Früher galten Videospiele als Inbegriff für blasse Haut, Übergewicht und überschaubaren Sozialkontakt. Heute kann ein professioneller Gamer millionenschwere Preisgelder gewinnen und steht im Mittelpunkt von Millionen Fans. Als eSportler scheint sich all das zu erfüllen, wovon Zocker seit Jahren träumen. Wie kann der Traum von einer eSports-Karriere in Erfüllung gehen?
Level 01: Was ist eSports?
Mit eSports wird allgemein der sportliche Wettkampf zwischen Menschen bezeichnet, welcher mittels Computerspiele ausgetragen wird. Der Wettkampf erfolgt im Mehrspielermodus und kann als Individual- oder Mannschaftssport stattfinden. Das Regelwerk im Electronic Sports wird durch das Spiel und seine Software bestimmt, ergänzend kommen die Regeln des Veranstalters und externe Bestimmungen für den Wettkampf dazu. Es gibt je nach Spielgenres verschiedene Disziplinen:
- Ego-Shooter (z.B. Counter Strike, Halo)
- Sportsimulationen (z.B. FIFA, Gran Turismo) oder
- Strategiespiele in Echtzeit (z.B. League of Legends, Warcraft, Dota).
eSportler benötigen unterschiedliche geistige und motorische Fähigkeiten, um sich ein Platz auf dem Siegertreppchen zu erspielen. Die Wurzeln des Electronic Sports liegen weit zurück und sind eng mit der Erfindung von Videospielen verknüpft. Bereits die ersten Spiele wie Pong oder Tennis for Two waren wettkampforientiert. Zur Grundausrüstung gehören ein leistungsfähiger Computer und eine stabile, schnelle Internetverbindung. Entsprechendes Gaming Zubehör wie Computermäuse, Tastaturen oder Headsets müssen der starken Benutzung standhalten. Professionelle eSportler sind in Teams organisiert, die u.a. durch Manager und Trainer unterstützt werden.
Level 02: Welche Skills brauche ich als eSportler?
Wie jeder Sportler muss auch ein eSportler das Spiel an sich verstanden haben und das entsprechende Computerspiel mit allen Facetten präzise beherrschen. Das bedeutet, dass du nicht nur die Steuerung beherrschst, sondern auch taktische und strategische Züge zuverlässig kennst. Im täglichen Training, das bei ca. 8-10 Stunden liegt, werden u.a. Hand-Augen-Koordination, Reflexe und Reaktionsgeschwindigkeiten geübt. Neben den motorischen Fähigkeiten benötig ein eSportler räumliches Orientierungsvermögen, laterales und vorausschauendes Denken. Taktische Züge werden in den Trainings genau analysiert und geschult. Daneben werden die Spielzüge von anderen Pro-Gamern analysiert und im regen Community-Austausch diskutiert. Somit rücken zwei weitere Skills in den Fokus: Ausdauer und Durchhaltevermögen. Zu Beginn einer eSports-Karriere startest du häufig als Einzelkämpfer. Wenn du bei Turnieren die Liga-Rangliste nach oben kletterst, wird verstärkt auf soziale und kommunikative Fähigkeiten geschaut, denn professionelle eSportler trainieren und agieren im Team.
Level 03: Der Einstieg in den eSports Job
Wenn du dich für ein Computerspielgenre entschieden und schon viele Stunden damit verbracht hast, Spielzüge, Taktiken und Orientierung zu verinnerlichen, bist du gerüstet, um an Online Matches und Ligaspielen teilzunehmen. Auf diesem Level trittst du vom heimischen Rechner aus an. Im 1-gegen1-Match kannst du dich mit anderen Gamern aus aller Welt messen. Bei Turnieren kannst du dir auf den Ranglisten einen Namen machen. Spielst du überzeugend, laden dich Scouts oder Teamleiter zu einem Casting oder Probetraining ein. Überall auf der Welt wächst die Zahl der Sportklubs für eSports. Um in solch einen E-Gaming-Club mitspielen zu können, sind bestimmte Voraussetzungen nötig, wie Alter, Rang oder Erfahrung. Die Aufnahme in einen eSports-Klub kann der nächste Schritt sein.
