Wir alle kennen Sie: die Selbstzweifel die einfach plötzlich da sind. Ob bei einer wichtigen Präsentation oder der täglichen Arbeit: „Bin ich überhaupt gut genug?“ „Das, was ich erreicht habe, ist doch eigentlich nur ein glücklicher Zufall.“
In den meisten Fällen sind diese Selbstzweifel aber unberechtigt und wir sind Opfer eines psychologischen Phänomens geworden, dem Impostor oder auch Hochstapler-Syndrom.
Was ist das Hochstapler-Syndrom?
Wie der Begriff schon vermuten lässt, liegt die Herkunft im englischen Wort: Impostor was soviel heißt wie Betrüger, Schwindler oder Hochstapler. Betroffene dieses psychologischen Phänomens sind aber keine Hochstapler im eigentlichen Sinne, sie fühlen sich nur als solche. Studien berichten, dass 82 % aller Menschen das Syndrom selbst erleben oder erlebt haben. In den meisten Fällen bezieht sich das auf bestimmte Umstände oder Situationen in denen sich die Betroffenen befinden. Das Phänomen wird besonders bei Menschen mit einem hohen Bildungsniveau festgestellt. Auch berühmte Persönlichkeiten wie die Schauspieler Emma Watson, Charlize Theron oder Tom Hanks, sowie Unternehmerin Sheryl Sandberg oder die ehemalige First Lady Michelle Obama haben mit dem Hochstapler-Syndrom zu kämpfen.
Symptome des Impostor Syndroms
Wie schon zu Anfang erwähnt, äußert sich das Hochstapler-Syndrom allgemein in chronischen Selbstzweifeln und in extremen Formen auch in einer depressiven Grundstimmung. Betroffene erkennen die eigenen Erfolge nicht an, hinterfragen diese oder erklären sie mit Zufall oder glücklichen Umständen. Aus diesem Grund leben sie auch in der ständigen Angst aufzufliegen oder „enttarnt“ zu werden. Meist sind besonders disziplinierte Menschen betroffen und solche die eine hohe Leistungsbereitschaft zeigen.
Der Ursache auf den Grund gehen
Das Impostor Syndrom ist in allen Altersschichten und Geschlechtern zu finden, auch wenn Frauen und Millennials besonders betroffen sind. Doch woher kommt die Tendenz zum Selbstzweifel?
Bis zu einem gewissen Grad ist dies Charaktersache, Selbstzweifel können durchaus auch genetisch bedingt sein. Unser Charakter formt sich aber auch aus den Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens sammeln. Besonders formen uns dabei die Erlebnisse der Kindheit und unser direktes Umfeld. Ein bildungsfernes Elternhaus kann den Druck auf die Kinder erhöhen, mehr erreichen zu müssen. Zu viel Unterstützung des Elternhauses kann demgegenüber zu einem nicht enden wollenden Perfektionismus und überzogenen Leistungsansprüchen der Kinder führen.
Besonders in der Erziehung von Mädchen stehen heute beispielsweise immer noch Fehler und Kritik im Mittelpunkt statt der Erfolge. Sogar in solchem Maße, dass diesen Frauen später ein gesundes Selbstvertrauen fehlt und sie schneller an ihren Erfolgen zweifeln.
Tipps zur Bekämpfung der Selbstzweifel
Ähnlich wie mit den meisten Dingen im Leben ist auch hier das richtige Maß entscheidend. Zu viel Kritik in frühen Kindestagen ist nicht förderlich, zu viel Lob auf der anderen Seite aber auch unvorteilhaft.
Was aber sollte man tun, wenn man schon von Selbstzweifeln geplagt wird und man sich auch in den anderen Symptomen des Hochstapler-Syndroms wiederfindet?
Anerkennung
Zuerst einmal sollte man die Selbstzweifel anerkennen und diese vielmehr als positive Emotionen verstehen. Sie können als Energieschub oder als Herausforderung und damit als Chance zur Weiterentwicklung genutzt werden. Schließlich mag niemand Stillstand.
Realistische Anforderungen
Weiterhin muss man sich von überzogenen Anforderungen lossagen. Man sollte bspw. nicht versuchen die klügste Person im Raum zu sein, sondern Wissenslücken akzeptieren und sich stattdessen trauen, Fragen zu stellen. In den meisten Fällen haben Andere genau die gleiche Frage und sind dankbar für die Nachfrage, weil auch sie unter Selbstzweifeln leiden.
Keine Angst vor Fehlern
Misserfolge müssen stets als Chance gesehen werden. Dabei sollte der Fokus auf dem Lerneffekt und nicht auf der Performance liegen. Betroffene sollten nicht vor Fehlern zurückschrecken, sondern sie als Möglichkeit zum Wachsen und Lernen sehen. Das Scheitern ist dabei unumgänglich und Teil des Lernprozesses.
Feedback und Hilfe annehmen
Selbstzweifler sollten sowohl Komplimente und Lob annehmen als auch negatives Feedback. In den meisten Fällen lernt man von negativem Feedback sogar mehr als von positivem. Bei einer zu starken Ausprägung des Hochstapler-Syndroms (ständige Panikattacken oder nicht Entkommen der Gedankenspirale) sollte man sich zudem professionelle Hilfe holen.
Fazit
Seien wir doch mal ehrlich, die meisten von uns hatten schonmal oder haben sogar gerade das Gefühl ein Hochstapler zu sein. Man wird von Selbstzweifeln geplagt und kann nicht anerkennen, dass die Ergebnisse die erzielt wurden, tatsächlich unsere eigene Leistung war. Ob diese Selbstzweifel nun ihren Ursprung in der eigenen Kindheit haben oder sich erst später etabliert haben, sei dahingestellt. Fakt ist, dass sie da sind und wir lieber versuchen sollten diese Selbstzweifel zu nutzen und geschickt zu kanalisieren, statt sie zu verdrängen. Das ist der einzige Weg die Zweifel in etwas Produktives zu lenken und auf lange Sicht trotz oder gerade wegen der Zweifel erfolgreich zu sein!