(Neue) Arbeitswelt

E-Recruiting Tools – Teil 1:
Das passende Tool für
Active Sourcing finden

CV-Datenbanken_Fernglas
Geschrieben von Claudia Fuhrmann

Unsere Werkstudentin Viktoriia hat zusammen mit unserer Kollegin Claudia Active Sourcing Tools für das E-Recruiting untersucht. Ihre Erkenntnisse teilen die beiden mit uns im heutigen Blogbeitrag:

Laut der letzten Bitkom-Studie (November 2016) existieren 51.000 offene Stellen für IT-Spezialisten. Als Folge verschärft sich die Konkurrenz unter Unternehmen nach der Suche von qualifizierten Fachkräften. Für Recruiter bedeutet das neben der klassischen Personalsuche, innovative Wege der externen Kandidatenbeschaffung zu finden. Dabei spielen E-Recruiting Tools eine entscheidende Rolle, von denen es eine Vielzahl auf dem Markt gibt. Diese große Auswahl nahmen wir zum Anlass, verschiedene E-Recruiting Tools im Rahmen eines Projektes zu testen. Dabei beschränkten wir uns auf acht Tools – mit Fokus auf die IT-Branche. Worauf man bei der Auswahl eines E-Recruiting Tool achten soll,  erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag:

Tool-Vielfalt am E-Recruiting Markt

Die E-Recruiting Tools ermöglichen einen Zugang zu Bewerberdaten sowie eine differenzierte Suche und einen direkten Kontakt zu den Kandidaten. Der aktuelle Markt bietet eine große Auswahl an E-Recruiting Tools, die sich in der Methode der Datengewinnung unterschieden. Es gibt die Kandidaten-Datenbanken, die z.B. auf Karriere-Netzwerke (XING, LinkedIn) zugreifen; auf der Basis von Fachforen wie Stack Overflow entstehen oder die Daten durch eine Anmeldung in Online-Stellenbörsen wie StepStone liefern. Weiterhin gibt es Kandidatensuchmaschinen, die eine Aggregation von Daten aus mehreren Webseiten – Blogs, Foren, Netzwerken etc. – ermöglichen und ein vielseitiges komprimiertes Profil des Kandidaten liefern.

Die Auswahlkriterien sind König

Da die Auswahl an E-Recruiting Tools relativ groß ist, muss man sich vorab die entscheidenden Nutzer-Kriterien überlegen. Welche Kandidaten möchte ich erreichen? In welchen Regionen? Was sollte ein solches Programm können, um das Bewerbermanagement zu vereinfachen? Abhängig von Größe, Branche, Ort, zu besetzender Position etc.  variieren für jedes einzelne Unternehmen die Kriterien und somit auch das passende Tool.

Nach einer explorativen Recherche des E-Recruiting Markts haben wir 13 für unsere Firma relevante Auswahlkriterien festgelegt und priorisiert. Die wichtigsten davon waren die Relevanz für die Region Mitteldeutschland (insbesondere Jena) und die IT-Branche, sichtbare Aktualität der Profile, Möglichkeit der Suche nach latent wechselwilligen Kandidaten, Identifizierung von aktiven und passiven Kandidaten, differenzierte Suche und Synonymvorschläge, ein benutzerfreundliches Interface und die Möglichkeit einer Teamarbeit.

Die Kandidaten bestimmen die E-Recruiting Suche

Ein entscheidendes Tool-Kriterium ist die Präsenz einer bestimmten Bewerberzielgruppe in der jeweiligen Datenbank für eine bestimmte Region. Man muss daher für jedes Tool prüfen, ob sich die Zielgruppe von Kandidaten in der jeweiligen Datenbank je nach Branche und Ort befindet. Denn so gut ein bestimmtes Tool sein mag, z.B. wegen eines guten Preisangebots, einer differenzierten Suche und eines schönen Userinterface, wenn die gesuchten Bewerber in einem bestimmten Netzwerk nicht anmeldet sind, ist die Nutzung des Tools wenig erfolgversprechend.

