(Neue) Arbeitswelt

Urlaubswünsche beantragen – aber wie?

Urlaubsantrag

Quelle: http://www.disponic-blog.de/2014/01/padis-urlaubsantrage/

Die Urlaubssaison hat begonnen, bald fangen auch die Schulferien an, manche Urlaube sind gebucht, manche werden spontan geplant , aber zunächst einmal fängt die Planung, bevor das ganze familiäre Organisationsgedöns so richtig startet, mit dem „JA“ vom Chef oder von der Chefin an. Doch wie stellt man es richtig an, welche Organisationsformen innerhalb der Unternehmen gibt es zu diesem Thema und wie kann ich – nach Genehmigung vom Urlaubsantrag – sicher gehen, den Urlaub auch wirklich antreten zu können?

Kommen wir gleich zum „Wie stellt man es mit dem Urlaubsantrag richtig an?“:  Am besten sollte man seine Urlaubstage dann beantragen, wenn die Stimmung gut ist, positive Arbeitsergebnisse erzielt wurden oder man gerade vom Chef lobende Worte einkassiert hat. Insbesondere dann ist die Wahrscheinlichkeit, auch längere Urlaube akzeptiert oder genehmigt zu bekommen, um einiges höher. Es kommt – wie eigentlich immer – beim Urlaubsantrag auf das richtige Timing an. Längerfristiges Planen und frühes Beantragen des Urlaubs ist natürlich für Chef und Kollegen immer angenehmer. Bei beliebten Terminen wie Schulferien, Brückentagen und Weihnachten gehört es sich, wie ich finde, vor dem eigentlichen Antrag immer die Kollegen zu befragen, ob es für das Team in Ordnung wäre oder ob jemand einen dringlicheren Grund hat als man selbst, die Urlaubsplanung vorzuziehen. Die Devise „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ hat zwar seine Berechtigung, aber die Urlaubsplanung kann zwischenmenschliche Beziehungen unter den Kollegen ordentlich belasten – auch beim Urlaubsantrag.

Klar ist, dass ein Urlaubsantrag schriftlich festgehalten und vom Arbeitgeber genehmigt werden sollte, um späteren Missverständnissen aus dem Weg zu gehen. Keine gute Idee ist beispielsweise das System, dem Chef eine E-Mail zuzusenden und wenn dieser sich nicht meldet, gilt der Urlaub als bestätigt. Eine meiner Ansicht nach wirklich gute Lösung ist es, eine (natürlich nur von autorisierten Personen veränderbare) Excel-Übersicht zentral einsehbar zu haben, um Überschneidungen mit anderen Urlaubsplänen von Kollegen auf den ersten Blick erkennen zu können. Darüberhinaus sollte ein Ordner mit Anträgen existieren, in dem

  • der gewünschte Zeitraum,
  • die genommenen Urlaubstage,
  • die restlichen Urlaubstage,
  • die Vertretung samt Unterschrift und
  • die Genehmigung des Chefs hervorgeht.

Wie kann man nun sicher gehen, den bereits genehmigten Urlaub auch tatsächlich antreten zu dürfen? Prinzipiell darf der Arbeitgeber laut Arbeitsrecht den einmal genehmigten Urlaub nicht zurückziehen; es sei denn, die Existenz der Firma hängt von einem wichtigen Auftrag, der nur durch die Tätigkeit des jeweiligen Arbeitnehmers erfüllt werden kann, ab. In diesem Fall ist der Arbeitgeber nach Arbeitsrecht allerdings dazu verpflichtet, bereits bezahlte Urlaube oder fälligen Schadensersatz wegen Schäden aus der nicht angetretenen Reise zu übernehmen.

Nach diesem ernsten Absatz folgt nun noch eine passende Kurzgeschichte meines Lieblingsschriftstellers – Martin Suter. So sollte es auf keinen Fall laufen… Viel Spaß beim Lesen!

 

Held der Arbeit, Räber

„In den Ferien?“ Ein ungläubiges Lächeln macht sich auf Fred L. Hubers (Präsident, CEO) Gesicht breit. „Sie meinen, Sie befinden sich nächste Woche in den Ferien? Ich habe Sie richtig verstanden, nächste Woche, so kurzfristig?“ Dann ändert sich sein Ausdruck, er mustert Räber plötzlich besorgt. „Sie sind doch nicht etwa krank, Michel?“

„Nein, nein, ich bin okay. Es handelt sich um normale Ferien. Seit letztem Dezember auf der Ferienliste.“

Hubers Augen ruhen lange auf seinem Verkaufsdirektor. Ohne Vorwurf, ohne Tadel, aber voll tiefer Traurigkeit. Dann reißt er siennen Blick los, schweift langsam über den schwarzen Eschenkorpus, die Ledersitzgruppe, die Flip-Chart. Wo bin ich, Fremder unter Fremden? Wie lange schon? Wie lange noch?

Schließlich seufzt er: „Normale Ferien. Aha. Normale Ferien.“

Räber rutscht unbehaglich auf seinem Fauteuil. „Ich habe noch über 20 Tage vom letzten Jahr“, sagt er und könnte sich ohrfeigen für den defensiven Tonfall.

„Aber ich bitte Sie, Michel. Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen.“ Huber strahlt Güte aus, Verständnis, Väterlichkeit. „Jeder hat Anspruch auf seine Ferien.“ Er gib sich einen Ruck, macht eine verkrampft wegwerfende Handbewegung und lächelt tapfer: „Dann verschieben wir das doch einfach auf die übernächste Woche.“

Räber schweigt betreten. Ein schrecklicher Verdacht bemächtigt sich Hubers. „Sagen Sie bloß, Sie planen 2 Wochen, Michel.“

„Neinnein!“, ruft Räber aus, „neinnein!“ Huber atmet auf. „Drei Wochen, eigentlich“ stammelt Räber, „drei Wochen, ursprünglich, also geplant, ehem.“

In diesem Moment schiebt sich eine schwarze Wolke vor die Abendsonne und verschluckt die langen Schatten auf dem mausgrauen Velours der Führungsetage. Und mit der Dunkelheit breitet sich eine unheilvolle Stille über den beiden Männern aus.

Huber stützt die Stirne in die flache Rechte. Weint er?

Dann, nach einer Ewigkeit:

„Michel?“ „Ja, Chef?“ „Michel, haben Sie familiäre Probleme?“ „Nein, wieso?“ „Es ist nicht gut für die Unternehmung, wenn ihr Management familiäre Probleme hat.“ „Ich habe keine familiären Probleme, wir wollten nur drei Wochen ans Meer, ursprünglich.“ „Und das sollen Sie auch, Michel, das sollen Sie auch. Ich mache persönlich ihre Ferienablösung. Die Familie geht vor.“

Huber zückt eine Füllfeder, legt seinen Schreibblock zurecht. „Briefen Sie mich, Michel, was sind ihr Pendenzen?“

Am gleichen Abend bringt Räber seiner Frau einen Strauß Rosen heim. „Ist wieder etwas mit den Ferien?“, fragt sie in der Küche, als die Stengel schräg anschneidet und ihn die Kinder aus grellen Pyjamas misstrauisch mustern. „Ich kann nur eine Woche.“ „Warum?“ „Der Chef meint sonst, ich hätte familiäre Probleme.“

Über den Autor

Angelika

Angelika kümmerte sich von 2010 bis 2017 um die Vermittlung von Freiberuflern. Sie hat Betriebswirtschaft studiert und ist zudem ausgebildete Heilpraktikern. Im Büro sorgte sie für unser medizinisches Wohl und außerdem, dank ihres wunderbaren Humors, oft für gute Laune.