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Trainee-Programme als Alternative für Berufseinsteiger

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Geschrieben von Ramon

Sicherlich habt ihr schon einmal Ausschreibungen gesehen, in denen von Trainees und Trainee-Programmen die Rede ist. Doch was steckt dahinter? Handelt es sich um eine sinnvolle Option für Berufseinstiger, die noch nicht viel Erfahrung in der Praxis sammeln konnten? Oder ist das nur ein „Trick“ von Unternehmen, um an billige Arbeitskräfte zu kommen? Wir haben für euch recherchiert, für wen Trainee-Programme interessant sind und worauf ihr achten müsst.

Was heißt es, ein „Trainee“ zu sein?

Zunächst einmal meint ein Trainee-Programm nichts anderes als eine praktische Ausbildung für ein bestimmtes Berufsfeld. Wichtig ist zu wissen, dass „Trainee(-Programm)“ kein geschützter Titel ist und dass es keine Standards oder Richtlinien gibt, an die sich ein Unternehmen halten muss – anders als dies etwa bei einem Praktikum der Fall ist. Im Wesentlichen steckt ein Förderprogramm dahinter, das im Anschluss an eine Erstausbildung absolviert wird und im Regelfall etwa 6 Monate umfasst. In Seminaren und Trainings, aber auch in praktischen Aufgaben, werden berufsrelevante Kompetenzen und Soft Skills erworben sowie gegebenenfalls Fachwissen angeeignet. Um den Blick zu weiten gibt es Mentoren-Programme, Networking-Events und Job-Rotation – und sogar Auslandsaufenthalte sind im Rahmen eines Traineeships möglich!

Trainee-Programme richten sich eher an Berufseinsteiger, insbesondere an Studienabsolventen. Vor allem Letztere mögen zwar fachlich kompetent sein, was den Unternehmen jedoch meist fehlt, ist die Erfahrung im Umgang mit praktischen Herausforderungen im Berufsalltag. Der Begriff „Trainee“ kommt – wer hätte das gedacht – aus dem Englischen: Er betont den Übungscharakter der Ausbildung und macht deutlich, dass man sich erst noch auf die auszuübende, oftmals anspruchsvolle Tätigkeit vorbereitet, eben „trainiert“. Wer sich also ernsthaft für einen Beruf interessiert und mehr als nur ein Praktikum in einem Unternehmen machen möchte, für den stellen Trainee-Programme eine spannende Option dar.

Welche Branchen bieten Traineeships an?

Aktuell sind auf den großen Stellenbörsen in Deutschland mehr als 2.000 Trainee-Stellen ausgeschrieben, vor allem in wirtschaftlichen und technischen Berufen. Knapp die Hälfte der Unternehmen bietet neben dem Direkteinstieg ein Trainee-Programm an. Dieses Verhältnis hat sich in den vergangenen 15 Jahren nicht groß verändert. Große Konzerne wie die Unternehmensberatung Accenture oder die Lufthansa Group haben seit vielen Jahren Trainee-Programme im Angebot, um ihren Nachwuchs an Fach- und Führungskräften zu sichern.

In einigen Berufsfeldern gibt es etablierte Karrierewege und ausgetüftelte Onboarding-Verfahren, die mit einem Trainee-Programm vergleichbar sind. So sind etwa das Volontariat im Kulturbereich, das Referendariat im öffentlichen Sektor oder das Vikariat im kirchlichen Bereich oftmals eine Voraussetzung für die weitere Laufbahn. Gemeinsam haben sie, dass es jungen Menschen und gerade Absolventen die Möglichkeit bietet, als „Junior“ einen Fuß in die Praxistür zu bekommen. Auch für die Unternehmen ist dies ein Vorteil: Denn durch das gegenseitige „Abtasten“ können beide Seiten herausfinden, ob und wo der Trainee am besten in der Firma aufgehoben ist.

Onboarding mal anders – was erwartet euch als Trainees in der Ausbildung?

Obwohl die meisten Trainee-Programme auf etwa 6 Monate angelegt sind, gibt es von wenigen Monaten bis hin zu zwei Jahren ganz unterschiedliche Formate – das hängt stark von der Branche ab, in der das Traineeship angesiedelt ist. Anders als der klassische Direkteinstieg ist die Trainee-Ausbildung kein reines Learning-on-the-Job. Dafür hat man als Trainee auch weniger Verantwortung zu übernehmen und einen geschützten Raum, in dem praktische Erfahrungen gemacht werden können.

Vielmehr folgt man als Trainee einem bestimmten Lernpfad, durchläuft verschiedene Phasen im Programm und hat bestenfalls einen Mentor, der einen auf dem Weg begleitet. Häufig sind damit vorab festgelegte Qualifikationsziele verbunden, mitunter auch Leistungsbeurteilungen, die den individuellen Fortschritt dokumentieren und die die spätere Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis erleichtern sollen.

