Ratatouille

Von der Kunstgeschichte zum IT-Consulting

Trento_IT-Consulting
Geschrieben von Julia

Manche Lebensläufe sind sehr geradlinig: Grundschule, Gymnasium, Studium, Arbeit im studienrelevanten Bereich, Ende. Sie sehen vielleicht nicht allzu spannend aus, zeugen aber von der Fähigkeit, für sich passende Entscheidungen zu treffen und diese selbstmotiviert umzusetzen. Andere wiederum scheinen auf den ersten Blick etwas verwirrend, aber das muss nicht in einem Mangel an Tatendrang und Weitsicht begründet sein – man muss sich nur auf die dahinterstehende Person einlassen und ihre Geschichte anhören. Die könnte in etwa wie folgt aussehen:

Meine Anfänge als Geisteswissenschaftlerin

Ich bin Julia und unterstütze (zusammen mit Linda) das IT-Consulting-Team der TowerConsult. Nach dem Abitur in Jena zog es mich direkt an die heimische Universität, um meinen Leidenschaften der Kunstgeschichte und Anglistik nachzugehen, die nach meiner an Sprachen und Kunst orientierten Schulausbildung nur folgerichtig erschien. Nach den ersten Semestern wurde mir jedoch klar, dass ich zur Abwechslung auch ein paar konkrete Daten und Fakten in der Hand haben wollte. Anstatt den ganzen Tag mit kryptischen Texten zu verbringen und mir regelmäßig von Professoren in Anzügen, die ihre E-Mails von ihren Sekretärinnen ausdrucken ließen, um diese handschriftlich zu beantworten, damit sie dann wiederum von der Sekretärin abgetippt endlich ihren Weg durch den Äther des Internets antreten konnten, weitere solcher Texte vorlesen zu lassen.

Um herauszufinden, ob die Arbeit als Kunsthistorikerin wenigstens in der Praxis lohnenswerter ist, schob ich ein mehrmonatiges Praktikum am Kunst-Auktionshaus ein. Ergebnis: Unbefriedigend. Daran schloss sich ein Auslandssemester an der Universität Nottingham in England an, bei dem ich viel über mich selbst lernte. Hier fasste ich endlich den Entschluss, meinem schlechten Bauchgefühl zu folgen und einen anderen Weg einzuschlagen. Der sprachwissenschaftliche Teil des Anglistik-Studiums hatte mir bisher am meisten Spaß gemacht und das wollte ich mit meinem Interesse an der Psychologie verbinden. Nach einigen Recherchen fand ich ein Fach, das vielversprechend klang: Cognitive Science!

 

Der Umzug in die Naturwissenschaften

Untersuchungsgegenstand der Cognitive Science (Kognitionswissenschaft) ist der menschliche Geist und seine Fähigkeiten wie Wahrnehmung, Denken, Entstehung und Empfindung von Emotionen, Lernen und Sprechen, wobei die dazugehörige „Hardware“ – das Gehirn – natürlich nicht fehlen darf. Das nötige Rüstzeug, um sich dieser Vielfalt an Themen zu nähern, wird in Veranstaltungen zu Psychologie, Neurobiologie, Philosophie des Geistes, Mathematik, Informatik und Neuroinformatik (zur Auswertung und Modellierung experimentell gewonnener Daten), Künstlicher Intelligenz und (Computer-)Linguistik vermittelt. Ich blieb für das Bachelor- und Masterstudium in Osnabrück und überraschte mich selbst damit, die Mathematikprüfung beim ersten Versuch zu bestehen oder für meine Bachelorarbeit ein Experiment zu designen und zu programmieren. Ein großartiger Aspekt an meinem auserkorenen Studiengang ist nämlich, dass man trotz Spezialisierung auf forschungsorientierte Disziplinen wie Kognitive Psychologie oder Linguistik in jedem Fall Grundkenntnisse in Mathematik und Informatik erwirbt, die die eigene Zukunftsperspektive sinnvoll erweitert.

Nach ein paar schönen Jahren im überschaubaren Osnabrück zog es mich noch einmal ein halbes Jahr für mein Masterarbeitsprojekt in die Ferne, ins ebenso überschaubare aber wunderschöne italienische Trento.

… und was macht man dann damit?

Nach diesem selbst auferlegten Studium Generale stand die große Entscheidung an, weiter in der Forschung zu bleiben oder in der „freien Wirtschaft“ mein Glück zu suchen. Obwohl zurzeit sehr viele Forschungsgelder in die Neurowissenschaften fließen ist es nicht gerade einfach, eine Doktorandenstelle zu ergattern und danach wird die Luft naturgemäß immer dünner, je weiter man versucht, die akademische Karriereleiter zu erklimmen. Zudem hatte ich im Laufe des Studiums nicht nur glückliche Doktoranden kennengelernt, sondern wusste um die teils schwierigen Bedingungen. Also bewarb ich mich für Stellen, bei denen meine interdisziplinäre Ausbildung gefragt war. So landete ich bei der TowerConsult, bei der ich mich jetzt als „halber Quereinsteiger“ im IT-Consulting (bei der ich langsam aber sicher zum Vollblutprogrammierer werde) einbringe und sehr viel lerne.

Wie man sieht, kann auch einem ungeraden Lebenslauf eine Geschichte zugrunde liegen, bei der jeder einzelne Schritt für sich betrachtet vollkommen logisch und folgerichtig erscheint. Wenn man genau hinschaut, wird man mit Blicken über den Tellerrand belohnt!

Über den Autor

Julia

Julia hat in Jena, Osnabrück, Nottingham (England) und Trento (Italien) studiert und brachte ihre Erfahrungen seit Ende 2017 im IT-Consulting-Team ein. Mit ihrem Fach-Know-How berichtete sie uns aus der Welt der Software-Entwicklung.