(Neue) Arbeitswelt

Auszeiten möglich durch Arbeitszeitkonten

Eine Auszeit nehmen können – das klingt nicht nur verlockend für Menschen mit großen Reisezielen, sondern auch für Eltern mit Kindern und Menschen mit Eltern, die hilfsbedürftig werden. Arbeitzeitkonten, deren Idee seit ca. 15 Jahren existiert und in so manch fortschrittlichem Unternehmen seit 2001 eingeführt wurden, können einen erheblichen Beitrag leisten, in bestimmten Lebensphasen notwendige Zeitreserven zur Verfügung zu stellen. Wie funktioniert nun ein Arbeitszeitkonto und was ist dabei zu beachten?

Arbeitszeitkonto

Quelle: http://www.malerblog.net/mehr-flexibilitaet-durch-arbeitszeitkonten/

Die Idee ist, in Zeiten von möglicher Mehrarbeit Stunden bzw. Arbeitstage anzusammeln, die Zeit gutschreiben zu lassen um sie später – bei Bedarf – in Anspruch nehmen zu können.

Die Erwerbszeit an die verschiedenen Lebensphasen anzupassen, ohne in Auszeiten auf den Verdienst verzichten zu müssen – für Arbeitnehmer ist das eine attraktive Vorstellung. Laut einem Artikel in der ZEIT bietet ein Fünftel aller deutschen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern mittlerweile die Führung eines Arbeitszeitkontos an. Ursprünglich sollte es darum gehen, den Mitarbeitern eine möglichst günstige Vorruhestandsregelung zu ermöglichen. Die Arbeitszeitkonten sollten Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen binden.

Leider ist das System nicht ganz so einfach, wie es sich anhört, zumindest nicht für Unternehmen, die ihren Mitarbeitern offiziell solch ein Angebot unterbreiten. Denn Arbeitszeit ist ein Wert, der entlohnt wird. Und um den zu ermitteln, wird die gesparte Zeit in Geld umgerechnet. Bei der Auszahlung wird dieses wieder in Zeit konvertiert. Geführt wird also ein Zeitwertkonto, das wie jedes Konto auch verzinst wird. Im Falle einer Insolvenz wird so der Verlust des Kontos verhindert, denn Zeit kann man nach einer Pleite nicht mehr auszahlen, Geld aber schon.

Für kleine und mittelgroße Unternehmen bedeutet dies alles einen hohen Aufwand, da sie langfristige Rücklagen bilden müssen. Ein externer Treuhänder muss zudem mit der Absicherung der Guthaben beauftragt werden; Finanzdienstleister sollen helfen, für eine Steigerung der Wertguthaben zu sorgen. Bei der Deutschen Bank gibt es ein Programm namens „Zeitinvest“. Die Konten eignen sich nämlich auch als Steuersparmodell, denn das Gehalt wird unversteuert auf die Zeitkonten übertragen – so wird die Anlagesumme höher und für Manager mit Spitzenverdienst eine clevere Art, Steuern fürs eigene Investment zu nutzen.

Bei der Software AG in Darmstadt liegen bereit über 163.000 Stunden auf der LangzeitBank. Die meisten Mitarbeiter nehmen von der angesparten Zeit einfach nur ein paar Urlaubstage zusätzlich, ein Drittel will früher in Rente gehen.

Wie die Personalchefin der Software AG berichtete, sei das Denken in Lebensphasen noch nicht sehr präsent. Daher würden die Auszeiten noch nicht stark eingefordert. Hat es damit zu tun, dass man sich als Arbeitnehmer schlecht vorkommt, eine Auszeit beim Chef zu beantragen? Vermutet man als Arbeitnehmer durch eine Fehlzeit abgehängt zu werden?

Langzeitkonten wurden 15 Jahre nach Einführung nur von rund zwei Prozent aller deutschen Firmen eingerichtet. Arbeitnehmer sind flexibler als noch vor 20 Jahren und verbringen immer seltener ihre komplette Erwerbsbiographie in einem einzigen Betrieb. Arbeitszeitkonten aber sind schwer übertragbar und der nächste Arbeitgeber ist bestimmt nicht daran interessiert, wieviele Überstunden im Vorunternehmen geleistet wurden. Praxistauglicher scheinen da individuelle Vereinbarungen mit den Arbeitnehmern.

Ich jedenfalls habe schon einmal mit unseren Chefs gesprochen, da ich im kommenden Jahr zusätzliche Tage benötige…

Über den Autor

Angelika

Angelika kümmerte sich von 2010 bis 2017 um die Vermittlung von Freiberuflern. Sie hat Betriebswirtschaft studiert und ist zudem ausgebildete Heilpraktikern. Im Büro sorgte sie für unser medizinisches Wohl und außerdem, dank ihres wunderbaren Humors, oft für gute Laune.