Körper, Geist & Job

Geld oder Liebe – Wenn Frau mehr verdient …

female breadwinner, Quelle: pexels.com
Geschrieben von Angelika

Tipps für Female Breadwinner

Kürzlich saß ich in einer Therapiepraxis und wartete. Da fiel mein Blick auf eine illustre Zeitschrift, deren Titeltext mich anlachte: „Neue Rollen, alte Muster. Wir haben uns an Männer gewöhnt, die zu Hause bleiben, Windeln wechseln und Mittagessen kochen. Auch an Männer, die weniger verdienen?“

Dies scheint inzwischen mehr als nur eine subtile gesellschaftliche Frage zu sein. Denn, wie ich erfuhr, sind bereits 13 Prozent aller Frauen in Beziehungen die Hauptverdiener, die Familienernährer, in den USA als „Female Breadwinner“ bezeichnet. Gerade in den USA sind mittlerweile bei vier von zehn Familien mit Kindern unter 18 Jahren Frauen die Hauptverdienerinnen. Für diesen Wandel jedoch ist das Bewusstsein sowohl am Arbeitsplatz als auch zu Hause noch nicht geschaffen.

Frauen in die Küche, Männer in die Garage

Gerade Frauen zwischen 30 und Mitte 40 unterliegen häufig den typischen Mehrfachbelastungen: Kinder, Haushalt und Beruf. Und Partnerschaft, die ja zu gewissen Zeiten auch als Belastung angesehen werden kann. „Work-Life-Balance“ klingt dann häufig wie Hohn, denn nicht alle (insbesondere die männlichen) Chefs verstehen, worum es dabei geht und sparen sich Angebote, die den straffen Alltag vieler arbeitenden Mütter entzerren könnten. Wenn diese Frauen dann auch noch Hauptverdienerin der Familie sind, kann es in der Partnerschaft knirschen. Männer staubsaugen in der Regel nicht und wissen auch in den seltensten Fällen, wo die Kleidung der Kinder, wie aufbewahrt wird, welche Kita-/Schulaktivitäten anstehen und was dafür noch organisiert werden muss. Familien- und „Geschenkegedöns“ ist sowieso Frauensache. Haushaltsaktivitäten der Männer machen Frauen einerseits froh, andererseits wirkt es unsexy. Auch Frauen der Moderne wollen echte Männer, die die traditionellen Aufgaben übernehmen: Auto reparieren, Regale anbringen. Das wirkt laut wissenschaftlichen Untersuchen sogar luststeigernd!

Eine Frage von Macht und Status

Wie wirken sich nun die „umgedrehten“ Einkommensverhältnisse auf die Beziehungen aus? Sowohl im Arbeitermilieu als auch bei Paaren der Elite, wo Frauen meist stellvertretend am Status des Mannes partizipieren, wird ein Statusverlust durch finanzielles Unterstehen gegenüber den Partnerinnen verschleiert oder verleugnet. Man versucht hier wohl, alte Rollen aufrecht zu erhalten.

Scheinbar unproblematisch läuft die Kommunikation bei modernen akademischen Paaren aus dem geisteswissenschaftlichen oder künstlerischen Milieu. Diese Paare wünschen sich eine egalitäre Beziehung; oberflächlich betrachtet, gibt es also kein Problem. Auf einer tieferen Ebene wirken jedoch, wie die Wissenschaft es ausdrückt, „latente Geschlechtsnormen“, die dazu führen, dass Frauen nun oft beide Rollen übernehmen und sich damit überfordern. Sie gehen zusätzlich zu Elternabenden, kümmern sich um den Kontakt zu Freunden und erledigen die Einkäufe. Schließlich tun sie dies alles, um die finanzielle Dominanz dem Partner gegenüber abzumildern und nehmen Jobs sogar gar nicht erst an, wo sie noch mehr verdienen könnten.

Und das alles nur, weil wir Geld mit Macht verknüpfen und deren Verlust, wenn es zum Ungleichgewicht kommt.

In den USA hat man übrigens die Scheidungsraten unter die Lupe genommen: Diese steigt bei Paaren, in denen die Frau für das Einkommen verantwortlich ist. Laut dieser Untersuchungen kommt es jedoch nicht darauf an, ob sie ein bisschen oder viel mehr mit nach Hause bringt. Ausschlaggebend ist lediglich, dass sie mehr verdient.

Viele Männer sind eigentlich froh, wenn sie kluge und finanziell unabhängige Frauen an ihrer Seite haben und sie nicht allein dafür verantwortlich sind, dass Essen, Miete und Auto bezahlt werden können. Sind die Männer jedoch befreit von dieser Last, fürchten sie um ihre Männlichkeit. Was für ein Dilemma!

Meine Tipps daher an besser verdienende Frauen:

  • Erwähnt das Thema nie im Streit mit eurem Mann und auch nicht der Schwiegermutter gegenüber
  • Lasst euch im Haushalt helfen, klammert dabei ruhig Ressorts aus, die ihr komplett übernehmt
  • Schafft euch Freiraum, der nur für euch ist – ihr seid keine Maschinen
  • Nutzt ein gemeinsames Konto, auf das eure beiden Gehälter eingehen und von dem die gemeinsamen Rechnungen bezahlt werden und zahlt aus diesem Konto ein monatliches  „Taschengeld“  in gleicher Höhe an eure beiden Privatkonten.

Meine Tipps an die schlechter verdienenden Männer:

  • Versucht es zu genießen, dass ihr nicht komplett verantwortlich seid
  • Nutzt ein gemeinsames Konto, siehe Tipps oben
  • Greift euer Partnerin unter die Arme und beteiligt euch mindestens zu einem Dritteln an der Hausarbeit – und sucht euch dabei die heraus, die männlich sind: mit großen Bürsten und Geräten hantieren, Reparaturen vornehmen etc.
  • Sucht euch Sportarten, die euch knackig und attraktiv machen
  • Ladet eure Frau regelmäßig ein 🙂

 

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Über den Autor

Angelika

Angelika kümmerte sich von 2010 bis 2017 um die Vermittlung von Freiberuflern. Sie hat Betriebswirtschaft studiert und ist zudem ausgebildete Heilpraktikern. Im Büro sorgte sie für unser medizinisches Wohl und außerdem, dank ihres wunderbaren Humors, oft für gute Laune.