Bewerbung & Interview

Chatbots im Bewerbungsgespräch: Top oder Flop?

Chatbots_Roboter und Computer
Geschrieben von Tanja

Bei einer Bewerbung gilt es einiges zu beachten. Bewerbungsmappe, Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse – an so vieles muss gedacht und formuliert werden. Doch die sogenannten Chatbots brauchen diese ganzen Dokumente nicht. Und trotzdem werden die nützlichen Tools bei Vorstellungsgesprächen eingesetzt. Ob und wie das geht, verrate ich euch in meinem Beitrag:

Chatbot – was ist das eigentlich?

In vielen Bereichen wie dem Kundenservice und in der Jobvermittlung werden Chatbots eingesetzt und helfen den Menschen bei Problemen und Fragen. Doch was sind das genau für Dinger? Ein Chatbot ist ein Roboter. Nein, keine Maschine aus Stahl und Drähten, sondern eine Software. Das Wort „Chatbot“ setzt sich dabei aus Chat (englisch für plaudern) und der Abkürzung Bot für Roboter zusammen. Der nützliche kleine Helfer soll die Funktion des menschlichen Mitarbeiters übernehmen und so real wie möglich ein Gespräch gestalten. Als Synonyme für Chatbots werden auch die Bezeichnungen Job-Bot, Recruiting-Bot oder Career-Bot genutzt.

Und wie funktioniert ein Chatbot?

Alles schön und gut, aber wie funktionieren Chatbots eigentlich? Ganz einfach: Chatbots sind Computerprogramme bzw. textbasierte Dialogsysteme, welche in wiederholenden Mustern arbeiten können. Sie simulieren den Gesprächspartner und kommunizieren durch ein Eingabefenster in natürlicher Sprache. Dabei wird auf der Grundlage von künstlicher Intelligenz, auch Artificial Intelligence (A.I.), Fragen und Antworten geplant und ausgewertet, wie der Bot reagieren soll. Durch Programmieren der Chatbots lassen sich Befehle implementieren und Antworten vordefinieren. Auch eine Verwendung als Avatar (grafischer Stellvertreter) ist möglich. Das klingt jetzt ganz schön nach IT-Kauderwelsch. Einfacher gesagt: Chatbots stellen dem Bewerber wie ein Personaler Fragen und beziehen ihre Antworten von einer Datenbank. Dabei erstellen sie ein Profil des Jobsuchenden und gleichen die eingegebenen Antworten des Bewerbers mit den gespeicherten Voraussetzungen der freien Stelle ab.

Die Vorteile eines Chatbots

Für Unternehmen sind Chatbots eine große Hilfe und bieten erhebliche Vorteile, vor allem für große Konzerne mit vielen Bewerbern. Bei der Kommunikation mit Kunden ersparen die kleinen Roboter viel Zeit und Aufwand. Viele Unternehmen legen große Stücke auf die Softwares und das zu Recht. Chatbots vereinfachen den Vorgang der Bewerbersuche erheblich. Stellt euch einen Recruiter vor, der weder Feierabend, noch Urlaub, noch Krankheiten kennt und rund um die Uhr arbeiten kann. Verschnaufpausen braucht er nicht, da er dauerhaft belastbar ist. Bei einem Bewerbungsgespräch bilden sich Personaler auch anhand von Reaktionen, Mimik und Gestik eine Meinung von ihrem Gegenüber. Auch persönliche Fakten wie Herkunft, der Name und das Aussehen spielen dabei eine Rolle. Nicht so bei einem Chatbot. Er entscheidet nur anhand von Daten. Somit ist eine vorurteilsfreie Vorauswahl von Kandidaten möglich und Diskriminierung wird weitestgehend vermieden.

Chatbots bieten für Bewerber auch bezüglich Verfügbarkeit Vorteile. Eine Bewerbung ist jetzt an jedem Ort und zu jeder Zeit durchführbar. Ohne Papierkrieg, Zeugnischaos oder Formulierungs- und Formatierungsschwierigkeiten ist es möglich sich z.B. per WhatsApp oder Facebook mit wenigen Sätzen zu bewerben. Das sofortige Reagieren des Bots auf die Bewerbung vermeidet unnötige Verzögerungen bei der Bewerberauswahl. Jedoch sollte der Faktor Mensch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Der Recruiter übernimmt nach der Bewerbung, die Einschätzung der Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale des potenziellen Mitarbeiters. Der Chatbot dient hier als rechte Hand.

