort wo viele Menschen in einer Gruppe aufeinander treffen, oftmals und unweigerlich Konflikte entstehen. So weit, so gut. Doch was genau bewegt Menschen dazu, auf andere gezielt loszugehen und ab wann ist vom gezielten Mobbing die Rede?

Die drei Schlüsselbegriffe beim Mobbing sind: zielgerichtet, systematisch und wiederholend. Heißt für dich: Alle bloßstellenden oder schikanierenden Tätigkeiten, die über einen längeren Zeitraum hinweg immer wiederkehrend auftreten gegen dich gerichtet sind, können als Mobbing bezeichnet werden und sollten innerhalb kürzester Zeit unterbunden werden. Hier ein paar Beispiele, wie sich Mobbing äußern kann:

Informationsausschluss und Ausgrenzung

Gerade ein kleines Team lebt von der kontinuierlichen Kommunikation und dem damit zusammenhängenden Informationsfluss. Dadurch wird sichergestellt, dass du und jedes andere Teammitglied in gleichem Maße über Termine, aktuelle Themen, organisatorische oder personelle Veränderungen etc. in Kenntnis gesetzt wird.

Kritik und Nörgeln

Kritik ist okay, solange sie konstruktiv und für den weiteren Arbeitsprozess hilfreich ist. Wird daraus aber ein permanentes Meckern und Nörgeln und weicht auf die persönliche Ebene ab, ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass du zum Ziel verbaler Mobbing-Attacken geworden bist.

Gerüchte, Lügen und Beleidigungen

Kollegen, die dich gestern noch nett gegrüßt und angelächelt haben, schauen dich heute nur noch schief von der Seite an und bekommen kein Wort mehr raus. Wenn du den Raum betrittst, verstummt das Gespräch und die Blicke schweifen durch den Raum. Wenn das immer häufiger auftritt und du das nur bei dir beobachtest, ist dies ebenso ein Anzeichen für Mobbing.

Sabotage und psychische Gewalt

Wichtige Unterlagen werden manipuliert oder verschwinden, über Termine wirst du nicht mehr informiert, Informationen, die du hinterlegst, verschwinden plötzlich – all das sind deutliche Anzeichen von Sabotage-Mobbing. Sabotage-Mobbing zielt darauf ab, dich zu blamieren oder vor dem Team blöd dastehen zu lassen. Wenn dein Kollege unentwegt anzügliche Bemerkungen macht und / oder dich zunehmend oft berührt, ist das nicht nur sexuelle Belästigung, sondern zählt auch zu Mobbing in Form von psychischer Gewalt. Weitere Beispiele dafür sind Einschüchterungen, Gewaltandrohung bis hin zum Hervorrufen von Angstzuständen. Hier besteht akuter Handlungsbedarf!

Überforderung und Unterforderung

Dein Terminkalender quillt über und auf deinem Schreibtisch häufen sich Aufgaben, die nicht viel mit deinen sonstigen Aufgaben zu tun haben. Du weißt nicht mehr, wie du all dem gerecht werden sollst und fängst an, fehlerhaft zu arbeiten und schrubbst Überstunden. Dies ist ein klassischer Fall von Überforderung und dem Versuch, dich systematisch mürbe zu machen. Schlimmstenfalls endet es für dich im Burnout. Andersherum ist es bei der Unterforderung. Plötzlich werden sonst übliche Aufgaben auf deine Kollegen verteilt und deine Teilnahme an Terminen ist nicht mehr gewünscht. Eh du dich versiehst, schmälert sich deine To-do-Liste und du hast nicht mehr genügend zu tun und fängst an, dich zu langweilen. Die Gefahr eines Boreouts besteht.

Sonderformen des Mobbings: Bossing / downward bullying und Staffing / upward bullying

Mobbing existiert nicht nur unter Kollegen oder innerhalb einer ranggleichen Gemeinschaft. Nicht selten kommt es auch zu direkten Anfeindungen ausgehend vom Vorgesetzten. Diese Form des speziellen Mobbings nennt sich Bossing und beschreibt eine Form des Führungsstils einhergehend mit systematischem Psychoterror oder kurz gesagt: Schikane am Arbeitsplatz durch den Chef. Entscheidendes Merkmal ist der Hierarchieunterschied und damit verbunden der Machtunterschied zwischen dem Täter / Chef und dem Opfer. Im Fachkreis wird Bossing auch als downward bulling (engl.: to bully = deutsch: jemanden nötigen, drangsalieren) bezeichnet und beschreibt Mobbing von einer höheren Hierarchieebene auf eine niedrigere Hierarchieebene. Das Gegenteil von downward bullying ist das sogenannte upward bullying bzw. Staffing und bezeichnet den Umstand, wenn ein Chef von seinen Mitarbeitern gemobbt wird.

Meine Erfahrungen mit Mobbing am Arbeitsplatz

Ich hatte bisher das große Glück und wurde in meinem bisherigen Leben noch nicht gemobbt. Allerdings gibt es in meinem näheren Umfeld ein trauriges Beispiel dafür: Eine gute Freundin wurde am Arbeitsplatz von Ihren Kollegen gemobbt. Der Grund? Krankheitsbedingt entspricht sie nicht dem optischen Idealbild, welches in unserer Gesellschaft existiert. Die Attacken gingen so weit, dass diese Freundin arbeitsunfähig wurde und ins Langzeitkrank rutschte. Ein klärendes Gespräch mit ihrem Vorgesetzten, eine genehmigte Reha und die Wiedereingliederung an den Arbeitsplatz halfen ihr, diese negative Erfahrung zu überwinden. Zu sehen, wozu Menschen in der Lage sind und wie sehr sie, als Betroffene, darunter litt, machte mich traurig und sprachlos zugleich.

Jeder kann etwas gegen Mobbing im Büro tun! (Quelle: Alexas_Fotos / pixabay.com)

Jeder kann etwas gegen Mobbing im Büro tun! (Quelle: Alexas_Fotos / pixabay.com)

Was tun, wenn ich gemobbt werde?

Wir sind uns einig, dass Mobbing ein absolutes No-Go ist und nie akzeptiert und toleriert werden sollte. Wenn du doch Opfer einer systematischen Anfeindung wirst, solltest du dich in jedem Fall schnellst möglichst an eine Vertrauensperson aus deinem näheren Umfeld, egal ob Kollegen, Familie, Freunde etc., wenden. Wenn du mutig genug bist, sprich die dich mobbende Person direkt an, am besten unter „Zeugen“. Du solltest dir aber dabei bewusst sein, dass diese Person alles abstreitet und nach Ausreden suchen wird, um den Konflikt zu verharmlosen oder sogar unter den Tisch fallen zu lassen. In gravierenden und gesundheitsgefährdenden Situationen suche dir Hilfe bei speziell eingerichteten Hotlines oder gehe unbedingt zum Arzt bzw. zur psychologischen Betreuung. Es ist nicht selten, dass Mobbing-Opfer in Depressionen verfallen und somit nicht mehr in der Lage sind, ihr Leben zu genießen.

Und: Wenn du merkst, dass andere aus deinem Umfeld gemobbt werden, schau nicht weg, sondern ergreife die Initiative. Biete deine Hilfe und Unterstützung an. Vielen Betroffenen hilft es, wenn Sie jemanden haben, den sie ihr Leid klagen können und das Gefühl vermittelt bekommen, nicht machtlos zu sein – so wie bei meiner guten Freundin.

 

Über den Autor

Steffi

Steffi verstärkte von 2018-2020 das Team der TowerConsult GmbH. Neben dem Recruiting kümmerte sie sich auch um das Thema Weiterbildung.