Einige Tools bieten nicht nur kurze und strukturierte Lebenslaufinformationen über den Kandidaten, sondern auch Hinweise, wie aktuell das jeweilige Profil ist, also wann und wie oft es bearbeitet bzw. ergänzt wird. Zusätzlich erhält man Informationen, ob ein Kandidat aktiv auf der Suche nach einer neuen Position ist oder auch passiv. Passiv bedeutet, dass er nicht konkret sucht, aber offen ist für neue Angebote.

 

Suchfunktionen und Datenverwaltung

Eine gut differenzierte Suche mit vielen spezifischen Kriterien erleichtert den Suchprozess wesentlich. Jedoch bieten nicht alle E-Recruiting Tools eine umfangreiche Differenzierung. Manchmal werden nur wenige Basiskriterien vorgeschlagen wie z.B. Abgrenzung nach Ort, Stellenbezeichnung bzw. Stichwortkombination und Berufserfahrung. Die Suche nach IT-Stichworten bzw. gewünschten technischen Skills haben fast alle von uns getesteten Tools gut unterstützt. Einige Tools unterstützen auch die Empfehlungen zu verwandten Technologien. Sucht man beispielsweise nach einem Front-End Webentwickler, schlägt das Tool automatisch HTML, CSS und JavaScript vor. Neben einer präziseren Suche hat man als Recruiter so die Möglichkeit, mehr über Technologien und somit auch notwendige technische Qualifikationen zu erfahren.

Hat man einen sehr guten Kandidaten gefunden, verfügt jedoch aktuell nicht über eine geeignete Stellenausschreibung, so bieten viele Tools die Projekt- und Statusverwaltung an. Man hat somit die Möglichkeit, den Kandidaten an Kollegen weiterzuempfehlen oder für eine spätere Ansprache zu speichern.

Fazit

Über die Nutzung eines E-Recruiting-Tools entscheidet letztendlich, wie gut man persönlich mit einem Tool arbeiten kann. Manche sind intuitiv aufgebaut und andere erfordern eine Einarbeitung bzw. Schulung. Wesentlich ist auch, wie übersichtlich und benutzerfreundlich der Aufbau gestaltet ist. Ebenso wichtig ist, ob die relevanten Suchkriterien vertreten sind. Diese Entscheidungen benötigen Zeit. Empfehlenswert ist eine kurze Testphase der favorisierten Tools. Die meisten Anbieter sind flexibel und kommen dem Interessenten gern entgegen. Schließlich sollte es eine ausgewogene Entscheidung im Hinblick auf Kosten und Leistungen sein, da die meisten Tool-Verträge nur jährlich gekündigt werden können.

Es gibt kein perfektes E-Recruiting Tool, das für alle Unternehmen gleich nutzbar ist. Die Entscheidung muss anhand gründlich überlegter Auswahlkriterien getroffen werden: Soll das Tool in einem KMU, Großunternehmen oder Konzern eingesetzt werden? In welcher Branche? An welchem Ort? Es sollte auf jeden Fall die Präsenz bzw. die Anzahl an potenziellen Bewerbern in der jeweiligen Datenbank bzw. in den Ergebnissen der Suchmaschine geprüft werden. Nur dann kann das neue Recruiting-Tool rentabel eingesetzt werden.

Über den Autor

Claudia Fuhrmann

Claudia betreute zwischen 2015 und 2018 die Bereiche Personalentwicklung und Weiterbildung. Im Aufbau von Qualitätsmanagement-Systemen fokussierte sie sich auf die DIN EN ISO 9001 sowie auf die Organisation und Abwicklung von IT-Projekten. Basierend auf ihrer vielfältigen Berufserfahrung berichtete sie zu Themen des Personalmanagements und den Aufgaben zu diesem Bereich u.a. für Unternehmen.