Klingt doch fast zu schön, um wahr zu sein, oder? Ja, denn auch Maschinen können an ihre Grenzen stoßen.

 

Wo ist der Haken?

Die Entwicklung hinsichtlich der Kommunikation und Auswertung mit den Chatbots ist jedoch noch nicht in dem Maße vorangeschritten, dass ein perfekter Bewerber ausgewählt werden kann. Einer der wenigen aber gravierenden Nachteile der Chatbots: durch eine Selektion anhand von Algorithmen werden potenzielle Bewerber aussortiert, welche nicht in das Schlagwortraster passen. Leider werden dabei auch wichtige Fähigkeiten und andere, für das Unternehmen wertvolle Faktoren zur Einstellung des Bewerbers, außer Acht gelassen. Da die Bewerbung nur auf wenige essenzielle Fragen eingeschränkt wird, wandeln sich diese je nach Stellenausschreibung. So kommen bei Standardfragen, nur Standardantworten zurück. Weiß der Bot nicht mehr weiter, wird das Gespräch mit dem Personaler weitergeführt. Er versteht eben nicht jedes Wort, aber der kleine Helfer ist lernfähig. Je mehr nützliche Daten er bekommt, desto besser ist das Ergebnis. Entwicklungstechnisch ist jedoch noch sehr viel Platz nach oben.

„Das sagte ich doch schon“– Kommunikationstipps

Der Umgang mit Chatbots ist manchmal nicht einfach. Um Sprachbarrieren aus dem Weg zu schaffen, hier ein paar Tipps zur richtigen Kommunikation:

  • achtet auf kurze Formulierungen, komplexe Satzstrukturen können nicht richtig umgesetzt werden
  • kommuniziert am besten mit Begriffen aus der Stellenausschreibung, wählt dabei konkrete fachliche Anforderungen
  • schreibt fehlerfrei in die Dialogfelder, der Chatbot erkennt falsch geschriebene Wörter oft nicht
  • bittet euch der Bot eure Kenntnisse und euren Werdegang aufzuzeigen, nennt eure Stationen und erlernten Fähigkeiten klar und deutlich
  • bezieht euch bei Fragen auf die in der Stellenausschreibung verwendeten Bezeichnungen, fasst sie so kurz wie möglich

Ihr seht, auch bei Maschinen ist die Vorbereitung auf das „Gespräch“ das A und O, vereinfacht die Kommunikation mit ihnen und verhindert Missverständnisse.

Fazit: Haben Chatbots eine Zukunft?

Chatbots finden in unserer heutigen Zeit schon sehr viel Resonanz und Begeisterung, gerade bei großen Unternehmen. Aufgrund des hohen Potenzials lohnt sich eine Investition in diese Technologie, insbesondere im Recruiting. Auch wenn der Umgang mit den digitalen Helfern noch etwas holprig ist, die Entwicklung der Digitalisierung, Automatisierung und mobilen Internetnutzung schreitet stetig voran. Im Moment befinden wir uns in einem Übergang, denn viele der künstlich intelligenten Tools unterliegen der menschlichen Intelligenz von Recruitern. Doch mittlerweile werden die kleinen Maschinen schon in zahlreichen Bereichen eingesetzt, was sich in der Zukunft vervielfachen wird. Fakt ist: Der Trend um die Chatbots wird weiter anhalten und sich verbreiten. Sie erleichtern sowohl Unternehmen die Bewerberauswahl, als auch Bewerbern die Kommunikation mit den Unternehmen. Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass die kleinen Roboter nur eine Hilfestellung darstellen, denn nichts kann einen guten Recruiter ersetzen.

Habt ihr schon Erfahrungen mit Chatbots gesammelt? Wie ist es euch dabei ergangen?

 

Über den Autor

Tanja

Tanja studierte Betriebswirtschaft im Bachelor mit den Schwerpunkten Marketing und Wirtschaftsinformatik und war ab November 2018 als Praktikantin neu im Team. Hier unterstützte sie für drei Monate den Personalmarketingbereich und versorgte den Bewerberblog fleißig mit spannenden Artikeln.