Arbeitsalltag

Wenn die Luft dick wird: Umgang mit Körpergeruch im Büro

Geschrieben von Nadine

Stell dir vor: Es ist 9 Uhr morgens, du sitzt im Meetingraum. Gerade willst du deinen Laptop an den Beamer anschließen, da räuspert sich der Chef. „Entschuldige mal kurz“, sagt er laut, so dass alle Kollegen es hören können. „Ich wollte dich schon länger mal etwas fragen.“ Er schaut dich an und fragt, ohne auf deine Reaktion zu warten: „Benutzt du eigentlich Deo?“

Die Zeit bleibt stehen. Du spürst, wie dir das Blut in den Kopf schießt. Alle Augen sind auf dich gerichtet. Du stammelst irgendetwas von „Äh, also ich…“, aber deine Stimme versagt. „Ich wollte nur mal nachfragen. Manchmal vergisst man das ja schon mal, gerade wenn man in Eile ist.“ sagt dein Chef. Er macht eine kurze Pause und setzt dann mit neutraler Stimme fort: „Uns allen ist das nämlich schon aufgefallen…“ Er nickt dir kurz zu und wendet sich wieder seinen Unterlagen zu.

Du möchtest am liebsten im Erdboden versinken. Du fühlst dich gedemütigt, bloßgestellt und wütend. Deine Kollegen tuscheln und kichern. Du hast das Gefühl, dass alle dich anstarren und über dich reden. Du kannst dich nicht mehr auf die Präsentation konzentrieren und willst nur noch nach Hause.

Dieses Szenario verdeutlicht, wie verletzend und demütigend es sein kann, wenn man vor anderen auf seinen Körpergeruch angesprochen wird, gerade wenn der Chef keine Empathie zeigt und das Thema so unsensibel und öffentlich anspricht. Er verletzt damit nicht nur deine Gefühle, sondern setzt dich auch dem Spott und der Ausgrenzung durch die Kollegen aus.

Von Knobi bis Stress, es kann jeden treffen

Gerüche sind ein komplexes Thema und Körpergeruch kann viele verschiedene Ursachen haben. Oft sind es Kleinigkeiten, die jeden von uns treffen können. Stell dir vor, du hast verschlafen und hetzt zur Arbeit, da bleibt keine Zeit für die morgendliche Dusche. Oder du sitzt in einem wichtigen Meeting, bist nervös und schwitzt stärker als sonst. Auch was wir essen, kann sich auf unseren Körpergeruch auswirken. Wer mittags gerne Döner essen geht, weiß, dass Knoblauch und Zwiebeln nicht gerade für einen neutralen Duft sorgen.

Manchmal liegen die Ursachen aber auch tiefer. Bestimmte Krankheiten, wie Stoffwechselerkrankungen oder Hormonstörungen, können den Körpergeruch verändern. Auch Medikamente können einen Einfluss auf unseren Geruch haben. Und manchmal ist es einfach die Kleidung: Synthetische Stoffe können dazu führen, dass wir schneller schwitzen und sich unangenehme Gerüche bilden.

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass hinter Körpergeruch viele verschiedene Gründe stecken können. Nicht immer ist mangelnde Hygiene die Ursache. Manchmal sind es Faktoren, die wir nicht beeinflussen können oder die uns selbst gar nicht bewusst sind. Gerade deshalb ist es so wichtig, sensibel und verständnisvoll mit dem Thema umzugehen.

Wie spreche ich das Thema an?

Du willst deinem Kollegen helfen, ohne ihn zu verletzen oder in Verlegenheit zu bringen. Wie ein Seiltänzer musst du Fingerspitzengefühl und Balance beweisen. Ich habe meine Bürokollegen nach ihrer Meinung gefragt. Und stellt euch vor, sie waren sich einig: Ein vertrauliches Gespräch unter vier Augen ist der beste Weg. Niemand möchte vor anderen auf so ein sensibles Thema angesprochen werden.

Am besten wendet sich jemand an den Betroffenen, zu dem er ein gutes Verhältnis hat. Also, lieber ist die Lieblingskollegin als Botin und nicht der Chef.

Wenn dir der Körpergeruch auffällt, ihrer Lieblingskollegin aber nicht, sprich sie unbemerkt darauf an. Sie kann das Thema dann sensibel mit der betroffenen Person besprechen. So vermeidest du, dass der Eindruck entsteht, das ganze Büro würde über den Geruch tuscheln. Denn niemand möchte sich zum Gesprächsthema der Kollegen machen, oder?

Egal, wie du vorgehst, Ehrlichkeit und Wertschätzung sind das A und O. Verpacke die Botschaft in freundliche Worte und zeige Verständnis. So kann das Gespräch gelingen, ohne dass sich jemand angegriffen fühlt.

Es ist wichtig, dass du dein Anliegen ehrlich und authentisch rüberbringst und deinem Kollegen das Gefühl gibst, dass du für ihn da bist.

