(Neue) Arbeitswelt

E-Recruiting Tools – Teil 3:
Tools mit Zugriff auf Talentsuchmaschinen

CV-Datenbanken_Fernglas
Geschrieben von Claudia Fuhrmann

Auf der Suche nach einem geeigneten Tool für die externe Kandidatensuche haben wir verschiedene aktuelle Angebote des Marktes verglichen. Aus einer Vielzahl von E-Recruiting-Tools wurden acht mit Fokus auf die IT-Branche ausgewählt und intensiv getestet. Vier von diesen Tools greifen auf CV-Datenbanken zu und vier weitere fassen die Kandidatenprofile nach Big Data Algorithmen zusammen. Diese Tools stellen Talentsuchmaschinen dar, die große Datenmenge aus unterschiedlichen Online Quellen im Hinblick auf nutzbare Informationen zum jeweiligen Kandidaten sammeln und analysieren, um ein detailliertes Profil zu erstellen. Es handelt sich dabei um:

Diese vier Tools werden im Folgenden näher erläutert:

Dice Open Web

Die Active Sourcing Lösung von der US-amerikanischen IT-Fachbörse DICE berücksichtigt über 130 berufsübergreifende sowie technisch spezifische Webseiten (u.a. Stack Overflow, GitHub, XING). Weltweit werden über 18 Millionen Profile plus 2,2 Millionen Online-Lebensläufe auf DICE zur Verfügung gestellt; 5 Millionen Profile davon in Deutschland (Stand: März 2015).

Für eine jährliche Lizenz (3.950 €) erhält man den Zugang zur Talentsuchmaschine Open Web inkl. Vorschläge von technischen Skills und Erläuterungen zu verwandten Technologien. Im Vergleich zu E-Recruiting-Tools, die auf CV-Datenbanken zugreifen, gibt es weniger spezifische Suchfilter. So ist es z.B. nicht möglich nach Umzugsbereitschaft oder Karrierestufe zu suchen. Das Tool legt andererseits viel Wert auf die Reputation in gängigen Social Media Kanälen, sodass man die Suche nach der Anzahl von Followern verfeinern kann. Das Kriterium der Berufserfahrung wird vom Tool unterstützt. Jedoch ist es nicht möglich, gleichzeitig nach mehreren Berufserfahrungsgruppen, z.B. 1-2 Jahre und 2-5 Jahre zu suchen.

Weiterhin bietet Open Web verschiedene Möglichkeiten für die Kandidatenansprache: Es werden alle im Netz verfügbaren Kontaktmöglichkeiten im Profil gesammelt, beispielsweise über Twitter, XING oder E-Mail. Eine direkte Ansprache ist allerdings nur über die veröffentlichte E-Mail oder über das Netzwerk bzw. die Website möglich. Dafür ist ein eigenes Profil auf der entsprechenden Website erforderlich, um sich Kandidaten-Profile vollständig anzusehen und diese kontaktieren zu können.

Das Tool unterstützt die Anzeige des letzten Profilbesuchs des Nutzers sowie die Anzeige der Aktivität auf verschiedenen sozialen Kanälen bzgl. der gesuchten technischen Qualifikationen. Teamintern können interessante Kandidaten gespeichert und Notizen hinterlegt werden.

Insgesamt ist die E-Recruiting Lösung von DICE eine zuverlässige Suchmaschine mit einem übersichtlichen, dynamischen und anschaulichen Interface. Tech-Skills von Kandidaten werden in einem Kreisdiagramm visualisiert ebenso wie der Standort in Google Maps. Alles in allem zeichnet sich das Tool durch eine benutzerfreundliche Bedienung aus.

TalentBin Suche

Diese Talentsuchmaschine der Online-Jobbörse Monster bietet den Zugriff auf über 300 Millionen Profile vorwiegend für IT-Berufe aus 100 Webseiten, Blogs und Foren. In Deutschland sind davon laut dem Anbieter ca. 750.000 Profilen zu finden (Stand: März 2017).

Für eine jährliche Lizenzgebühr von 4.900 € (Angebot auch für drei oder sechs Monate buchbar) erhält man den Zugang zur Suchmaschine, die neben grundlegenden Kriterien auch mehrere unterschiedliche Filter unterstützt u.a. die Aktivitäten in Social Media Kanälen. Vorteile sind, dass gleichzeitig nach verwandten Technologien zum eingegebenen Stichwort gesucht wird und die Kanäle für die Kandidatensuche vom Recruiter selbst bestimmt werden können.

Für die Kandidatenansprache bietet das Tool ebenfalls mehrere Kommunikationsmöglichkeiten, z.B. durch Twitter, E-Mail oder LinkedIn. Ohne Anmeldung im jeweiligen Netzwerk kann das Kandidatenprofil angeschaut werden. Eine direkte Ansprache über E-Mail ist unlimitiert, die Massen-Email-Verteilung ist auf 150 Nachrichten begrenzt. Die TalentBin Suche unterstützt die Funktion der Lesebestätigung sowie die Funktionen für die Teamarbeit wie Kandidaten- und Projektverwaltung.

