(Neue) Arbeitswelt

Kopfarbeiter und ihre zunehmende Wechselwilligkeit auf dem Arbeitsmarkt

Kopf_Kopfarbeiter
Geschrieben von Claudia Fuhrmann

Für uns als Personaldienstleister mit Spezialisierung auf IT-Fachkräfte ist es in zunehmendem Maße ersichtlich, dass die Wechselwilligkeit von Experten in Deutschland im IT-Bereich stetig steigt. Sicherlich spielt – gerade in Thüringen – das Gehalt eine nicht unwesentliche Rolle. Doch ist hier eine Tendenz des Umdenkens erkennbar. Ein zunehmend weiterer Grund für die Jobsuche ist, dass die sogenannten Wissen- bzw. Kopfarbeiter mit zu vielen Routinetätigkeiten „belastet“ sind. Bewerber aus der IT-Branche, die sich wegen eines Jobwechsels melden, geben häufig an, dass sie bis zu 50% ihrer Arbeitszeit mit Routinetätigkeiten verbringen und in zunehmendem Maß unzufrieden sind. Betroffen sind vor allem Entwickler, Grafiker, Designer – also Menschen, die innovativ und kreativ handeln. Ihren Aussagen zufolge wird sich dies auch in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht ändern.

Zwar steigen mit der Digitalisierung die komplexen Problemstellungen und wissensbasierten Tätigkeiten, doch bedeutet das aktuell kein Rückgang der Routinetätigkeiten. Doch warum gelingt es Unternehmen nicht, seine Kopfarbeiter von diesen Routinetätigkeiten zu entlasten?

Fehlendes Management der Kopfarbeiter

Der Schwerpunkt der Unternehmenskosten entfällt heutzutage auf das, was man Kopf- bzw. Wissensarbeit nennt. D.h. die geistige Arbeit bestimmt den größeren Anteil an den Gesamtkosten. Die manuelle Arbeit wurde bereits in vielen Bereichen durch die Kopfarbeit ersetzt. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Personalaufwand aufgrund weniger Arbeitnehmer sinkt. Er bleibt bestehen, denn die neuen Fachkräfte sind hochqualifizierte Spezialisten mit kostenintensiven Aus- und Weiterbildungen. Somit gilt es für die Unternehmen dringend, diese Kopfarbeit zu managen. Die Ressource Wissen muss produktiv genutzt und zu einer Wertschöpfung geführt werden. Doch wie gelingt das zur Zufriedenheit aller Beteiligten?

Selbstorganisation der Arbeit zulassen und trotzdem produktiv führen

Um das festgelegte Ergebnis zu erreichen, gibt es für den Kopfarbeiter verschiedene Wege, d.h. der Arbeitnehmer organisiert seinen Job selbst. Somit entwickelt jeder seine eigene Arbeitsweise, sein individuelles Vorgehen und seine persönlichen Methoden. Dabei laufen sie jedoch Gefahr sich zu verzetteln, da sie oft mehrere Arbeiten nebeneinander erledigen. Unterbrechungen bewirken, dass man sich ständig wieder neu in die Sache reindenken muss. Die Aufgabe der Führungskräfte besteht jetzt darin, dafür zu sorgen, dass der Kopfarbeiter sich auf eine Sache konzentrieren und diese ungestört zum Ergebnis führen kann. Das ist wirksames Management in einem auf Personen bezogenen Unternehmen.

 

Wissen ermöglicht zu wählen!

Denn der Kopfarbeiter verfügt über die kritische Ressource Wissen, die er beim Verlassen des Unternehmens mitnimmt. Es bestehen in der heutigen Zeit keine Abhängigkeiten oder Bindungen zum Arbeitgeber mehr. Und genau das ist es, was Führungskräfte erkennen und in ihren Managementtätigkeiten berücksichtigen müssen. Spezialisten fürchten sich nicht vor einem Stellenwechsel. Sie wissen genau, dass sie gebraucht werden, wenn nicht in ihrem aktuellen Unternehmen dann in einem anderen.

