Jeder, der schon einmal eine Bewerbung geschrieben hat und sich im Internet ein paar Anregungen suchen wollte, ist ihnen begegnet: Bewerbungsmustern. Im Downloadbereich von Ratgeberseiten oder innerhalb eigens dafür geschaffener Onlineshops – dann ganz klar, natürlich gegen Bezahlung. Zu finden sind im Netz sowohl Designvorlagen für den Lebenslauf als auch inhaltlich vorgefertigte Anschreiben. Mir persönlich kommt es manchmal so vor, als gäbe es mehr Bewerbungsmuster-Seiten, als wirklich hilfreiche Tipps, zum Aufbau und zur Struktur von Bewerbungsunterlagen. Heißt Quantität an dieser Stelle aber wirklich, dass man sich auf solche Bewerbungsmuster stützen sollte?
Vermeintliche Vorteile
Die Bezeichnung vermeintlich deutet es schon an, ich persönlich bzw. wir alle hier beim Bewerberblog halten nicht viel von diesen Vorlagen, egal ob sie gratis sind oder man dafür Geld bezahlen muss. Natürlich spart man Zeit, wenn nur Namen und Datum ergänzt werden müssen. Wer gerade in einem Bewerbungsprozess ist, freut sich über jede Hilfe und Erleichterung. Die Fehlerquote sinkt sicher ebenfalls, bedenkt man, wie viele Fehler schon beim Aufbau des Anschreibens und der Struktur des Lebenslaufes entstehen können. Ich möchte auch gar nicht absprechen, dass eine Bewerbungsvorlage eine Unterstützung sein kann, aber an selbst verfasste Bewerbungsunterlagen wird sie eben nicht herankommen. Denn sie sagt nichts aus über:
- die EIGNEN Erfahrungen
- die EIGENE Motivation
- das Zielunternehmen und
- warum man selbst DIE Person ist, die die Stelle bekommen sollte.
Was diese Bewerbungsmuster in der Regel enthalten, sind Floskeln und Stereotype. Gerade in beliebten Brachen, wie derzeit beispielsweise im Marketing, sticht man so garantiert nicht aus der Masse hervor.
Gibt es auch gute Bewerbungsmuster?
Ja, es gibt auch gute Mustervorlagen. Diese zu erkennen, ist aber schon schwierig. Die Tatsache, ob ein Bewerbungsmuster kostenlos einsehbar ist oder erst nach der Angabe von persönlichen Daten oder gar einer Bezahlung zur Verfügung steht, sagt nichts über die Qualität aus. Ein Blick „hinter die Kulissen“ ist also empfohlen. Wer steckt hinter der Seite? Wer hat die Muster verfasst? Wird deutlich, dass jemand aus der HR-Branche dahintersteht, ein Personaler oder Coach, kann ein Blick auf Musteranschreiben und –lebensläufe natürlich nicht schaden. Wirkt das ganze eher wie eine Masche, um unsicheren Bewerbern das Geld aus der Tasche zu ziehen, sucht lieber weiter. Gute Seiten benennen möchte ich nicht, aber ein paar Anhaltspunkte für „gute“ Bewerbungsmuster kann ich geben. Wenn ihr euch Muster anschaut, achtet darauf, dass
- eine aktive Sprache verwendet wird (statt „Während meines Praktikums wurde dies und jenes von mir angefertigt.“ lieber „Während meines Praktikums habe ich dies und jenes verfasst/angelegt/gestaltet/… .“)
- man zum Punkt kommt und nicht um den heißen Brei geredet wird
- keine Floskeln verwendet werden, wie „Hiermit bewerbe ich mich bei Ihnen“ oder „Meine Qualifikationen entnehmen Sie bitte dem Lebenslauf“ oder „Meine Stärken sehe ich vor allem in Stereotyp 1, Substantivierung 1, Stereotyp 2, zusammengesetztes Wort mit Management am Ende,…“ oder „Sehr geehrte Damen und Herren“ (Ansprechpartner!)
- die Sprache der Stelle und Branche angepasst ist (Vorlage für den Grafiker passt nicht zur Bankkauffrau)
- aber auch der eigenen Person
- eine A4 Seite nicht überschritten wird
- insgesamt die DIN 5008 Norm eingehalten wird.
Am besten schaut ihr euch verschiedene Vorlagen an, bevor ihr eine verwendet oder besser selbst ans Schreiben geht. 🙂
Eigene Ideen zählen
Aller Anfang ist schwer, das weiß ich natürlich auch. Selbst wenn ich jetzt eine Bewerbung schreiben müsste, würde ich diese nicht einfach aus dem Ärmel schütteln. Liest man regelmäßig Bewerbungen von verschiedenen Personen, merkt man, dass sich Eigenanteil und Kreativität lohnen. Vielleicht dauert es erst ein bisschen, bis man selbst im Schreibmodus ist, aber Geduld ist hier wirklich angebracht. Haltet euch kurz, schreibt was euch und eure beruflichen Erfahrungen ausmacht. Versucht Beispiele zu finden. „Ich bin teamfähig“ kann jeder schreiben, Eigenschaften und Erfahrungen, an welchen man dies erkennt, zeigen etwas von der Persönlichkeit (z.B. „Gern habe ich mit meinen Kollegen an xy zusammen gearbeitet und war Ansprechpartner vor allem für z.“).
Es ist nicht meine Absicht alle Bewerbungsmuster zu verteufeln und schon gar nicht die Seiten und Personen dahinter. Ein Blick auf solche Muster kann nie schaden und sich Anregungen zu holen, schärft den Blick für die eigene Bewerbung. Selbst aktiv zu werden und zu formulieren verbessert jedoch die Qualität einer Bewerbung, sei es auch nur dadurch, das Beste aus allen Vorlagen zusammen zu bringen.