Insgesamt ist die TalentBin Suche eine überzeugende Lösung für die Kandidatensuche mit vielen nützlichen Suchfunktionen sowie einem übersichtlichen und einfach bedienbaren Interface, die stark von der Vollständigkeit und Aktualität der Profile abhängt.

 

Talentwunder

Dieses Tool stellt Informationen aus 1,6 Milliarden Profilen aus 51 Netzwerken zur Verfügung. Es werden monatlich und jährlich kündbare Lizenzen angeboten (399 € bzw. 3.900 €), was besonders für kleine und mittelständische Unternehmen attraktiv ist. Talentwunder unterstützt die einfache und erweiterte Suche, das Speichern der Suchergebnisse, die direkte Ansprache, die Teamarbeit inkl. der Speicherung interessanter Kandidaten und die Projektverwaltung. Was Talentwunder von anderen Kandidatensuchmaschinen unterscheidet, ist die Berechnung von Wechsel- und Umzugsbereitschaft durch einen spezifischen Suchalgorithmus. Die Berechnung erfolgt u.a. durch die Häufigkeit des Profilbildwechsels. Weiterhin differenziert das Tool unter Job- und Arbeitserfahrung, was für eine spezifischere Suche sorgt. Das erste Kriterium bezieht sich auf den jeweiligen Job-Titel und das zweite auf die Berufserfahrung insgesamt. Dabei wird die Arbeitserfahrung nach spezifischen Algorithmen berechnet: Die Informationen über Softwareentwicklung z.B. Java wird nicht nur aus dem veröffentlichten Online-Lebenslauf sondern aus dem ganzen World Wide Web gesammelt, seit wann man mit der Programmiersprache Java arbeitet, z.B. durch Open Source Projekte oder einfache Twitter-Posts. Im Unterschied zum TalentManager von Xing erhält der Profilbesitzer keinen Hinweis darüber, dass sein Kandidatenprofil angeschaut wurde.

Insgesamt ist Talentwunder eine funktionell gute Suchmaschine, die ihre Defizite bezüglich des Interface hat: Die Gestaltung ist eher dezent gehalten und wenig dynamisch. Dafür ist das Tool cloudbasiert somit überall erreichbar und leicht bedienbar.

Textkernel Search!

Die Suche bei Textkernel Search! funktioniert semantisch, d.h. es wird automatisch nach Synonymen und verwandten Begriffen gesucht. Dabei kann man die Suchkriterien jederzeit ansehen und individuell verändern. Die jährliche Lizenzgebühr beträgt 5.000 €. Textkernel Search! aggregiert Informationen aus gängigen Netzwerken, Foren etc. und sucht gleichzeitig auch in der eigenen Kandidatendatenbank mit der Möglichkeit der weiteren Integration neu gefundener Daten.

Die Talentsuchmaschine unterstützt die einfache und differenzierte Suche mit verschiedenen Filtern, Vorschläge für technische Qualifikationen sowie die Teamarbeit. Als etwas einschränkend haben wir empfunden, dass es nicht möglich war, die Kandidatenzahl im Hinblick auf Job Titel und Ort nur über die externe Suche zu analysieren. Der Fokus der Suchmaschine liegt somit auf der Integration der internen Datenbank und der externen Suche. Ebenfalls gibt es die Funktion der Suche innerhalb der Karrierestufen. So können Muster in Karrieren erkannt werden. Aus diesem Grund ist das Tool wohl eher für Großunternehmen und Konzerne als für kleine und mittelständische Unternehmen geeignet. Nichtsdestotrotz haben das Interface und die Auswahl an Suchfunktionen bei uns einen guten Eindruck hinterlassen.

Fazit des Talentsuchmaschinen-Vergleichs

Die Talentsuchmaschinen liefern ein Gesamtbild der beruflichen und persönlichen Interessen der Kandidaten auf Basis von Informationen aus den sozialen Medien, Netzwerken und anderen Webseiten. Die Auffindbarkeit und Qualität der aggregierten Profile hängt bei diesen Tools jedoch stark davon ab, wie gut die Daten von den Kandidaten gepflegt werden.

Alles in allem ist unsere Analyse der E-Recruiting-Tools nur eine „Momentaufnahme“. Aufgrund der Digitalisierung entstehen permanent neue Möglichkeiten und Alternativen der Talent- und Fachkräftesuche. Es bleibt also weiterhin spannend!

Über den Autor

Claudia Fuhrmann

Claudia betreute zwischen 2015 und 2018 die Bereiche Personalentwicklung und Weiterbildung. Im Aufbau von Qualitätsmanagement-Systemen fokussierte sie sich auf die DIN EN ISO 9001 sowie auf die Organisation und Abwicklung von IT-Projekten. Basierend auf ihrer vielfältigen Berufserfahrung berichtete sie zu Themen des Personalmanagements und den Aufgaben zu diesem Bereich u.a. für Unternehmen.