Arbeitsalltag

Boreout: Die Folgen von Unterforderung am Arbeitsplatz

Geschrieben von Isabell

Die meisten von uns haben schon vom Burnout gehört – einem Zustand völliger Erschöpfung der durch ständige Überlastung und Dauerstress am Arbeitsplatz verursacht wird. Weniger bekannt dagegen ist der Boreout. Dieser entsteht durch chronische Unterforderung und Langeweile am Arbeitsplatz und kann ähnliche belastende Folgen wie Burnout haben. Betroffene fühlen sich durch monotone Aufgaben und fehlende Herausforderungen emotional erschöpft und zunehmend unzufrieden. Die Folgen können unter anderem sein: Müdigkeit, Lustlosigkeit, Gereiztheit und Frustration, bis hin zu Anzeichen einer krankhaften Depression.

Boreout vs. Burnout

Boreout und Burnout ähneln sich stark, da beide durch belastende Situationen am Arbeitsplatz ähnliche Symptome wie zum Beispiel Erschöpfung und Frustration hervorrufen können. Der entscheidende Unterschied zeigt sich jedoch in den Ursachen. Boreout entsteht durch anhaltende Unterforderung und fehlende Herausforderungen, während Burnout aus Überforderung und Dauerstress resultiert. Bei Boreout resultiert die Erschöpfung aus mangelnder Beschäftigung und Langeweile, während sie beim Burnout durch die übermäßigen Anforderungen und den damit verbundenen Druck verursacht wird.

Ursachen des Boreouts

Ein Arbeitnehmer der an Boreout leidet ist häufig stark unterfordert und spürt, dass die von ihm erwartete Arbeitsleistung weit unter seinen Möglichkeiten liegt. Diese Unterforderung kann sowohl quantitativer als auch qualitativer Art sein: Quantitative Unterforderung tritt auf, wenn der Arbeitnehmer zu wenig Aufgaben hat und somit einfach nicht ausgelastet ist. Qualitative Unterforderung entsteht, wenn die Inhalte der Aufgaben nicht seinem Können entsprechen – entweder sind die Aufgaben zu simpel, oder es fehlt echte Verantwortung und Gestaltungsfreiraum. Statt das der Arbeitnehmer Aufgaben aufgrund seiner Kenntnisse und Fähigkeiten bekommt, erledigt der Arbeitnehmer stattdessen immer wieder dieselben, wenig anspruchsvollen Routinearbeiten. Die wirklich spannenden und verantwortungsvollen Aufgaben hingegen werden anderen Mitarbeitern übertragen, was seine Frustration zusätzlich steigert. So bleibt sein Potenzial ungenutzt, und die monotonen Tätigkeiten führen allmählich zu einer geistigen Erschöpfung und einer tiefen Unzufriedenheit im Job.

Ein Boreout am Arbeitsplatz kann zu einem gefährlichen Kreislauf führen, der sowohl den Mitarbeiter als auch das Unternehmen erheblich belastet: Der Arbeitnehmer, bereits unterfordert und demotiviert, leistet aufgrund von Langeweile und Desinteresse nur noch das Nötigste oder mach Fehler selbst bei einfachen Aufgaben. Der Vorgesetzte interpretiert dies möglicherweise als mangelnde Kompetenz oder Engagement und hält den Mitarbeiter für anspruchsvollere Aufgaben ungeeignet. Anstatt dem Arbeitnehmer mehr Verantwortung oder neue Herausforderung anzubieten, werden ihm weiterhin einfache, monotone Tätigkeiten zugewiesen. Dies verstärkt die Frustration des Mitarbeiters zusätzlich und führt zu noch mehr Desinteresse und einer tieferen inneren Kündigung. Der Mitarbeiter verliert mehr und mehr Motivation, da er merkt, dass ihm das Vertrauen in seine Fähigkeit fehlt. Gleichzeitig verpasst das Unternehmen die Chance sein Potenzial auszuschöpfen und die Mitarbeitermotivation zu stärken. In diesem festgefahrenen Zustand besteht ein erhöhtes Risiko, dass der Mitarbeiter langfristig erkrankt oder das Unternehmen verlässt, was für beide Seiten erhebliche Kosten und Verluste bedeuten kann.

Präventionstipps

Um gegen Boreout dagegen zu gehen ist es wichtig schon frühe Anzeichen zu erkennen und dagegen selber etwas tun, um gar nicht erst in diese Abwärtsspirale rein zu gelangen. Der erste wichtige Schritt besteht darin, die eigenen Aufgaben aktiv zu gestalten und nach neuen Herausforderungen im Job zu suchen. Am besten gelingt dies, wenn ihr offen mit euren Vorgesetzten über eure Unterforderung sprecht und gegebenenfalls nach zusätzlichen oder abwechslungsreicheren Aufgaben zu fragen, die die eigenen Stärken und Interessen ansprechen. Zusätzlich hilft es, sich regelmäßig neue Lernziele zu setzen oder sich fortzubilden, um das eigene Skillset zu erweitern und Abwechslung zu schaffen. Abschließend kann auch der Austausch mit Kollegen inspirieren, neue Ideen liefern und das Gefühl der Isolation minder, das häufig mit Boreout eingeht.

Zwar ist Boreout nicht so bekannt wie Burnout, aber dennoch erkennen die Krankenkassen die Folgen von Boreout an. Boreout selbst gilt jedoch nicht als eigenständige Krankheit und ist bislang nicht offiziell anerkannt. Daher kann man sich nicht direkt aufgrund eines Boreouts krankschreiben lassen. Allerdings können die Symptome, die mit dem Boreout-Syndrom einhergehen durchaus einen Grund für eine Krankschreibung darstellen.

Fazit

Obwohl Boreout im Gegensatz zu Burnout weniger bekannt ist hat er das Potenzial ähnlich belastende Folgen für die psychische und physische Gesundheit eines Menschen zu haben. Langeweile und chronische Unterforderung im Job führen dazu, dass das Potenzial von Mitarbeitenden ungenutzt bleibt, was nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Unternehmen Nachteile bringt. Um Boreout frühzeitig zu erkennen und zu verhindern sind Eigeninitiative und Kommunikation entscheidend. Da Boreout nicht offiziell als eigenständige Krankheit anerkannt ist, ist das Bewusstsein darüber umso wichtiger. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten gemeinsam daran arbeiten, ein Umfeld zu schaffen, das Potenziale wertschätzt und sinnvolle Aufgaben fördert – für eine gesunde, motivierende und produktive Arbeitsatmosphäre.

Über den Autor

Isabell

Isabell verstärkt unser Recruiting-Team tatkräftig seit Oktober 2023 als Werkstudentin und sichtet mit geschultem Auge eure Bewerbungen. Neben ihrem Einsatz bei uns studiert sie International Business and Economics.