Level 04: Auf Gaming-Events punkten
Wie auch andere Profi-Sportler reist ein Pro-Gamer auf Gamingevents um die ganze Welt. Diese Events sind der Höhepunkt, denn hier treffen die eSportler auf ihre Mitstreiter und Fans. In großen Hallen werden die Events ausgetragen und drum herum gibt es Unterhaltung, Lichtshows, Messen, Talks und vieles mehr. Als professioneller Gamer bist du das Aushängeschild deines Teams und wichtiger Werbeträger. Sponsoring ist wie im traditionellen Sport ein wichtiges Thema und wird dich schon von frühen Karrierestufen an begleiten. Du vermarktest nicht nur dein Team, Management, sondern auch die Marken deines Gaming-Zubehörs.
Level 05: Die Electronic-Sports-Branche
Die eSports-Branche lockt mit einem weltweiten Umsatz von 660 Millionen Euro und ca. 355 Millionen Zuschauer weltweit (Stand: 2017, Tendenz: steigend.). Allein der Umsatz in Deutschland betrug 2017 ca. 70 Millionen Euro. Schätzungen gehen davon aus, dass der Umsatz im Electronic Sports-Business allein in Deutschland bei 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2020 liegen soll. Kein Wunder, dass Fußball-Vereine wie der VfL Wolfsburg, RB Leipzig, FC Schalke oder der VfB Stuttgart bereits ein eSports-Team für die Fußball-Simulation FIFA auf die Beine gestellt haben. Laut einer Studie von PwC haben allein deutsche Unternehmen im Jahr 2016 rund 33 Millionen Euro Gewinn eingefahren. Im Ländervergleich wird Deutschland nur von USA, Südkorea und China überholt. Der Boom in der Branche zeigt sich auch darin, dass das Gesamtpreisgeld in 2016 bei etwa 93 Millionen US-Dollar lag. Somit verwundert es nicht, dass viele den Traum vom eSports-Olymp träumen.
Bonus-Level: Karriereboost mit dem richtigen Studiengang?
Um dein Wissen im Gaming Bereich zu erweitern, bieten Studiengänge wie Game Programming, Gamedesign, Game Engineering oder Computervisualistik eine gute Möglichkeit. Hier werden die Technologien gelehrt und der Perspektivwechsel vom Game-Nutzer zum Game-Entwickler geschult. Diese Studiengänge bieten die Grundlage für Berufe in den Bereichen Spieleentwickler, Softwareentwickler, Game Designer, Game Developer, Core Engine Developer und vieles mehr. Auch der klassische Studiengang Informatik liefert Grundlagen fürs Gaming. Da Videospiele von Menschen gespielt werden, gehört neben hervorragenden Informatikkenntnissen auch eine große Portion Menschenverständnis dazu. Wie bei den traditionellen Profisportlern ist die Dauer der sportlichen Höchstleistungen begrenzt: Oftmals gehen die aktiven Pro-Gamer schon mit ca. 25 Jahren „in Rente“. Nach dem Rückzug aus dem aktiven eSports bietet die Branche unterschiedlichste Jobs wie Organisator, Kommentator, Teampsychologe oder Digital Marketing Manager. Bisher gibt es keine spezielle Ausbildung oder einen etablierten Studiengang, der dir das Handwerkszeug zum Gaming lehrt und somit gibt es auch keinen geradlinigen Weg zum Erfolg. Professionelle eSportler haben gemeinsam, dass sie schon viele Jahre vor Karrierestart intensiv mit Videospielen in ihrer Freizeit auseinandergesetzt haben. In der Gaming-Branche ist es grundlegend, dass ein Spieler nicht nur ein Game beherrscht, sondern verschiedene Spiele eines oder unterschiedlichen Genres.
Level 06: Fazit
Die eSports-Branche ist kein vergnügtes Zocken, sondern ein hartes Geschäft. Einerseits locken millionenschwere Preisgelder, andererseits stehen die Pro-Gamer unter starkem Druck und nur wenigen gelingt der steile Aufstieg. Ohne einen Manager, Team und Sponsoring kann ein einzelner eSportler nicht in den Gaming-Olymp kommen. Die junge Branche frohlockt mit viel Ruhm und Geld, jedoch ist das Risiko und der Einsatz hoch. Bis der elektronische Sport in allen Bereichen die gleiche Anerkennung wie traditionelle Sportarten erlangt, können noch einige Jahre vergehen. Der Deutsche Olympische Sportbund hat bis heute eSports nicht als Sportart anerkannt. Nichtsdestotrotz zeigen die wachsenden Zahlen bei den Anhängern, Teams und Events, dass Electronic Sports durchaus eine lukrative Zukunft hat.