Es darf auf keinen Fall so rüberkommen, als ob du deinem Kollegen etwas Böses willst oder ihn gar versuchst zu mobben.

Umgang mit Bewerbern

Knifflig wird’s, wenn einem Recruiter in den Gesprächen auffällt, dass der Bewerber immer streng riecht und dann bald das Gespräch bei der Firma ansteht. Du willst deinem Kandidaten ja helfen, ohne ihn zu verletzen oder in Verlegenheit zu bringen.

Deshalb ist es wichtig, auch hier das Gespräch unter vier Augen zu suchen und ehrlich und authentisch zu bleiben. Gib dem Bewerber das Gefühl, dass du für ihn da bist und ihm helfen möchtest.

Verpacke die Botschaft in freundliche Worte und zeige Verständnis. So kann das Gespräch gelingen, ohne dass sich jemand angegriffen fühlt.

Hier sind ein paar Formulierungshilfen:

  • „Mir ist aufgefallen, dass… vielleicht liegt es an der Aufregung?“
  • „Ich möchte Ihnen ungern zu nahe treten, aber…“
  • „Ich möchte sicherstellen, dass Sie beim Vorstellungsgespräch den bestmöglichen Eindruck hinterlassen.“

Letztendlich geht es darum, dem Bewerber eine Chance zu geben, den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen, ohne ihn in Verlegenheit zu bringen.

Rechtliche Aspekte

Körpergeruch am Arbeitsplatz kann im Extremfall arbeitsrechtliche Konsequenzen haben. Es gibt zwar kein Gesetz, das explizit Körpergeruch regelt, aber es gibt einige relevante Gesetze und Urteile, die in solchen Fällen herangezogen werden können.

1. Arbeitsschutzgesetz: Der Arbeitgeber ist verpflichtet, eine gesunde und sichere Arbeitsumgebung zu gewährleisten. Dazu gehört auch der Schutz vor Belästigungen durch Kollegen, wozu im Extremfall auch starker Körpergeruch zählen kann.

2. Allgemeines Persönlichkeitsrecht: Jeder Mensch hat das Recht auf Entfaltung seiner Persönlichkeit. Starker Körpergeruch kann dieses Recht der Kollegen beeinträchtigen, indem er sie in ihrer Konzentration und ihrem Wohlbefinden stört.

3. Betriebsverfassungsgesetz: Der Betriebsrat hat ein Mitbestimmungsrecht in Fragen der Ordnung im Betrieb. Dazu gehören auch Regelungen zum Umgang mit Körpergeruch.

Wann ist eine Abmahnung oder Kündigung gerechtfertigt?

Eine Abmahnung oder sogar Kündigung wegen Körpergeruchs ist nur in extremen Fällen möglich, wenn alle anderen Maßnahmen versagt haben. Folgende Voraussetzungen müssen in der Regel erfüllt sein:

  • Objektive Störung: Der Körpergeruch muss so stark sein, dass er die Kollegen objektiv in ihrer Arbeit beeinträchtigt.
  • Wiederholte Verstöße: Es muss sich um ein wiederkehrendes Problem handeln, trotz Hinweisen und Hilfestellungen des Arbeitgebers.
  • Letztes Mittel: Alle anderen Maßnahmen, wie z.B. Gespräche, Versetzung oder Hilfestellungen zur Verbesserung der persönlichen Hygiene, müssen erfolglos geblieben sein.
  • Interessenabwägung: Die Interessen des Arbeitgebers an einer störungsfreien Arbeitsumgebung müssen die Interessen des Arbeitnehmers überwiegen.

Wichtig: Eine Kündigung wegen Körpergeruchs ist immer ein individueller Fall.

Mit Respekt und Hygiene zu einem angenehmen Arbeitsklima

Körpergeruch am Arbeitsplatz ist ein heikles Thema, das mit Fingerspitzengefühl angegangen werden muss. Wichtig ist, die Situation aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und mit Empathie und Respekt zu reagieren. Ein offenes und ehrliches Gespräch unter vier Augen, geführt von einer Person des Vertrauens, kann oftmals der erste Schritt zur Lösung des Problems sein. Dabei sollte man nicht vergessen, dass hinter Körpergeruch viele verschiedene Ursachen stecken können und nicht immer mangelnde Hygiene die Ursache ist.

Denken wir daran, dass ein wertschätzender und verständnisvoller Umgang miteinander die Basis für ein angenehmes Arbeitsklima bildet. Manchmal reicht schon ein kleiner Hauch von Mitgefühl, um eine große Wirkung zu erzielen.

Über den Autor

Nadine

Nadine unterstützt uns seit Dezember 2021 im Marketingmit frischen Ideen und kreativen Texten. Parallel dazu absolviert sie ein duales Studium im Bereich Marketingmanagement, um Theorie und Praxis optimal zu verbinden.