Bewerbung & Interview

Wie unlösbare Aufgaben lösbar werden

Case Studies in Bewerbungsgesprächen, Quelle: Willi Heidelbach/pixelio.de
Geschrieben von Niklas

Case Studies in Bewerbungsgesprächen

Wie viel Umsatz machen die Hersteller von Hundefutter in Deutschland? So oder so ähnlich könnte eine der Fragen in einem Bewerbungsgespräch aussehen, insbesondere bei betriebswirtschaftlichen Berufen. Und diese Frage hat mehr mit dem Job zu tun, als man im ersten Moment meinen könnte. Denn hier geht es in erster Linie nicht um die eine richtige Antwort, sondern um den Weg zur Lösung.

Der Weg ist das Ziel

Immer mehr Unternehmen möchten die Fähigkeiten eines Bewerbers mit Hilfe von praxisnahen Aufgaben testen. Eine Möglichkeit dazu sind sogenannte Case Studies, also Fallstudien wie die oben genannte. Oft wirken sie im ersten Moment willkürlich und unlösbar. Doch es geht auch gar nicht darum, die Frage exakt zu beantworten, sondern vielmehr darum herauszufinden, wie ein Bewerber mit einer solchen Frage umgeht und wie er die Lösung dieser angeht. Tatsächlich sind viele Fragen bzw. Aufgaben gleich viel lösbarer, wenn man sie in Teile zerlegt und etwas darüber nachdenkt. Eine Mischung aus kreativem und analytischem Denken ist gefragt. Wählt man einen guten Ansatz und stellt logische Überlegungen an, kann die Lösung noch so falsch sein. Der Personalverantwortliche wird es einem nicht übel nehmen.

Arten von Case Studies

Es gibt drei unterschiedliche Arten von Case Studies:

Die kürzesten Formen sind die sogenannten Brainteaser. Sie sind recht kurz und lassen sich verhältnismäßig schnell lösen. Im Großen und Ganzen können das Aufgaben ähnlich denen in IQ-Tests sein. Wortpaare bilden, passende Wörter finden oder mathematische Aufgaben sind hier häufige Beispiele.  Allerdings sind sie meist nicht trocken formuliert, sondern in einer leicht „schrägen“, humoristischen oder versteckten Form. Schließlich soll der Bewerber kurz aus dem Konzept gebracht und seine Reaktion darauf sichtbar gemacht werden.

Welches Land fehlt? – a) Japan b) Mali c) Israel d) Kroatien e) ???

Eine weitere Form sind die Abschätzungs-Cases (auch Marktgrößen-Cases genannt). Hier möchte der Personalverantwortliche herausfinden, ob der Bewerber einen realistischen Bezug zu Zahlen und Größenordnungen hat und wie strukturiert er an eine erstmal unlösbare Herausforderung herangeht. Es geht also nicht darum, die tatsächlich richtige Antwort zu wissen, sondern eine realistische und begründete Schätzung abzugeben. Für diese Aufgaben bleibt mehr Zeit.

Wie viel Umsatz machen die Hersteller von Tierfutter in Deutschland?

Die größten und umfangreichsten Aufgaben sind die Business Cases. Sie sind die häufigste, aber auch zeitaufwendigste Art der Case Studies. Abschätzungs-Cases können hier einen Teil darstellen. Darüber hinaus müssen aber noch weitaus komplexere Fragestellungen beantwortet werden. Hier gilt es die Markteinführung eines neuen Produktes, Reaktionen auf das Verhalten von Wettbewerbern bzw. externen Faktoren oder gar Fusionen und Akquisitionen theoretisch zu skizzieren. Im Verlauf muss der Bewerber unter Beweis stellen, dass er sowohl Zusammenhänge erkennen als auch Werkzeuge seines Faches anwenden kann.

Das Unternehmen „Streams for Kids“ bietet einen Streaming-Dienst an, der Kindern (bzw. deren Eltern) Filme und Serien kostenlos, aber durch regelmäßige Werbeblöcke unterbrochen, anbietet. Da die Werbung nicht sehr rentabel ist, möchte das Unternehmen ein kostenpflichtiges Angebot einführen. Wie könnte dies ganz konkret aussehen? Welcher Preis ist für das Unternehmen optimal?

Die Lösung ist näher, als man denkt

Grade für die letzten beiden Fälle gilt es, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und das Problem strukturiert anzugehen. Zunächst sollte der Bewerber prüfen, ob er die Fallsituation richtig verstanden hat und alle enthaltenen Informationen identifizieren. Im Anschluss gilt es, sich in kleinen logischen Schritten der Antwort anzunähern. In der Regel werden nun zunächst die Aussagen getroffen und lauten Überlegungen angestellt, die anhand der gegebenen Informationen möglich sind. Durch geschickte Fragestellungen kann der Bewerber dann häufig zusätzliche Informationen vom Personalverantwortliche einholen. Manchmal führt dieser auch selbst durch Fragestellungen in Richtung der Lösung. Dabei werden die Ergebnisse immer konkreter. Dennoch hilft es, sich im Vorfeld eines Bewerbungsgespräches einige allgemeine Basisdaten anzuschauen, um ein Gefühl für Zahlen und Größenverhältnisse zu bekommen.

Mit Frameworks wird das Leben leichter

Bei der Lösung hilft es außerdem, sich sogenannter Frameworks zu bedienen. Dies sind standardisierte Rahmen, mit denen man Problemstellungen eines bestimmten Typus begegnen kann. In der einfachen Form lassen sich viele Aufgaben zum Beispiel zunächst einmal in Kosten/Nutzen, intern/extern oder Angebot/Nachfrage unterteilen. Im fortgeschritten Status kommen dann Werkzeuge wie festgelegte Analyseverfahren oder Matrizen zur Anwendung. Hat man solche Orientierungshilfen, lassen sich die benötigten Informationen relativ leicht einholen und im nächsten Schritt anwenden. Am Ende zählt dabei nicht das Ergebnis, sondern dass man jeden Schritt aus einem bestimmten Grund durchgeführt und ihn begründet hat.

Es zeigt sich also, dass auch scheinbar unlösbare Aufgaben kein allzu großes Hindernis darstellen, wenn man ruhig bleibt und die Sache strukturiert angeht. Die Lösungen zu den Beispiel-Aufgaben werde ich in einem separaten Blog-Artikel für euch festhalten. Bis dahin versucht doch einfach mal, selbst ein paar Überlegungen dazu anzustellen und euer Vorgehen in den Kommentaren zu notieren.

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Über den Autor

Niklas

Niklas studierte Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Marketing und unterstütze uns im Rahmen seines Pflichtpraktikums für 3 Monate vor allem im Bereich Personalmarketing. Zum Glück bringt er ein technisches Verständnis mit, damit wir künftig auch die Rubrik IT & Technik mit interessanten Artikeln füllen können... ;)