Arbeitsrecht

Weil Recht haben nicht immer Recht bekommen heißt

Hat ein Praktikant Anspruch auf bezahlten Urlaub? Darf ein Werkstudent nach einer Gehaltserhöhung fragen? Darf man die Chefetage auch mal auf einen Fehler hinweisen?

Ganz spontan würde ich jetzt auf alle drei Fragen mit einem „Warum nicht?“ antworten. Aber so einfach ist es eben doch nicht. Denn nur weil man Recht hat, heißt das noch lange nicht, dass man auch Recht bekommt.

Als Praktikant oder Werkstudent hat man tatsächlich Anspruch auf bezahlten Urlaub, den man natürlich auch beanspruchen sollte. Ich empfehle allerdings, nicht gleich zu Beginn des Praktikums nach Urlaub zu fragen, sondern sich diese erholsamen Tage für das Ende aufzuheben. Schließlich sollte man am Anfang erstmal zeigen, dass mehr in einem steckt als der Drang gleich wieder die Beine hochzulegen.

Bei Werkstudenten ist die Situation noch etwas anders. Da sie ja nur stundenweise arbeiten, ist das mit dem Urlaub auch oft nicht so genau geregelt. Meistens ist es doch so, dass der Werkstudent unbezahlten Urlaub macht und die Zeit, die er nicht gearbeitet hat, nachholt. Das ist irgendwie unfair, aber doch gang und gäbe. Wenn man dann als Werkstudent nach bezahltem Urlaub fragt, wird man meistens eher schief angeguckt für eine solch „unerhörte“ Frage – getreu dem Motto „Sowas hat ja bei uns noch niemand gefragt und das gibt’s bei uns auch nicht“.

Ähnlich verhält es sich wohl mit der Gehaltsfrage. Meistens sind Werkstudenten pauschal auf 400-Euro-Basis beschäftigt oder sie arbeiten für einen bestimmten Stundenlohn. Die Frage, warum sie nicht auch mal mehr verdienen dürfen – vielleicht weil sie mit längerer Betriebszugehörigkeit auch verantwortungsvollere Aufgaben übernommen haben oder einfach aus Inflationsgründen, ist durchaus gerechtfertigt, sorgt aber sicher auch in der Führungsetage für einiges Stirnrunzeln. In meiner studentischen Berufslaufbahn hatte ich tatsächlich das Glück, dass ich eine Gehaltserhöhung bekam, aber üblich ist das wohl eher nicht.

Und berechtigte Kritik gegenüber dem Chef? Auch das ist eine heikle Angelegenheit. Wenn einem wirklich was auf dem Herzen brennt, dann sollte man das auch sagen, weil es sonst immer schwieriger wird, professionell zusammenzuarbeiten. Dabei sollte man aber immer darauf achten, dass man sachlich und vor allem diplomatisch bleibt. Ein sarkastischer Unterton kann an der falschen Stelle auch mal schnell missverstanden werden. Das kommt natürlich auch immer auf den Chef und die Beziehung zwischen den Beteiligten an. Wenn man gar nicht zurechtkommt, sollte man ernsthaft über einen Jobwechsel nachdenken.

Also nur weil man Recht hat, wird man in manchen Fällen nicht immer Recht bekommen. Man kann und sollte natürlich um sein Recht kämpfen, muss sich aber auch darauf einstellen, dass auch was zurückgeschossen kommt.

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