So ist es an den Unternehmen seine Mitarbeiter wertschöpfend zu führen, denn die Managementqualität ist in unserer Wissensgesellschaft der Schlüssel zu Wettbewerbsfähigkeit. Möchte ein Unternehmen seine Spezialisten an sich binden, muss es in der Lage sein, die Ideen, Fähigkeiten und Kenntnisse seiner Mitarbeiter zu mobilisieren und zu bündeln.

Führung ≠ Ausüben von Macht und Denken in Hierarchien

Führungskräfte müssen die Eigenheiten ihrer Spezialisten managen und dies nicht mit den althergebrachten Mitteln der Macht. Das beeindruckt heute keine Wissens-Fachkraft mehr. Vielmehr möchten die Kopfarbeiter als Individuen behandelt werden. Sie möchten kreativ und eigenständig arbeiten. Hier kommt es oft zu Konflikten mit den traditionellen hierarchischen Arbeitsverhältnissen. Unternehmen und dessen Führungskräfte dürfen sich gegen einen Wandel der Arbeitskultur, der Arbeitsstrukturen nicht wehren. Und so muss auch dringend die Verteilung der Anteile von Routine- und Kreativarbeit überdacht werden. Die Aussage: „Routinetätigkeiten gehören zu jedem Job!“ hält kein Talent mehr im Unternehmen. Der Ausgleich zu innovativen, individualistischen Tätigkeiten ist bestimmend für das heutige Arbeitsverhältnis eines Kopfarbeiters. Die Arbeit in Teams und Netzwerken ist wesentlich für das Erreichen des Ergebnisses und nicht ein Denken in Hierarchien. Kopfarbeiter achten das Fachwissen. Sie möchten selbständig arbeiten und nicht nach Muster und Struktur, die ihnen tagtäglich von ihren Vorgesetzten vorgegeben werden. Spezialisten legen Wert auf die Qualität ihrer Arbeit und die vorhandenen Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung sowie auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Anforderungen der Arbeit und der Freizeit.

Unternehmenskultur heute = Beachtung der Individualität vom Mitarbeiter und Kunden mit gleichem Fokus

Unternehmen müssen die mit unterschiedlichen Begabungen ausgestatteten Mitarbeiter zu einer Einheit verbinden, indem sie ihre Verschiedenheiten anerkennen. Vergleichbar ist das mit dem Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse verschiedener Kunden. Das personenbezogene Unternehmen ist gekennzeichnet durch eine Kultur, die Kreativität und Individualität für ihre Wissensarbeiter zulässt und gleichzeitig für seine Kunden als Qualitätsanbieter mit absoluter Leistungsorientierung steht.

Fazit

Unternehmen müssen einen Weg finden, Wissensarbeiter immer mehr von Routinetätigkeiten zu entbinden. Was nicht bedeutet, dass es im Berufsalltag nicht zu solchen kommen wird. Aber das Argument, dass es in jedem Job Routinetätigkeiten gibt, wird zukünftig nicht zu mehr Mitarbeiterbindung, Erfolg und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit führen. Denn man darf nicht vergessen: Ihre Spezialisten haben die Wahl auf dem Arbeitsmarkt. Die Unternehmen haben diese nicht mehr.

Über den Autor

Claudia Fuhrmann

Claudia betreute zwischen 2015 und 2018 die Bereiche Personalentwicklung und Weiterbildung. Im Aufbau von Qualitätsmanagement-Systemen fokussierte sie sich auf die DIN EN ISO 9001 sowie auf die Organisation und Abwicklung von IT-Projekten. Basierend auf ihrer vielfältigen Berufserfahrung berichtete sie zu Themen des Personalmanagements und den Aufgaben zu diesem Bereich u.a. für Unternehmen.