Bewerbung & Interview

„Nach sorgfältiger Prüfung Ihrer Bewerbungsunterlagen müssen wir Ihnen leider mitteilen,…“

So liest sich in der Regel die Antwort auf eine Bewerbung, wie man sie aus Kandidatensicht nicht bekommen möchte. Eine Absage. Schon wieder. Vielen unter euch dürfte dieser Satz nur allzu bekannt vorkommen, oder? Und wie viele von euch haben sich dabei gelegentlich schon einmal gedacht, dass sie sich dafür gern mal revanchieren würden?

Seit 2005 wird genau diese Möglichkeit von der Agentur für Absagen (als unverkennbares Äquivalent zur Agentur für Arbeit) und den dort tätigen „diplomierten Chefabsagern“ angeboten. Interessenten können über die Agentur kostenlos Absagen anstelle von Bewerbungen verschicken, entweder als bereits bestehende Standardformulierungen oder in Form von Eigenkreationen, sowie zu ihren selbst verfassten Absageschreiben entsprechendes Feedback erhalten. Als Grundlage für diese Schreiben dienen tatsächlich geschaltete Stellenanzeigen, ganz egal ob von Unternehmen, Behörden oder NGOs.

Wer sich nicht vorstellen kann, wie so ein Absageschreiben ausschaut, hier einige beispielhafte Formulierungen:

„Sehr geehrte/r Frau/Herr, vielen Dank für die Ausschreibung der oben genannten Stelle.“

„Leider kann ich Ihr Angebot nicht berücksichtigen, […] Ich versichere Ihnen, dass meine Entscheidung keine Abwertung Ihrer Person oder Ihres Unternehmens bedeutet.“

„Ich wünsche Ihnen und Ihrer Firma für die Zukunft alles Gute.“

Ich persönlich finde dieses Angebot großartig, wenngleich die Motive diesen Service in Anspruch zu nehmen gewiss sehr unterschiedlich sein können. Mir fällt da der vor Wut schnaubende Bewerber ein, der trotz guter Qualifikation bereits die 50. Absage erhält, die zu allem Überfluss auch noch einen ähnlichen Wortlaut aufweisen, hübsch verpackt mit den immer gleichen unpersönlichen Standardfloskeln. Oder auch der hochmotivierte Kandidat, der eine äußerst interessante Stelle findet, deren Anforderungen er zudem voll erfüllen kann. Der Haken: Durch eine erste Kontaktaufnahme mit dem jeweiligen Ansprechpartner erfährt der Interessent, dass die Vergütung so miserabel ist, dass er sich den Job aus rein existenziellen Gesichtspunkten nicht leisten kann.

Und an dieser Stelle würde mich nun sehr interessieren, ob es unter euch jemanden gibt, der bereits als Antwort auf ein ausgeschriebenes Stellengesuch ein Absageschreiben verschickt hat? Könntet ihr euch überhaupt vorstellen, solch einen Schritt zu gehen?

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