Trainees, die speziell für Führungsaufgaben vorgesehen sind, werden oftmals in mehreren Bereichen des Unternehmens eingesetzt und absolvieren ihre Zeit in verschiedenen Abteilungen. So erhalten sie einen guten Einblick in die Strukturen ihrer Organisation und lernen, zwischen den Perspektiven Einzelner zu unterscheiden. Mitunter gibt es gleich zu Beginn auch Schulungen oder Workshops mit fachlichem Input, die alle Trainees zusammen durchlaufen. Dadurch werden Trainee-Stellen ja erst interessant, denn immerhin spiegeln sich darin die Wertschätzung und das Engagement von Unternehmen wider, das diese ihren jüngsten Mitarbeitern entgegenbringt.

 

Anforderungen an das erste Gehalt einordnen

Was das erste Gehalt als Trainee angeht, so gibt es eine große Spannbreite: Je nach Branche, Unternehmensgröße und Region in Deutschland werden monatlich zwischen 2.400 bis zu 5.000€ gezahlt – im Marketing bei einem mittelständischen Unternehmen natürlich etwas weniger als im Management beim Automobil-Zulieferer oder als Trainee im Investment-Banking. Fest steht, dass man als Trainee bereits genug verdienen sollte, um auf eigenen Beinen stehen und davon leben zu können.

Im Vergleich zum Direkteinstieg fällt das erste Gehalt als Trainee natürlich etwas niedriger aus, im Schnitt macht dies aber nicht mehr als 6% aus. Macht euch stattdessen bewusst, welche wertvollen Erfahrungen ihr sammeln könnt: Vielleicht bekommt ihr sogar die Möglichkeit, bestimmte Zertifizierungen zu absolvieren, die ihr auch unabhängig von eurem weiteren Weg im Unternehmen mitnehmen könnt. All dies ist als Einsteiger mitunter wertvoller, als am Monatsende ein paar hundert Euro mehr auf dem Konto zu haben.

Als Trainee erhaltet ihr vermutlich zunächst nur einen befristeten Arbeitsvertrag für die Dauer des Programms. Aber für engagierte Trainees bestehen gute Chancen, übernommen zu werden – immerhin hat das Unternehmen bereits in dich investiert. Ein Trainee-Programm kann sich also durchaus lohnen, solltet ihr übernommen werden. Denn nach dem Abschluss der Ausbildung steht voraussichtlich schon die erste Gehaltserhöhung an!

Worauf ihr achten solltet, wenn ihr euch für Trainee-Programme bewerbt?

Auch wenn ihr noch nicht viel Berufserfahrung vorweisen könnt, so solltet ihr darauf achten, euch nicht unter Wert zu verkaufen. Wenn ihr das Gefühl habt, ein Unternehmen sucht nur einen besseren Praktikanten, als in die Ausbildung von Berufseinsteigern zu investieren, solltet ihr eher Abstand nehmen.

Ein guter Hinweis auf eine qualitativ gute Trainee-Ausbildung können Auszeichnungen wie die von Absolventa sein, die jährlich an vorbildliche Unternehmen vergeben werden, auch für Trainee-Programme. Obwohl solche Preise natürlich keine ultimative Garantie für die Qualität der Ausbildung sind, so bekennt sich das Unternehmen damit öffentlich zu seinen Trainees.

Macht bei der Bewerbung klar, dass ihr „Bock“ auf das Trainee-Programm habt: Denn was ihr auf jeden Fall mitbringen solltet, ist eine mitreissende Begeisterung für das Thema, in dem die Trainee-Stelle ausgeschrieben ist. Die möglicherweise fehlende Praxiserfahrung ist dabei gar nicht ausschlaggebend, die werdet ihr ja mit der Ausbildung erwerben. Im Anschreiben eurer Bewerbung könnt ihr dabei durchaus kreativ sein und euren Innovationsgeist zeigen. Immerhin bewerbt ihr euch ja nicht um einen Vorstandsposten, sondern wollt zur neuen Generation gehören und frischen Wind in die Firma bringen.

Lohnt es sich, ein Trainee-Programm zu absolvieren?

Fazit: Trainee-Programme sind eine gute Chance für Berufseinsteiger, das Unternehmen und den Job kennenzulernen. Gerade auch für Quer- und Wiedereinsteiger bietet sich die Möglichkeit, sich schnell die erforderlichen Kompetenzen anzueignen.

Lasst euch von den vielen Optionen und Begriffen nicht verwirren. Ob Trainee oder Junior, die Assistenzposition oder das Jump-Start-Programm – achtet auf die genannten Qualitätskriterien. Und wer sich noch immer unsicher ist, der kann sich zum Beispiel auf der Seite Trainee-Geflüster weiter über Trainee-Programme informieren.

Über den Autor

Ramon

Ramon hat in Jena, Magdeburg und Maputo (Mosambik) studiert und kam Anfang 2018 über ein Praktikum zum IT-Consulting-Team. Mit seinem bildungswissenschaftlichen Hintergrund unterstützte er u.a. die Aus- und Weiterbildung des IT-Teams.