Bewerbung & Interview Vorstellungsgespräch

Vorstellungsgespräch: Das strukturierte Interview

Geschrieben von Isabell

Stell dir vor, du sitzt in einem Bewerbungsgespräch, dein Gegenüber blickt freundlich, aber ernst in seine Unterlagen, schaut hoch und sagt: „Erzählen Sie mir bitte von einer Situation, in der Sie unter Zeitdruck eine wichtige Entscheidung treffen mussten.“ Und kaum hast du geantwortet, folgt direkt die nächste Frage: „Wie gehen Sie mit Konflikten im Team um?“ Kein lockerer Smalltalk, keine Rückfragen, sondern nur klare, strukturierte Fragen, eine nach der anderen. Du befindest dich nun mitten in einem strukturierten Interview. Diese Art von Interviews ist eine weit verbreitete Methode im Bewerbungsprozess und unterscheidet sich von eher „freien“ Interviews. Vom Berufseinstieg bis zur Führungsposition: Strukturierte Interviews können dir unabhängig von deiner Karrierestufe begegnen.

Was genau das ist, warum Unternehmen es immer öfter einsetzen und wie du dich optimal darauf vorbereitest, genau darum geht es in diesem Artikel.

Was ist das strukturierte Interview?

Ein strukturiertes Interview folgt einem festgelegten Fragenkatalog, der allen Bewerbern in gleicher oder zumindest sehr ähnlicher Form gestellt wird. Die Antworten werden anhand vorher definierter Kriterien bewertet. Unter anderem zu deinen fachlichen (Wissen, Qualifikation, Berufserfahrung) und sozialen Kompetenzen (Teamfähigkeit, Problemlösungsfähigkeit).

Für dich als Bewerber heißt das:

  • Du triffst auf klar formulierte Fragen.

  • Es wird weniger Small Talk geben, der Interviewer bleibt stärker im vorgegebenen Rahmen.

  • Die Bewertung ist vergleichbarer und objektiver, was deine Chancen verbessert, wenn du gut vorbereitet bist.

Was hat das Unternehmen von so einer Art des Interviews?

Für Unternehmen hat das strukturierte Interview einige klare Vorteile: Wenn allen Bewerberinnen und Bewerbern die gleichen Fragen gestellt werden, können die Antworten direkt miteinander verglichen werden. Das hilft besonders dann, wenn viele Menschen im Auswahlprozess sind, die Entscheidung fällt objektiver und fairer, weil persönliche Eindrücke weniger Einfluss haben. So wird auch vermieden, dass jemand nur aufgrund von Sympathie bevorzugt wird.

Aber genau das kann auch ein Nachteil sein: Die Persönlichkeit der Bewerbenden spielt in diesem Format kaum eine Rolle. Vielleicht passt jemand menschlich perfekt ins Team, konnte aber bei den standardisierten Fragen nicht ganz überzeugen, und diese Person wird dann womöglich übersehen. Außerdem wirken Antworten in strukturierten Interviews oft sehr vorbereitet, manchmal sogar auswendig gelernt. Das klingt zwar gut, aber ist es dann auch authentisch?

Ein weiterer Punkt: Das Unternehmen selbst kann in so einem starren Format ziemlich unpersönlich wirken. Wenn das Gespräch nur wie ein Frage-Antwort-Spiel abläuft, fühlt sich der oder die Bewerbende vielleicht nicht ernst genommen oder nicht willkommen. Und genau das könnte zum Problem werden, schließlich soll das Interview nicht nur dem Unternehmen bei der Entscheidung helfen, sondern auch den Bewerbenden zeigen, ob sie sich dort wohlfühlen könnten.

Was ergibt sich für die Bewerbenden?

