(Neue) Arbeitswelt

Wissen – Was ist das überhaupt?

wissenstreppe, Wissen, Quelle: pexels.com
Geschrieben von Niklas

„Wissen“ ist in der heutigen Zeit einer der Schlüsselbegriffe. Jeder will es, jeder braucht es und jeder meint es zu haben. Grade auf dem Arbeitsmarkt ist Wissen eines der Kernthemen. Doch was ist Wissen überhaupt? Und ist Wissen gleich Wissen?

Klingt kompliziert..

In seinem Buch „Wissensorientierte Unternehmensführung“ hat K. North die erste Frage wie folgt beantwortet:

„In Anlehnung an Probst et al. 1997 definieren wir Wissen als die Gesamtheit der Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Personen zur Lösung von Problemen einsetzen. Dies umfasst sowohl theoretische Erkenntnisse als auch praktische Alltagsregeln und Handlungsanweisungen. Wissen stützt sich auf Daten und Informationen, ist im Gegensatz zu diesen jedoch immer an Personen gebunden. Wissen entsteht als individueller Prozess in einem spezifischen Kontext und manifestiert sich in Handlung.“

..ist es aber nicht

Bitte was?! Zugegebenermaßen ist diese Definition nicht die einprägsamste. Allerdings wird die ganze Sache schon viel einleuchtender, wenn man sich Norths Wissenstreppe anschaut. Ausgangspunkt sind immer für sich stehenden Zeichen. Bettet man diese in eine Syntax (also in ein Regelsystem das bestimmt, wie elementare Zeichen in Zeichensystemen zu zusammengesetzten Zeichen kombiniert werden) entstehen daraus Daten. Erhalten diese wiederum eine Bedeutung, werden daraus schließlich Informationen. Häufig werden Information und Wissen gleichgesetzt. Dabei fehlt noch etwas Entscheidendes, damit aus einer Information Wissen wird: nämlich die Vernetzung durch Kontext, Erfahrungen oder Erwartungen.

Wissenstreppe nach North

Wissenstreppe nach North, eigene Darstellung

Ein Beispiel

Am Anfang stehen einzelne Zeichen, wie Ziffern und Buchstaben (z. B. 1; 3; G; R; A; D; C). Setzt man diese nach dem für uns üblichen Regelsystem zusammen, entsteht „13 Grad C“. Damit daraus eine Information wird, müssen wir die Bedeutung kennen. Wir wissen, dass 13 für eine bestimmte Zahl steht, was das Wort Grad bedeutet und, dass C eine Abkürzung für Celsius ist. In diesem Fall handelt es sich also um die Temperatur an einem bestimmten Ort, Grad Celsius. Man könnte nun meinen, damit wäre Wissen schon erreicht. Doch damit daraus tatsächlich Wissen wird, müssen wir den Wert vernetzen. Wir brauchen beispielsweise einen Vergleichswert oder müssen am eigenen Leib ein Gefühl dafür bekommen haben, was 13 Grad Celsius bedeutet. Was uns an diesem Punkt stutzen lässt, ist die Tatsache, dass wir ganz natürlich einordnen können, was 13 Grad Celsius bedeutet. Schließlich haben wir unzählige Vergleichs- und Erfahrungswerte im Laufe unseres Lebens gesammelt, alleine durch den täglichen Wetterbericht. Wir wissen, was diese Information bedeutet.

Wären es z.B. 13 Torr gewesen, könnte diese Information kaum jemand vernetzen. Erst, wenn ich nun verrate, dass 1 Torr der statische Druck ist, der von einer Quecksilbersäule von 1 mm Höhe erzeugt wird, entwickelt sich daraus Wissen. Allerdings fehlt den meisten nun wahrscheinlich noch das Gefühl dafür, was für Druck Quecksilber ausübt. Deswegen ist Wissen oft eine Kombination mehrerer Informationen und Einflüsse. Ein Netz eben.

Es geht übers Wissen hinaus

Zum Können fehlt dem Wissen wiederum der Anwendungsbezug. So weiß ich zwar in der Theorie, wie etwas gemacht werden muss, kann es allerdings trotzdem noch nicht ausführen. Kann ich etwas jedoch tun und will es auch tun, wird in den meisten Fällen Handeln daraus. Handle ich richtig, besitze ich sogar Kompetenz. Alles, was ich dabei als exklusive Kompetenz besitze, sorgt dafür, dass ich wettbewerbsfähig bleibe.

Wissen ist nicht gleich Wissen

Da ein Großteil von Wissen auf Erfahrungen beruht, ist Wissen zu einem großen Teil an Personen gebunden. Allerdings gibt es auch Wissen, das weitergegeben werden kann. Man unterscheidet deswegen  explizites und implizites Wissen. Explizites Wissen kann in Worte gefasst und so schriftlich bewahrt bzw. weitergegeben werden. Die Telefonnummer von Max Muster zum Beispiel. Implizites Wissen hingegen ist Wissen, bei dem genau dies nicht möglich ist. Als klassisches Beispiel dient oft die Tatsache, dass kaum jemand alle Bewegungsabläufe beim Fahrradfahren beschreiben kann. Trotzdem wissen die Meisten, wie es geht. Neben dem individuellen Wissen gibt es dann auch noch organisationales Wissen. Dieser Begriff bezeichnet Wissen, das erst aus dem Zusammenspiel des Wissens der einzelnen Elemente einer Organisation hervorgeht und der gesamten Organisation zur Verfügung steht.

Natürlich lässt sich Wissen auch transformieren, also z.B. explizites Wissen in implizites Wissen umwandeln. Man liest ein Rezept und kocht es nach, bildet eigene Netzstränge. Andersherum kann man z.B. Geschichten oder Metaphern erzählen, um implizites Wissen in explizites Wissen zu verwandeln – zumindest so gut es geht. Aus der Kombination von verschiedenem explizitem Wissen entsteht neues explizites Wissen, durch Unterhaltungen aus implizitem Wissen neues implizites Wissen.

Wissenstransformation nach Nonaka & Takeuchi

Wissenstransformation nach Nonaka & Takeuchi, eigene Darstellung

Wie ihr seht ist vieles möglich und der Begriff „Wissen“ deutlich komplexer, als man meint. Am Ende ist es aber dennoch eigentlich recht einfach. Ich hoffe, ihr habt nun einen ersten Überblick davon bekommen und wisst etwas mehr über Wissen.

Über den Autor

Niklas

Niklas studierte Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Marketing und unterstütze uns im Rahmen seines Pflichtpraktikums für 3 Monate vor allem im Bereich Personalmarketing. Zum Glück bringt er ein technisches Verständnis mit, damit wir künftig auch die Rubrik IT & Technik mit interessanten Artikeln füllen können... ;)