(Neue) Arbeitswelt

Mann – 21% Lohn/Gehalt = Frau|
Ab sofort: Mann = Frau?

Lohndifferenz; Quelle: knipseline/pixelio.de
Geschrieben von Angelika

Verdienen wir Frauen gut, kommt es zu Problemen, verdienen wir wenig, sind wir auch nicht zufrieden. Ja, wie denn nun?

Frauen verdienen im Durchschnitt immer noch deutlich weniger als Männer. Die Bundesregierung unternahm nun erste Schritte um diese Lohndifferenz zu verringern. Vor wenigen Tagen beschloss das Kabinett ein Gesetz, welches das Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ verankere, wie Bundesfrauenministerin Schwesig erklärte.

Nun geht’s also ran ans Thema Geld, denn durchschnittlich beträgt die Lohndifferenz, laut des Statistischen Bundesamts, zwischen Frauen und Männern 21%. Auch wenn man Teilzeit, Führungspositionen (eher Männer) und soziale Berufe (eher Frauen) mit geringeren Verdiensten berücksichtigt, bleibt immer noch eine Lücke von 7%.

Auch bei meinem ersten Arbeitgeber konnte ich das seltsame Verhalten von meinen Chefs beobachten: Wurde ein Mann eingestellt, kamen zum Gehalt, über welches wir nur spekulieren konnten, schnell noch Firmenwagen, Handy, Laptop hinzu. Frauen mussten erst durch ihre Leistung beweisen, dass auch sie Ansprüche auf derlei Goodies stellen konnten.

Transparenz – Welche Transparenz?

Dass das Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit das Tabuthema Lohn/Gehalt zumindest anbricht, mag vielen nicht gefallen. Es ist aber ein längst überfälliger, wichtiger Schritt. Denn der Grund dafür, dass Frauen in Deutschland immer noch deutlich weniger verdienen als Männer, hat auch damit zu tun, dass sie in etlichen Jobs und auf vielen Positionen keine Vergleichsgröße haben, an welcher sie den Wert ihrer Arbeit messen können.

Die mangelnde Transparenz bei Gehältern in der deutschen Wirtschaft gibt den Unternehmen nämlich erst die Chance dazu, diejenigen, die bei Gehaltsverhandlungen vielleicht nicht ganz so großspurig auftreten wie andere, klein zu halten und günstig abzuspeisen. Das zumindest kann sich ändern, wenn das Gesetz erst mal in Kraft ist.

Damit es aber tatsächlich die gewünschte Wirkung hat, sind jetzt die Frauen gefragt – ihr Recht in Anspruch zu nehmen und sich für eine gerechtere Bezahlung einzusetzen. Und auch die Gesellschaft als Ganzes ist in der Pflicht – in der Pflicht auch praktisch umzudenken.

 

Was bedeutet das jetzt?

Der Weg dorthin bleibt – Gesetz hin oder her – mühsam. Erstens profitieren längst nicht alle Beschäftigten von den Transparenzregeln, sondern nur die in Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern. Zweitens bekommt eine Frau längst nicht automatisch mehr Geld, nur weil sie weiß, dass sie ungerecht bezahlt wird. Schließlich sieht das Gesetz keine Sanktionen vor, wenn der Arbeitgeber seiner Verpflichtung nicht nachkommt.

Im Zweifel bleibt es also folgenlos, wenn eine Firma keine Maßnahmen ergreift, etwas gegen ungerechte Bezahlung im Unternehmen zu tun. Frauenministerin Manuela Schwesig setzt stattdessen – ähnlich wie schon bei weiten Teilen der Frauenquote – auf den öffentlichen Druck. Und darauf, dass die Tarifpartner das unter sich regeln.

Fazit

Meiner Ansicht nach ist das, was man sich wirklich wünschen kann, ein Arbeitgeber, der in einem nicht Mann oder Frau sieht, sondern einen Arbeitnehmer mit gewissem Hintergrund, Kenntnissen, Erfahrungen und Werten – einem Gesamtpaket also, welches geschickt und gewinnbringend für alle Seiten eingesetzt und auch dementsprechend bezahlt wird.

Solange sich jedoch in den Köpfen nichts ändert, solange Chefs kein schlechtes Gewissen haben, Frauen per se weniger zu bezahlen, solange Frauen so bescheiden oder genügsam sind, das hin zu nehmen und solange typische Frauenberufe (Erzieherinnen, Pflegekräfte…) auf dem Gehaltszettel weniger wert sind als die Berufe, die überwiegend Männer ausüben – solange wird die Lohnlücke bleiben. Dieses Gesetz allein kann sie auf jeden Fall nicht schließen.

Über den Autor

Angelika

Angelika kümmerte sich von 2010 bis 2017 um die Vermittlung von Freiberuflern. Sie hat Betriebswirtschaft studiert und ist zudem ausgebildete Heilpraktikern. Im Büro sorgte sie für unser medizinisches Wohl und außerdem, dank ihres wunderbaren Humors, oft für gute Laune.