Bewerbung & Interview

Referenz einholen: Rufen Personaler wirklich beim alten Chef an?

Ein bisschen heikel ist das schon: Ich bewerbe mich irgendwo und der Personaler dort ruft meinen alten Chef an, um sich nach meiner Arbeit zu erkundigen. Selbst wenn man sich seiner Sache sehr sicher ist und das Unternehmen im Guten verlassen hat, haben doch die meisten ein mulmiges Gefühl dabei. Deshalb die Frage: Wie oft wird denn so eine Referenz eingeholt? Und was wird abgefragt?Wie fast immer muss ich auch in diesem Fall sagen: Es kommt darauf an. Die persönliche Referenz wird bei weitem nicht bei jedem Bewerber eingeholt. Auch nicht bei Studentenjobs oder Praktika. Und in der Regel auch nicht, wenn die Bewerbung schlüssig und aussagekräftig ist, die Arbeitszeugnisse einhellig positiv sind. Zeichnen sich jedoch Unklarheiten ab (eins der Arbeitszeugnisse klingt negativ, Widersprüche in Lebenslauf, Zeugnissen oder Anschreiben) oder ganz bestimmte Skills werden für die neue Stelle verlangt, die man aus der Bewerbung nicht ablesen kann, ruft der Personaler schonmal beim alten Arbeitgeber an, um eine persönliche Einschätzung einzuholen.

Das kommt auch vor, wenn es bereits ein Vorstellungsgespräch gegeben hat und Punkte offen geblieben sind oder man sich nicht sicher ist, ob der Kandidat passt. Außerdem sind natürlich Führungspositionen auch typische Fälle, in denen man auf Nummer sicher geht und einen Anruf tätigt.

Worum geht es dann in so einem Gespräch: Wesentlich ist (zumindest für mich) die erste Reaktion des Gegenübers auf meine Frage, weil diese Reaktion in aller Regel nicht überlegt und daher besonders authentisch ist. Ein „Ach Gott, kommen Sie mir nicht mit dem!“ oder „Das war ein toller Mitarbeiter, schade, dass der gegangen ist.“ sagt schon sehr viel aus.

Außerdem frage ich nach den konkreten Aufgaben des Mitarbeiters und wie er in bestimmten Situationen typischerweise gehandelt hat. Oft frage ich auch, welche Hinweise der Ex-Chef einem neuen Arbeitgeber in Bezug auf diesen Mitarbeiter auf den Weg geben möchte, auch das ist häufig sehr aufschlussreich. Wirft das Arbeitszeugnis Fragen auf, spreche ich natürlich auch das an.

In aller Regel erhält man durch solche Telefonate durchaus erhellende Informationen und ein Puzzlestück mehr, um die Passung eines Bewerbers auf eine Stelle zu ermitteln und vor allem um Zwischenmenschliches näher zu ergründen. Oft genug sagt so ein Gespräch aber auch einiges über den alten Arbeitgeber bzw. Chef aus…

In jedem Fall stützt sich ein professioneller Recruiter nicht zu sehr auf solche Aussagen oder holt mehrere Referenzen ein um sich ein Bild zu machen. Ausschlag gebend kann die Referenz aber doch sein.

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