Im Jahr 2010 interessierten sich laut einer Bitkom-Umfrage 23 Prozent aller Schüler für eine IT-Job, 2015 waren es nur leicht mehr – nämlich 25 Prozent. Im Studienfach Informatik sind 22,5 Prozent der Erstsemester Frauen.
„Die IT-Branche ist mit 935.000 Beschäftigten nach dem Maschinenbau der größte industrielle Arbeitgeber in Deutschland. Angesichts von 41.000 offenen und nur schwer zu besetzenden Stellen sind die Jobaussichten für gut ausgebildete Absolventen hervorragend.“ Bitkom-Präsident Prof. Dieter Kempf 2015
Erwartungshaltungen an Frauen
Noch immer ergreifen viel zu wenige Frauen einen Beruf in der Informatikbranche. Laut einer Untersuchung der Vodafone Stiftung interessieren sich nur 0,5 Prozent der Schülerinnen für Berufe in der Computerbranche, bei den Jungen sind es immerhin 6 Prozent. 2014 starteten 34.300 Ersemestler ein Informatik-Studium, nur rund 7.700 davon waren Frauen. (Statistisches Bundesamt)
Ein Problem laut OECD-Bericht ist u.a., dass eine gut bezahlte Karriere in der IT in den Köpfen der Eltern automatisch den Söhnen zugerechnet wird. Nur 4 von 100 Mädchen können sich vorstellen, in den Ingenieurwissenschaften oder der IT zu arbeiten. Damit gehört Deutschland innerhalb der OECD zu den Ländern mit dem größten Geschlechtergefälle. Also sind hier die Eltern und ihre Erwartungshaltung gefragt. Noch zu oft raten sie ihren Töchtern nicht zu sondern sogar ab, wenn es um eine Tätigkeit in der Technologiebranche geht. Hier bedarf es einer neu-orientierten Kommunikation, neuer Erwartungshaltungen und gezielter Motivation.
Ungleichgewicht der Geschlechter
Zu wenige Frauen in der IT ist jedoch kein Problem nur in Deutschland. In Europa sind ca. 7 Millionen Menschen in der IT-Branche beschäftigt. Nur 30 Prozent davon sind Frauen. Bis zum Jahr 2015 werden 900.000 IT-Stellen in Europa unbesetzt bleiben, da Unternehmen keine geeigneten Kandidaten finden. (Information der Europäischen Union 2014) Jedoch nur 20 von 1.000 Absolventinnen wählten im Schnitt in den letzten Jahren einen IT-Studiengang – im Gegensatz zu 95 von 1.000 bei den Männern (Information der Europäischen Union 2014).
„Viele der Mädchen empfinden IT als zu „männlich“ und als zu mathematisch und wissenschaftlich orientiert. … Viele Frauen haben keine Ahnung, dass es eine Reihe an spannenden IT-Karrieren gibt, die auch mit Menschen zu tun haben. Angefangen bei Projektkoordinatoren und Managern, bis hin zu Marketing-Beratern und Ausbildern.“ Nacy Hammervik, Senior Vice President für Branchenbeziehungen CompTIA
Im Bewusstsein dieses Geschlechterungleichgewichts starten Schule, Wirtschaft und Politik vielseitige Aktionen, um Mädchen für eine Karriere in der Technologie-Branche zu begeistern:
- CompTIA: Programm „Dream IT“ Workshops und Networking Events für junge Frauen, im Unternehmen und in Schulen durchgeführt
- Girls`day deutschlandweit
- EU: Every Girl Digital stellt weibliche Vorbilder aus der IT-Branche zur Motivation von Mädchen vor
Unternehmerische Vorteile & Start-ups
Ein weiterer Beweggrund von Wirtschaft und Politik den Geschlechter-Ausgleich zu erreichen, ist der Fakt, dass Unternehmen im IT-Sektor, die Frauen in leitenden Positionen beschäftigen und bei denen Entscheidungen getroffen werden müssen, 35 Prozent mehr Einnahmen mit Eigenkapital und 34 Prozent mehr am Gesamtertrag an die Teilhaber feststellen können. (Information der Europäischen Union 2014) Aufgrund des Fachkräftemangels sind die Unternehmen regelrecht gezwungen, ihren Talentpool so gut wie möglich zu erweitern, um mehr Frauen für den Sektor zu begeistern.
Auch in der Start-up-Szene ist die Frauenquote im Technologie-Sektor sehr gering. Nur ca. 11 Prozent der Start-ups werden von Frauen gegründet (Deutscher Start-up Monitor 2014). Der Bundesverband Deutsche Startups gründete Ende November ein eigenes Netzwerk für Frauen.
Fehlende Frauen-Vorbilder in der IT-Branche?
Oft ist festzustellen, dass es den Mädchen und Frauen an Vorbildern in der IT-Branche mangele. Dabei zeigt ein Ausflug in die Geschichte, dass es die Frauen waren, die als Programmierinnen dem Heimcomputer zum Durchbruch verhalfen. So war es Grace Hopper (1906 – 1992) die Ende der vierziger Jahre Programme für Rechner in einer verständlichen Sprache schrieb, statt wie bis dahin üblich mit Einsen und Nullen. Mary Allen Wilkes (geb. 1937) schrieb in den sechziger Jahren die Programme für den Laboratory Instrument Computer (Linc), den Fachleute als den ersten Heimcomputer werteten – zu haben damals zu einem Preis von 40.000 Dollar. Wenige Jahre später entwickelte die Informatikerin Adele Goldberg (geb. 1945) eine leicht verständliche Computersprache, welche als die Geburt der modernen Benutzeroberfläche gilt. Mit dieser benutzerfreundlichen Bildschirmoberfläche gelang Apple – in Person Steve Jobs – der Durchbruch.
Solche Vorbilder sollen Mädchen von heute ermutigen, einen Job in der Technologiebranche anzustreben. Denn heute wie damals fallen Frauen in der IT wesentlich mehr auf. Und das sollten, nein müssen sie endlich als großen Vorteil für sich verstehen und nutzen – und bitte unabhängig von bestehenden Erwartungshaltungen!
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