Ein großer Vorteil für dich ist: In einem strukturierten Interview hast du faire Chancen. Alle Bewerbenden bekommen die gleichen Fragen, persönliche Sympathien oder erste Eindrücke spielen kaum eine Rolle. Wenn du dich gut vorbereitest, kannst du hier wirklich punkten. Im Internet findest du viele typische Beispielfragen, mit denen du gezielt üben kannst (am Ende des Artikels haben wir dir auch noch ein paar Beispielfragen zusammengestellt). Zudem kann eine feste Struktur dir dabei helfen, deine Nervosität zu reduzieren. Du weißt, was ungefähr auf dich zukommt, und zudem kannst du dich darauf verlassen, dass es vor allem um deine Inhalte und Beispiele geht und nicht um dein Auftreten allein.

Allerdings hat das Ganze auch Nachteile. Deine Persönlichkeit hat in so einem Interview wenig Raum. Wenn du normalerweise mit deinem Auftreten oder Charisma überzeugst, wirst du hier eher gebremst. Es zählt, wie gut du auf die konkreten Fragen vorbereitet bist und nicht, wie sympathisch du wirkst. Auch Nachfragen oder persönliche Gespräche über das Unternehmen sind selten Teil dieses Formats. Wenn du mehr über das Team, die Unternehmenskultur oder deinen potenziellen Arbeitsplatz erfahren willst, bleibt dir oft nur die Hoffnung auf ein weiteres, weniger formales Gespräch im späteren Verlauf. In manchen Fällen kann dies gleich im Anschluss zu den Fragen sein, bei anderen Unternehmen kann es auch sein, dass du nur diese Fragen beantworten musst und erst nach positivem Ergebnissen zu einem weiteren Vorstellungsgespräch eingeladen wird.

Außerdem: Da die Bewertung nach festen Kriterien erfolgt, können vage oder allgemeine Antworten schnell negativ auffallen. Du solltest möglichst konkrete Beispiele nennen – idealerweise nach dem STAR-Prinzip (Situation, Task, Action, Result). Das hilft, deine Antworten klar und nachvollziehbar zu machen. Aber das bedeutet auch: Der Druck steigt, und du brauchst mehr Zeit zur Vorbereitung. Nicht zuletzt kann es verunsichern, dass du während des Gesprächs kaum Reaktionen bekommst. Die Interviewenden bleiben oft neutral, um alle fair zu behandeln, aber genau das kann dir das Gefühl geben, gar kein Feedback zu erhalten.

Fazit

Das strukturierte Interview ist keine Hürde, sondern eine Chance, sich mit guter Vorbereitung positiv von anderen abzuheben. Wer sich mit typischen Fragen, dem STAR-Modell und dem Jobprofil auseinandersetzt, kann hier richtig punkten.

Für Bewerberinnen und Bewerber, die sich gut vorbereiten, analytisch denken und strukturierte Beispiele parat haben, ist das strukturierte Interview eine große Chance. Wer aber lieber in lockeren Gesprächen punktet oder weniger Erfahrung mitbringt, kann die starre Form als Nachteil empfinden.

Das strukturierte Interview bietet sowohl dir als Bewerber als auch dem Unternehmen einige Vorteile: Fairness, Vergleichbarkeit und Klarheit. Wenn du dich gut vorbereitest, kannst du in diesem Format sehr gezielt überzeugen. Gleichzeitig solltest du dir bewusst sein, dass deine Persönlichkeit hier weniger Einfluss hat und spontane Gespräche kaum möglich sind. Wichtig ist, dass du mit konkreten Beispielen und klaren Antworten arbeitest, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Nimm das Interview als Chance, dich mit Inhalt und Struktur zu präsentieren. Und behalte im Hinterkopf: Oft folgt noch ein zweites Gespräch, in dem dann auch deine persönliche Seite mehr Raum bekommt.

Über den Autor

Isabell

Isabell verstärkt unser Recruiting-Team tatkräftig seit Oktober 2023 als Werkstudentin und sichtet mit geschultem Auge eure Bewerbungen. Neben ihrem Einsatz bei uns studiert sie International Business and Economics.